Das Kiefergelenk braucht viel Aufmerksamkeit
450 Teilnehmer, Zahnärzte, Mitarbeiterinnen und Techniker, trafen sich auf dem siebenten Zahnärztetag in der Hansestadt Hamburg. Dieses Mal stand das Kiefergelenk ganz im Mittelpunkt der Veranstaltung und so rankten sich alle Vorträge der zweitägigen Fortbildungsveranstaltung sowohl für die Zahnärzte als ihre Teams rund um Diskus und Condylus und ihr möglichst glückliches Verhältnis zueinander. Tipps und Tricks für Diagnostik und Therapie gab es gleich mit dazu.
Präsident Prof. Dr. Wolfgang Sprekels zeigte sich hoch erfreut über den immensen Zuspruch der fortbildungswilligen Hamburger Zahnärzte und rief in seiner Begrüßungsrede auch zu verstärkter Teilnahme in der standespolitischen Arbeit auf. „Gerade die Damen sind erwünscht“, machte er den anwesenden Zahnärztinnen Mut.
Der Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer Prof. Dr. Dietmar Oesterreich unterstrich den hohen Wert der erfolgten Ehrungen an zwei Hamburger Zahnärzte: „Solche Ehrungen sind ein Ausdruck der gelebten Selbstverwaltung, die nur durch den Einsatz und das hohe Engagement der Zahnärzteschaft selbst erhalten werden kann!“ Ferner gab er seiner Hoffnung Ausdruck, dass mit der bevorstehenden Bundestagswahl eine Weichenstellung in puncto Gesundheitssystem vollzogen werden wird. „Das bis- herige duale System von GKV und PKV hat sich grundsätzlich bewährt, aber bedarf grundsätzlicher Reformen!“
Das von Dr. Schulz ausgesuchte Themenpotpourri rund ums Kiefergelenk gab einen umfangreichen Überblick in diverse Bereiche der Diagnostik mithilfe unterschiedlicher bildgebender Verfahren sowie manueller, operativer Therapiemethoden.
Nie über Nacht
Aber auch Möglichkeiten einer Behandlung mittels okklusaler Bisserhöhung durch Komposit sowie anderer prothetischer Maß- nahmen wurden vorgestellt. Eine Craniomandibuläre Dysfunktion, kurz CMD, entsteht in einem sehr langen Prozess und muss immer interdisziplinär behandelt werden. Wie wichtig gerade die Diagnostik ist, erwies sich aus den Ergebnissen der SHIP-Studie, einer flächendeckenden Untersuchung der Bevölkerung, die von der Universität Greifswald durchgeführt wurde. De Auswertung ergab, dass 50 Prozent aller untersuchten Probanden Zeichen einer CMD zeigen, ohne dass sie direkt erkrankt sind, erklärte Prof. Dr. Holger Jakstat aus Leipzig.
PD Dr. Oliver Ahlers, Hamburg, plädierte für einen ausführlichen Stufenplan zur Diagnostik, die mit den Händen beginnt. „Das sollte ein Screening bei jedem Zahnarztbesuch werden.“ Aber auch mit Tipps zu Methoden wie das Tapen zur Muskelentlastung, Akupressur zur Stimulation von Schmerz-punkten und das Ausschalten des Würgereizes zum Beispiel bei der Abdrucknahme gaben die Refe-renten wertvolle Informationen an die Teilnehmer weiter, ganz zum Nutzen der Patienten.
Entsprechend ihres Auftrags als Physiotherapeutin unterbrach die Referentin Martina Sander ihren Vortrag und brachte damit nicht nur den Kreislauf der Teil- nehmer in Schwung (Foto unten), sondern auch die steif gesessenen Muskeln und Bänder. Denn alle Kongressteilnehmer mussten turnen! Und hatten viel Spaß dabei. Die Physiotherapeutin ist spezialisiert auf die Therapie von CMD-Patienten und legt besonderen Wert darauf, dass bei jeder CMD-Behandlung auch eine funk- tionelle Behandlung der Halswirbelsäule erfolgt.