Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
der Herbst wird spannend. Nicht nur in der Gesundheitspolitik, wo die Ärzte derzeit an ihrer Strategie im Honorarstreit mit den Krankenkassen feilen und sich für die nächsten Monate aufstellen. Auch im Alltag der Zahnarztpraxen kehren nach dem Sommer turbulentere Zeiten ein. Der Terminkalender füllt sich, es kommen mehr Patienten, es lockt – mit der Qual der Wahl – auch eine Vielzahl interessanter Fortbildungsveranstaltungen.
Immer mehr konzentriert sich zahnärztliche Fortbildung auf die „Verzahnung“ der Zahnmedizin mit der Medizin und auf interdisziplinäre Aspekte des Fachgebiets. So auch der wissenschaftliche Kongress zum Deutschen Zahnärztetag im November, der sich mit neuen Erkenntnissen und Innovationen im Bereich biomedizinischer und biotechnischer Anwendungen beschäftigt. Die Titelgeschichte in diesem Heft gibt einen Einblick, wie parodontale Erkrankungen durch zahlreiche Forschungsgruppen interdisziplinär untersucht werden.
Die Zusammenarbeit der Disziplinen ist inzwischen ein Selbstgänger: Der demografische Wandel, wachsende Multimorbidität und sich ändernde Behandlungsbedarfe fordern diesen Fokus geradezu heraus. Die Erkenntnis zur fächerübergreifenden Interaktion hat inzwischen auf breiter Basis Fuß gefasst und wird mit Leben gefüllt. Beispiel Wissenschaft: Zahnmedizin und Medizin werden unter versorgungspolitischen Aspekten aufgegriffen, wie etwa auf dem Kongress des Deutschen Netzwerks für Versorgungsforschung Ende September in Dresden (dazu eine Standortbestimmung im Heft).
Beispiel Standespolitik: Hier wurde ein langfristiger Dialog zwischen Zahnärzten und Ärzten initiiert. Zielgruppen aus unterschiedlichen Fachrichtungen dienen als Multiplikatoren, um Verbraucher, Patienten, Mediziner und Zahnmediziner und auch die Politik für ihre Botschaften zu erreichen. Es gibt inzwischen eine Vielzahl fachübergreifender Ansätze und Initiativen.
Thematisch ist das Ganze weit gestreut, immer unter dem Blickwinkel, dass die Mundgesundheit in enger Wechselwirkung mit der Gesamtgesundheit steht. Da geht es etwa um die Zusammenhänge von Parodontalerkrankungen und Diabetes und um mögliche Folgen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder Auswirkungen in der Schwangerschaft. Es geht aber auch um die Abhängigkeit der Mundgesundheit von kognitiven und psychosozialen Aspekten oder um die Auswirkungen von Risikofaktoren wie bestimmte Behinderungen, Mangelerscheinungen, eine geschwächte Immunabwehr oder Medikamenteneinnahme.
Fortbildung für Zahnärzte ist interdisziplinär gut und breit aufgestellt und die Verzahnung von Zahnmedizin und Medizin trägt – um im herbstlichen Bild zu bleiben – üppige Früchte, die dem Praxisalltag zugute kommen.
Mit freundlichen Grüßen
Gabriele Prchala
Stellvertretende Chefredakteurin