Belästigt
Mit Interesse habe ich Ihre Artikel in zm und DZZ gelesen. Gerade der Punkt „Unterminierung des akademisch wissenschaftlichen Charakters der Zahnheilkunde“ verdient höchste Beachtung, denn sonst finden wir unser Fach bald an der Fachhochschule und die „kleinen Arbeiten“ wie etwa Zahnsteinentfernungen werden bei „dm“ angeboten. Es wurde höchste Zeit, dass einmal in den Fachzeitschriften Kritik an der immer stärker werdenden Verkommerzialisierung unseres Faches geübt wird.
Es kommen leider viel zu oft die „BeWeEllerchen“ zu Wort, die uns beibringen wollen, wie man richtig Geld verdient (zm 24/2011, S. 84: „Terminmanagement – Patientenkategorisierung in A, B und C“). Man kann an Medizin nicht die Maßstäbe der Betriebswirtschaft anlegen. Solche Artikel schaden dem Ansehen des Berufsstands. Von diesen Beiträgen fühle ich mich ebenso belästigt, wie von der aggressiven Werbung für all die tollen neuen Produkte und Geräte, die wir Zahnärzte ununterbrochen kaufen sollen.
Ich persönlich komme in meiner Praxis gut zurecht und kann mir auch Hausbesuche bei Patienten im Altersheim leisten, die ganz und gar unrentabel sind. Darüber denke ich nicht lange nach und mache auch keine Exceltabelle, die den in dieser Zeit entgangenen Gewinn nach ISO 2001 dokumentiert.
Wenn man natürlich seinen Panamera, den Cayenne der Frau und den Boxster der Tochter auf den Stundenertrag umlegt, hat man solche Freiheiten nicht. Es wäre schön, wenn weitere kritische Beiträge zu aktuellen Entwicklungen in der Zahnmedizin unter ethischen Gesichtspunkten erscheinen würden. Themen gibt es genug: Praxisketten, Datenschutz (egk), Reglementierungswahn (QM, Validierung), Fortschrittsglaube, Wachstumsdogmen ...
Dr. Mark Vongerichten
Kaiserslautern