Der falsche Weg des VDZI
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
wer meint, Wahlkampf sei Sache der Parteien, Gesundheitspolitik keine Plattform für Wahlwerbung, wird im Wahljahr 2013 eines Besseren belehrt.
Beispiel Bürgerversicherung: Dieses Reformziel der Opposition überdeckt inzwischen zu weiten Teilen jegliche Sachdiskussion. Pragmatische Politik hat Auszeit – vermutlich bis nach der Bundestagswahl.
Was aktuell funktioniert, ist das Schwarz-Weiß-Spiel mit den Stimmungen der Wähler. Beispiel Korruption im Gesundheitswesen: Hier wird gestritten und debattiert, dabei ist die sachliche Diskussion längst gelaufen. Und um gar nicht erst Zweifel aufkommen zu lassen: Gegenüber korruptivem Verhalten gibt es in der Zahnärzteschaft „zero tolerance“. Fehlverhalten wird von uns nicht hingenommen und entsprechend sanktioniert. Das haben wir schon in der Vergangenheit unmissverständlich deutlich gemacht. Ich verweise auf den Globudent-Fall. Schon damals haben wir sehr eng mit den Staatsanwaltschaften zusammengearbeitet. Wer das vergisst, hat schlechte Ambitionen.
Wogegen wir uns vehement wehren, ist die gegenwärtig zunehmend spürbare Kultur eines Misstrauens gegenüber Ärzten und Zahnärzten, die – oft unter sehr fadenscheinigen Gründen – von einzelnen Krankenkassen initiiert werden.
Dass auf Homepages von Krankenkassenverbänden zu anonymen Anzeigen aufgerufen wird, hier von Tatort, Tatzeit und Tatverdächtigen die Rede ist, lebt eine schlechte Tradition, und ist nichts anderes als die Aufforderung zur Denunziation.
Das ist alles andere als gelebte Vertragspartnerschaft. Solche Aufrufe sind zurückzunehmen und gehören nicht in das Umfeld anerkannt guter deutscher Medizin und Zahnmedizin. Solche Vorwürfe unterminieren das Vertrauensverhältnis zwischen Patient und (Zahn-)Arzt, damit eine Voraussetzung jeglicher erfolgreicher medizinischer Behandlung.
Dass gesetzliche Krankenversicherer auf diese Weise die emotionsgeladene Wahlkampfzeit nutzen, ist nicht neu, erfordert unseren Widerstand, findet aber auch nicht in allen Teilen der Politik fruchtbaren Boden. Dass aber Interessengruppen aus dem Kreis unserer eigenen Geschäftspartner wie der Verband der Deutschen Zahntechniker-Innungen (VDZI) die akute gesellschaftliche Gemütslage als Trittbrettfahrer nutzen, um eigene Verbandsinteressen zu verfolgen, um das angeschlagene Eigenprofil zu stärken, ist schlicht unverschämt. Dass der VDZI uns Zahnärzte öffentlich des korruptiven Verhaltens beschuldigt und alle Zahnärztinnen und Zahnärzte unter Generalverdacht stellt – noch dazu ohne auf konkrete Nachfrage „Ross und Reiter“ zu benennen – können und werden wir nicht hinnehmen.
Für uns steht der VDZI in dieser Angelegenheit ganz sicher nicht als pars pro toto: Wir wollen und pflegen gerade in dieser Zeit den Schulterschluss der Heil- und Hilfsberufe. Wir brauchen, angesichts der bevorstehenden Aufgaben, mehr denn je die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit allen am zahnärztlichen Tun Beteiligten. Das gilt insbesondere und auch gerade für die Zusammenarbeit mit dem Zahntechniker. Und wir gehen natürlich davon aus, dass die Verbandsspitze des VDZI in dieser Frage längst nicht mehr für den gesamten Berufsstand steht und sich bewegen muss.
Aber ob Krankenkassen oder Zahntechniker, es bleibt dabei: Wer wegen bis dato nicht bestätigter Verdachts- oder Einzelfälle in der Vergangenheit einen ganzen Berufsstand unter Generalverdacht stellen will, enttarnt die eigentlichen Absichten der Initiatoren einer solchen Kampagne.
Wir müssen das ganz nüchtern so sehen, wie es ist: Wer wie die VDZI-Spitze in Zeiten, in denen der Markt (siehe Tchibo) gnadenloses Preisdumping zulasten einer wohnortnahen, flächendeckenden und jahrzehntelang bewährten Zusammenarbeit zwischen Zahnarzt und Zahntechniker betreibt, zu Grabenkämpfen gegen die zahnärztlichen Auftraggeber auffordert, erweist uns allen einen Bärendienst und verschlechtert mittelbar die Perspektive für Deutschlands Zahntechniker. Respice finem, lieber VDZI!
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Wolfgang EßerStellvertretender Vorstandsvorsitzenderder KZBV