QM in der Praxis: sozialwissenschaftlich betrachtet
Der Autor führt zur Reflexion von Misserfolgen in der zahnärztlichen Behandlung einen sozialwissenschaftlichen Ansatz in Form sogenannter Triadengespräche ein. Ein betroffener Zahnarzt, ein zahnärztlicher „Experte“ und ein Laie diskutieren misslungene Behandlungsfälle. Dabei wird klar, dass diese Misserfolge nur zum Teil auf nach professionellen Standards quantifizierbaren Behandlungsfehlern beruhen, stattdessen wesentlich häufiger auf Kommunikationsprobleme zwischen Zahnarzt und Patient zurückgehen. Bei konsequenter Verfolgung dieses Ansatzes hat diese Erkenntnis natürlich erhebliche Auswirkungen auf die zahnmedizinische Ausbildung, auf das Qualitätsmanagement, insbesondere auf das Gutachterwesen, auf die juristische Aufarbeitung von strittigen Behandlungsergebnissen und auf das Selbstverständnis der Profession in der Zahnmedizin.
Der Autor vertritt zu Recht die Ansicht, dass nur bei einem offenen Umgang mit Misserfolgen, ohne die Grundannahme, es müsse dabei automatisch ein Behandlungsfehler vorgelegen haben, ein Lernerfolg für alle Beteiligten und eine weitere Professionalisierung der Zahnmedizin möglich ist.
Ein bemerkenswertes Buch, definitiv keine leichte Nachttischlektüre, aber ein unbedingtes Muss für alle standespolitisch Tätigen, Hochschullehrer, Gutachter und an QM Interessierten, sofern ihr Horizont über das Messen von Randspalten hinausgehen sollte. Ein Erkenntnis- gewinn für jeden Zahnarzt. Es wäre zu hoffen, dass auch einige Gesundheitspolitiker und Krankenkassenvertreter einen Blick hineinwerfen.
Peter Dünninger, Münchberg