60. Zahnärztetag Westfalen-Lippe

Blick in die Zukunft der Zahnmedizin

Wer Visionen braucht, muss wohl – frei nach Altbundeskanzler Helmut Schmidt – zu den Zahnärzten: Auf ihrem 60. Zahnärztetag (12. bis 15. März in Gütersloh) bot Westfalen-Lippes Landeszahnärztekammer über 3300 Teilnehmern einen auf Praxisbelange abgestimmten Blick in die Zahnmedizin der kommenden Jahre.

Was bringt die Zukunft? „Herausforderungen und Visionen in der Zahnmedizin“ waren Motto und Leitmotiv des 60. Zahnärztetages, der vom 12. bis zum 15. März in Gütersloh stattfand. Grundgedanke war laut DGZMK-Pastpräsident Prof. Dr. Dr. Henning Schliephake (Universität Göttingen) – er konzipierte als diesjähriger Tagungspräsident gemeinsam mit LZK-WL-Fortbildungsreferentin Dr. Martina Lösser das Programm –, dass „Zahnmedizin sich ständig verändert“. Die Konsequenz: Der technische Fortschritt und insbesondere die demografisch bedingte Multimorbidität und -medikation erforderten ein immer breiteres Verständnis nicht nur für neue Erkenntnisse, sondern vor allem auch für gesamtmedizinisch systemische Zusammenhänge.

Da wird sich viel tun

Die mit hoher Expertise besetzten Vorträge boten – neben einer Reihe von praxis- relevanten Veranstaltungen zu Themen wie GOZ, Strahlenschutz, elektronischer Praxismanagement-Software oder der Gesundheitsförderung von Kleinstkindern – auf diesem Zahnärztetag nicht nur den „state of the art“, sondern vor allem fachlich fundierte Einschätzungen zur anstehenden Entwicklung und Ausgestaltung der Behandlung in Deutschlands Zahnarztpraxen der Zukunft.

Hier ging der kritische Blick auf die Entwicklung von Technik und Fortschritt einher mit einer realistischen Einschätzung der Perspektive:

Ob minimalinvasive Zahnerhaltung, ästhetische Zahnmedizin, Implantologie oder CAD/CAM-Steuerung – statt eines bedingungslosen „Höher und Weiter“ boten die Experten vor allem auch den Blick „back to the basics“, wie Schliephake vor der Presse betonte. Moderne kommunikative Ansätze oder auch Techniken wie CAD/CAM dürften das zahnmedizinische Tun nicht zur Robotik verkommen lassen, vielmehr müsse die Zahnmedizin angesichts der künftigen Herausforderungen vor allem den Patienten als Menschen berücksichtigen.

Das realistische Einschätzen künftiger Leistungen in Prävention oder Parodontologie, Maßgaben zur Einschätzung psychosomatischer Aspekte, aber auch die zunehmenden Herausforderungen durch alternde Patienten und damit auch sinnvoller Zahnmedizin in palliativen Situationen schafften nicht nur einen Überblick, sondern letztlich auch eine gewichtete Vorschau auf das, was Zahnmedizinern künftig abgefordert wird. Schliephake: „Da wird sich enorm viel tun. “

Von politischen Nöten

Diese Perspektive habe Westfalen-Lippe im Rahmen der Kammerarbeit fest im Fokus: Mit dem Kongress „Praxis 2020 – unser Beruf im Wandel“ werde man im September dieses Jahres Wege aufzeigen, wie die kommende Generation der Zahnärzte erfolgreich in den Beruf starten könne. LZK-Präsident Dr. Klaus Bartling zu den Herausforderungen des Berufsstands: „Wir sind nur schlagkräftig, wenn wir gemeinsam handeln.“ Eine Eigenschaft, die Grußredner wie BZÄK-Vizepräsident Dr. Dietmar Oesterreich oder KZBV-Vorstandsmitglied Dr. Jürgen Fedderwitz der Landeskammer bereitwillig bestätigten.

Dass zur Ausübung einer qualitativ hochwertigen und patientengerechten Zahnmedizin angemessene politische Rahmenbedingungen gehören, ist für Bartling Programm. Ein kritischer Wegbegleiter der Berliner Bundespolitik, Thomas Grünert von Vincentz Network, bot folgerichtig einen Blick hinter die Kulissen der Gesundheitspolitik. Die Wertung des Gemeinsamen Bundesausschusses als „größtes Selbstverwaltungsorgan“ und „weitreichender Entscheidungsträger“ im Gesundheitswesen mit „Richlinienkompetenz, die gesetzlich überhaupt nicht abgedeckt ist“, sei ein deutlicher Hinweis, dass sich die Politik aus der Entscheidungsnot zurück- ziehe, meinte der Fachjournalist.

Erfreulichere Wahrheiten bot indes der als Festvortragsredner geladene Dirigent, Produzent und Manager Christian Gansch. Er unterhielt mit Vergleichen von Symphonieorchestern und Praxisteams, die letztlich beiden Seiten Hochachtung einbrachte.

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