Berufsstand im Wandel
Aus der Untersuchung geht hervor, dass es in den vergangenen Jahren gleich mehrere bedeutende Strukturveränderungen auf dem Sektor der zahnärztlichen Versorgung gegeben hat.
So sei etwa die Inanspruchnahme der zahnärztlichen Versorgung bei den berufstätigen Erwachsenen zurückgegangen, Schwerpunkte seien nun besonders junge Erwachsene sowie Hilfsbedürftige.
Dieser Trend stehe allerdings in keinem direkten Zusammenhang zur allgemeinen Konjunkturschwäche, denn der Umfang zahnärztlicher Leistungen für Erwachsene sei in den vergangenen zehn Jahren stetig zurückgefahren worden. So seien in den USA die Gesamtausgaben für die zahnärztliche Versorgung in den frühen 2000er-Jahren beträchtlich zurückgegangen und stagnierten seit 2008.
Gegenläufig hat sich die Versorgungssituation bei Kindern entwickelt: Die Inanspruchnahme zahnärztlicher Leistungen in diesem Bereich sei in den vergangenen zehn Jahren ständig gestiegen, ein Trend, der ausschließlich bei armen Kindern und bei Kindern an der Armutsgrenze zu beobachten sei. So konnte der Anteil der Kinder, denen es an zahnärztlicher Versorgung mangelt, dank der Erweiterung staatlicher Programme zurückgefahren werden.
Sinkendes Einkommen für Zahnärzte
Die Zahnärzteschaft in den USA werde die Folgen dieser Verhaltensmuster bei der Inanspruchnahme zahnärztlicher Leistungen und Ausgaben auch weiter zu spüren bekommen, so die Studie: Mitte der 2000-er Jahre begann das Durchschnittsnettoeinkommen beträchtlich zurückzugehen. Seit 2009 sei es zwar stabil geblieben, habe sich aber nicht wieder erholen können. Ergebnis: Zwei von fünf Zahnärzten haben angeben, sie hätten noch freie Kapazitäten. Auf rasche Hilfe sei nicht zu bauen: Modellrechnungen würden zeigen, dass die Ausgaben im zahnärztlichen Bereich in den nächsten Jahrzehnten stagnieren werden.
Daran könne auch der „Patient Protection and Affordable Care Act“ (PPACA) nichts ändern. Das Gesetzeswerk ist zentraler Bestandteil der Gesundheitspolitik von US-Präsident Barack Obama, es wird daher auch als Obamacare bezeichnet. Mithilfe des Gesetzes sollen Millionen von Amerikanern einen (besseren) Zugang zum Gesundheitswesen und zur Versorgung erhalten – auch im Hinblick auf die Zahnmedizin. Die ADA-Studie sieht darin jedoch keine Möglichkeit, das Einkommen der Zahnärzte zu steigern. Zwar sehe der Affordable Care Act eine Erweiterung der zahnärztlichen Versorgung bei Kindern vor. Doch trotz dieses Programms sei der Rückgang der Inanspruchnahme der Leistungen unter den Erwachsenen nicht auszugleichen, heißt es.
Umdenken heißt die Devise
Dies bedeute eine völlige Neuausrichtung des jahrzehntelangen, historisch stabilen Wachstums in der Dentalwirtschaft. Die Versorgungsanbieter würden zunehmend unter wirtschaftlichen Druck gesetzt, mehr Leistungen zu erbringen und die Kosten zu reduzieren.
Dies werde von einer Verlagerung in Richtung leistungsbezogene Zahlungen gesteuert sowie von einer neuen Welle des Konsumverhaltens in der Bevölkerung: Die Verbraucher würden als Empfänger von Gesundheitsleistungen auch in diesem Bereich immer konsumorientierter und erwarteten dementsprechend auch immer bessere Leistungen.
Der Druck, Kosten zu reduzieren, führe häufig zu größeren Praxis-Verbünden und Gemeinschaftspraxen an mehreren Standorten. Dieser Trend sei getrieben von einem veränderten Berufsbild des Zahnarztes, bei dem Effizienzsteigerung und ein verstärkter Wettbewerb um die Patienten immer mehr zunehmen würden.
Aktuell werde die allgemeinmedizinische Versorgung durch sogenannte „patient centered medical homes“ abgedeckt, sukzessive weite sich dieser Versorgungsweg auch auf die Zahnmedizin aus.
Angesichts der gegenwärtig signifikanten Veränderungen könne dies jedoch auch den Wendepunkt für den Berufsstand bedeuten. Das Erkennen der wichtigsten Aufgaben werde dem Berufsstand helfen, seine eigene Richtung festzulegen, so die Studie. Die Veränderungen im Gesundheits- und Verbraucherumfeld zu ignorieren, könne dazu führen, dass die Zukunft des Berufsstands durch andere bestimmt wird.