Teamwerk erhält Stipendium
Im neunten Durchgang legte der „start- social“-Wettbewerb den Fokus auf Themen wie Bildungsungleichheit und Hilfe bei gesundheitlichen Problemen. Auffallend viele Stipendiatenprojekte stellen ältere Menschen und Ansätze zur Bewältigung des demo-grafischen Wandels in den Mittelpunkt ihrer Arbeit. Sie reichen von den ehrenamtlich engagierten Zahnmedizinern von „Teamwerk“, die sich in München um die Zahngesundheit pflegebedürftiger Senioren kümmern, über ein Projekt, das Hamburger Risikoschüler auf dem Weg zum Hauptschulabschluss begleitet bis hin zu einem Berliner Patenschaftsprojekt für Kinder von Suchtkranken, um nur eine kleine Auswahl zu nennen. In die engere Auswahl kamen vor allem Initiativen, deren Idee und Konzept durch gesellschaftliche Relevanz und Wirksamkeit überzeugen und die sich für bestimmte Themen innerhalb ihrer Projektstruktur Beratung wünschen.
Die Zielgruppe des Projekts „Teamwerk – Zahnmedizin für Menschen mit Behinderungen“ sind Menschen mit solchen Behinderungen, die eine konventionelle zahn-medizinische Betreuung und Behandlung erschweren beziehungsweise verhindern. Aus den jahrelangen Erfahrungen im Rahmen der zahnmedizinischen Betreuung schwer behandelbarer beziehungsweise behinderter Patienten an der Zahnklinik der Universität München entstand vor Jahren der Eindruck, dass den zahnmedizinischen Bedürfnissen dieser Bevölkerungsgruppe deutlich mehr Rechnung getragen werden müsste. Das daraus entwickelte Konzept bietet einen Ansatz, der die eingefahrenen Strukturen verlässt und sich langfristig in der finanziellen Absicherung an die Betreiber von Behindertenheimen richtet. Das Konzept wurde im Rahmen mehrerer wissenschaftlicher Studien erprobt und ständig verbessert. Dr. Cornelius Haffner von „Teamwerk“ erklärte gegenüber den zm, man habe sich im Jahr 2002 schon einmal bei startsocial beworben. Ein „indirektes positives Ergebnis“ aus dieser Kooperation sei die neu geschaffene Sektion „Zahnmedizin für Menschen mit Behinderungen“ an der Universität München.
Nun sei der Fokus ein anderer: Das sieben Jahre alte Modellprojekt, in dem Menschen in stationären Einrichtungen in München behandelt werden, läuft im August 2013 aus. Haffner: „Das Programm müsste dann eigentlich beendet werden, was für alle Beteiligten eine Katastrophe wäre.“ Aber Haffner und seine Kollegen sind voller Hoffnung, dass es weitergeht. In einem neu aufgelegten Programm wollen sie sich den Defiziten zuwenden, die sie in den letzten Jahren identifiziert haben. Dazu zähle die bessere Ausbildung der Pflegekräfte und eine Ausweitung auf den ambulanten Bereich und damit auf die größere Gruppe der zu Hause betreuten Pflegebedürftigen.
Mit dem anstehenden Coaching durch ehrenamtliche Profis von „startsocial“ – aus dem Sozialwesen und der Betriebswirtschaftslehre – werde analysiert, inwieweit die Gesellschaft „Teamwerk“ für die neue Aufgabe aufgestellt ist. Im Frühjahr 2013 bewertet eine Fachjury den Abschlussbericht. Vielleicht schaffen es die Münchner dann sogar in die Endrunde ins Kanzleramt. Obwohl das nicht entscheidend ist, sagt Haffner gegenüber den zm.sf
INFO
Die Geburtsstunde von „startsocial“ schlug im Juni 2000 bei einem Abendessen beim damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder mit Vertretern von Unternehmen, die sich um den Aufbau der „Tafelbewegung“ in Deutschland verdient gemacht hatten. Die Fragestellung, die man diskutierte, war: Wie kann man dem sozialen Engagement im Jahr 2001, dem „Internationalen Jahr der Freiwilligen“, neue Impulse geben? Als Antwort rief „McKinsey Company“ unter Federführung von Dr. Dieter Düsedau, gemeinsam mit Partnern aus der Wirtschaft die Initiative „startsocial“ ins Leben. Schirmherrin ist Angela Merkel.