Editorial
Der Deutsche Zahnärztetag in Frankfurt am Main gilt in der Branche zu Recht als absolutes Highlight: Die Wissenschaft präsentiert auf ihren Veranstaltungen das Neueste aus der Forschung und berufspolitisch geht es hoch her. Diskutiert werden in den Gremien freilich nicht nur vermeintlich staubtrockene Themen wie das GKV-Versorgungsstärkungsgesetz.
Nein, auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die damit verbundenen Lebensentwürfe und der bevorstehende Generationenwechsel in den Praxen bestimmen die Tagesordnung. Inhalte, die besonders die jungen Zahnärzte beschäftigen. Die, die am Anfang ihrer Berufskarriere stehen. Wirft man allerdings einen Blick in die Konferenzräume, erlebt man dort vorwiegend ältere Semester, die sich engagieren. Junge Gesichter sieht man eher selten.
Tja, schießt es einem durch den Kopf: Die berühmt-berüchtigte Generation Y. Unpolitisch. Faul. Verwöhnt und in den Tag rein lebend. Wer sich gelegentlich bei diesen oder ähnlichen Gedanken ertappt, machte in Frankfurt indes eine frappierende Erfahrung: Der Nachwuchs ist da! Und für ihn ist das Leben überraschenderweise gar kein Ponyhof. Im Gegenteil: Er will mitreden, mitentscheiden. Über die Studienbedingungen, die Assistenzzeit, die vielfältigen Möglichkeiten der Berufsausübung, die Rolle der Frauen und natürlich über die schon arg strapazierte Work-Life-Balance: Auf dem Studententag und dem 1. Zukunftskongress Familie und Beruf im Rahmen des Deutschen Zahnärztetags tauschten sich die Young Professionals und die erfahrenen Kollegen intensiv genau darüber aus. „Wie ticken die eigentlich?“, fragen sich nämlich beide Seiten. Das ist spannend, das ist gut. Unter anderem, weil sich das Berufsbild des Zahnarztes stark wandelt: Gefragt sind heute bekanntlich nicht mehr allein Topbehandlerqualitäten, fit sein muss der Zahnarzt auch in Sachen Abrechung, PR und BWL. Dass der Partner ebenfalls voll arbeitet und die Kita um 17 Uhr schließt, nimmt den Druck nicht aus dem Kessel. Unternehmensberatungen, Banken und Depots fischen nach den Gründern, Börsen bieten Stellen an mit unterschiedlichstem Profil. Wer heute in den Job einsteigt, egal ob in eigener Praxis oder angestellt, sollte den Markt kennen und gut vorbereitet sein. Sollte. Müsste. Die Realität sieht nämlich häufig anders aus. Viele angehende Zahnärzte und Zahnärztinnen stolpern in den Beruf ohne sich vorher gründlich informiert zu haben. Das ist fatal, das ist schade, gerade weil die Kammern und KZVen schon längst umfassende Informationen für die Youngsters bereitstellen. Das wissen nur leider nicht alle. Genau das soll sich ändern. Der Berufsstand will den Nachwuchs auf seinem beruflichen Weg daher stärker unterstützen. Der neue Versorgungsatlas und die ZahniCampus Roadshow sind zwei weitere Beispiele für diese „Get-together-Offensive“. Wenn der eine oder die andere sich dann noch für die berufspolitische Arbeit begeistern lässt: wow!
Mit freundlichen Grüßen
Claudia KluckhuhnChefin vom Dienst Online