Verwirrung im Gehirn
„Denken Sie jetzt auf keinen Fall an ein schreiendes Kind auf dem Behandlungsstuhl!“ Was der Empfänger dieser Nachricht assoziiert, ist Folgendes: Er sieht vor seinem inneren Auge ein schreiendes Kind auf dem Behandlungsstuhl. Warum ist das so?
Verneinungen werden überhört und überlesen
Die moderne Hirnforschung liefert hierfür eine plausible Erklärung: Die linke Gehirnhälfte ist für die logischen Abläufe und die Spracherkennung zuständig. Sie steht für die Logik und verarbeitet alle Sachinformationen. Mit der rechten Gehirnhälfte werden Bilder, Emotionen und Erlebnisse verarbeitet. Hier findet die Sinnerkennung statt. Dies geschieht durch die Umsetzung der Worte in Bilder.
Wenn der Empfänger nun die Aufforderung hört „Denken Sie jetzt auf keinen Fall an ein schreiendes Kind auf dem Behandlungsstuhl.“, kommt links die Botschaft zwar logisch richtig an, doch mit der rechten Gehirnhälfte sieht und erlebt er im selben Moment das schreiende Kind.
Das Problem: Verneinungen können nicht in Bilder umgesetzt werden. Vielmehr ist es so, dass Verneinungen schnell überhört oder überlesen werden und genau das Gegenteil von dem bewirken können, was erreicht werden soll. Verneinungen sind also im Grunde genommen Doppelbotschaften: Links kommt etwas anderes an als rechts. Im Ergebnis stiftet der Sender beim Empfänger mit Negationen vor allem Verwirrung im Gehirn.
• Das folgende Beispiel soll dies verdeutlichen:Ein zweijähriges Kind läuft auf eine stark befahrene Straße zu. Die Mutter ruft: „Lauf nicht auf die Straße!“ Die neurophysiologische Erklärung dazu lautet: Je kleiner ein Kind ist, desto dominanter ist die rechte Gehirnhälfte. Praktisch hat ein zweijähriges Kind nicht einmal theoretisch die Chance, seiner Bezugsperson zu gehorchen. Die rechte Gehirnhälfte des Kindes hört die folgende Botschaft: „Lauf auf die Straße!“ Die Bezugsperson möchte in dieser Situation eigentlich das Gegenteil bewirken. Nämlich, dass das Kind sofort stehen bleibt. Daher müsste sie folgerichtig rufen: „Stopp – bleib stehen!“
• Das zweite Beispiel soll die Wirkung der negativen Botschaftsverstärker veranschaulichen: Ein Patient ruft verärgert in der Praxis an, weil er nach der Zahnreinigung mehrere Tage Schmerzen am Zahnfleisch hatte. Der Praxisinhaber spricht mit dem Team darüber und sagt folgenden Satz: „Diesen Patienten dürfen wir auf keinen Fall verlieren!“
Eigentlich wünscht sich doch der Inhaber der Praxis, dass der Patient im Stamm bleibt. Und mit diesem klaren inneren Bild sollte der Satz so formuliert werden: „Dieser Patient ist wichtig für uns. Lassen Sie uns überlegen, wie wir für ihn attraktiv bleiben, damit er bei uns bleibt.“ Das wäre eine klare und eindeutige Botschaft. Sie nimmt die Befürchtungen weg und ersetzt sie durch ein positives Bild mit einer klaren Strategie.
Gutes Werkzeug für die effiziente Anweisung
Innere und positive bildhafte Vorstellungen sind auch ein gutes Werkzeug, wenn Aufgaben delegiert oder Anweisungen formuliert werden. Die Mitarbeiter im Umfeld können im Normalfall nur positiv darauf reagieren.
Karl-Heinz PaulMausini Theater, Schule, VerlagOrtsstr. 14-1678357 MühlingenTel.: 07775/920020mausini(at)t-online.dewww.mausini.com
Info
Eine Übung für die Teamsitzung
Suchen Sie die entsprechenden Positiv-Formulierungen für die folgenden Beispiele, indem Sie sich zuerst innerlich ein Bild für die rechte Gehirnhälfte schaffen:
„Die Behandlung tut gar nicht weh.“„Du brauchst keine Angst zu haben.“„Nach dem Essen, Zähneputzen nicht vergessen!“„Den Speichelsauger nicht so fest andrücken!“„Zähneputzen ist nicht schwer!“„Kein Problem!“
Meiden Sie bitte auch die Vorsilbe „un-“ und die Nachsilbe „-los“, wie bei unproblematisch oder problemlos.