Laboruntersuchung zu Interdentalbürsten

Schallzahnbürste und Einbüschelbürsten im Test

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Die Reinigung der Interdentalräume mit Zahnbürsten ist eine Herausforderung. Ziel der vorliegenden In-vitro-Studie: die Reinigungseffizienz und gleichzeitig das Gingivaverletzungspotenzial einer elektrischen Schallzahnbürste mit Singlekopf (Waterpik) und zweier Einbüschelbürsten (Curaprox 1009; Lactona Interdental Brush) für den Interdentalbereich zu untersuchen.

Die Entzündung des Zahnhalteapparats im Sinne einer Gingivitis respektive Parodontitis basiert primär auf der Etablierung eines poly-mikrobiellen Biofilms auf Zahnoberflächen. Die Reaktion der benachbarten Gewebe ist individuell und wird durch erworbene sowie genetische Faktoren moduliert.

32 Zahnmedizinstudenten im Test

Das Muster von Plaque wurde im Rahmen der ungehinderten Entstehung in einer Studie von Niklaus Lang [Lang NP et al., 1972] an 32 Zahnmedizinstudenten untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass die Belags- bildung in den Zahnzwischenräumen der Molaren und Prämolaren beginnt und sich danach auf die Zwischenräume der Frontzähne und später auf die bukkalen Flächen der Molaren und Prämolaren ausdehnt.

Zuletzt und am wenigsten ausgeprägt zeigten sich Ablagerungen an den oralen Zahnoberflächen. Diese Ergebnisse wurden später in einer weiteren Untersuchung von Niklaus Lang [Lang NP et al., 1977] bestätigt, die ebenfalls aufzeigen konnte, dass die Interdentalflächen am schwierigsten zu reinigen sind. Der Interdentalraum stellt daher eine Prädilektionsstelle für bakterielle Hart- und Weichgewebserkrankungen wie Karies und Gingivits/Parodontitis dar, vor allem, wenn eine ungestörte Plaqueakkumulation erlaubt wird. Deshalb sind mechanische Hilfsmittel nötig, um eine primäre Prophylaxe zu gewährleisten und gereifte Plaque, die sich nicht durch Spülen entfernen lässt, aktiv zu entfernen [Claydon N C, 2002].

Effiziente Interdentalraumpflege mit Handzahnbürsten? Schwierig bis unmöglich.

Leider kann mit normalen Handzahnbürsten keine effiziente Interdentalraumpflege gewährleistet werden, was gerade im Fall der Etablierung und Erhaltung der sekundären oralen Gesundheit (wie bei Rezessionen, Papillenverlust und Restaurationsrändern), wo diese Areale noch schwieriger zu reinigen sind, ein Problem darstellt. Dennoch reflektiert diese Präferenzliste durchaus die Wahl der meisten Patienten bezüglich Mundhygienehilfsmitteln. In Bezug auf die Zahnputztechnik mit Handzahnbürsten gibt es eine Vielzahl von Methoden, wobei landläufig einfache horizontale Techniken (Schrubben) oder zirkuläre Bewegungen, die allerdings leicht in horizontale übergehen können, bevorzugt werden.

Vergleichende Langzeitstudien sind kaum vorhanden, die Vor- beziehungsweise Nachteile der einen oder der anderen Methode zeigen [Claydon N C, 2002]. Die Basstechnik scheint bezüglich der interdentalen Reinigungskapazität der Charters-Technik unterlegen zu sein.

Ein Durchschnittsbürger betreibt Mundhygiene während etwa 60 Sekunden und entfernt dabei etwa sechs Prozent der Gesamtplaque [Claydon N C, 2002]. Die Optimierung der Zahnputzeffizienz im Sinne der einfachen Umsetzbarkeit ist daher immer noch ein wichtiges prophylaktisches und therapeutisches Ziel in der Zahnmedizin. Verbesserungen der Putzkopfdesigns herkömmlicher Zahnbürsten scheinen hier wenig Erfolg versprechend gewesen zu sein [Frandsen AM, 1986].

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Wenn die Bewegungsmuster auf elektrische Zahnbüsten übertragen werden

Im Gegensatz dazu erlauben elektrische Zahnbürsten eine verbesserte Plaque-Entfernung in kürzerer Zeit und sind somit für den Einsatz in der breiten Masse ideal [Saxer UP, Yankell SL; 1997]. Ein verbessertes Reinigungspotenzial konnte auch in systematischen Übersichtsarbeiten gezeigt werden [Deacon SA et al., 2010]. Dennoch zeigt die Erfahrung, dass die Reinigung des interdentalen Bereichs mit elektrischen Zahnbürsten allein ebenso schwierig ist, vor allem, wenn Patienten in die Bewegungsmuster verfallen, die für das Handzahnbürsten typisch sind. Studien, die die Reinigungswirkung elektrischer Bürsten im Interdentalbereich unter standardisierten Bedingungen untersuchen, sind rar.

Die Messung des Zahnflächenkontaktvermögens mit einer Bürstmaschine ist gut geeignet, um im Rahmen vorklinischer Experimente die Plaque-Entfernungskapazität diverser Zahnbürsten unter standardisierten Bedingungen zu testen. Ziel der vorliegenden In-vitro-Studie war, die Reinigungseffizienz und gleichzeitig das Gingivaverletzungspotenzial von Hand- und elektrischen Zahnbürsten im Interdentalbereich zu untersuchen. Die Arbeitshypothese war, dass elektrische Zahnbürsten besser reinigen als Handzahnbürsten, dieser Vorteil aber mit einem erhöhten Gingivaverletzungspotenzial einhergeht, gerade wenn horizontale Bewegungen ausgeführt werden.

Material und Methoden

Im Rahmen dieser Untersuchung wurden handelsübliche Produkte verwendet. Getestet wurden eine elektrische Schallzahnbürste mit Singlekopf sowie zwei Einbüschelbürsten auf deren Reinigungs- und Gingivaverletzungspotenzial. Die Bürsten werden in der Folge nur noch generisch bezeichnet (Tabelle 1, Abbildung 1). Alle verwendeten Bürsten wurden am 13. Februar 2012 in der TopPharm-Zentrumsapotheke (8105 Regensdorf) gekauft.

Reinigungspotenzial (Zahnflächenkontaktvermögen):

Die Bürsten wurden mit einer speziell angefertigten Bürstmaschine untersucht. Die Testmodelle entsprachen einem Oberkiefersextanten mit drei anatomisch geformten Molaren, zwei Prämolaren und einem Eckzahn. Die Bukkalflächen waren auf einer Ebene angeordnet und die Interdentalräume leicht offen gestaltet, so dass sie denen eines Erwachsenen mittleren Alters entsprachen (Abbildung 2).

Jeweils vor den Versuchen wurden die schwarzen Modellzähne weiß beschichtet (Suspension von Titanoxyd in Ethanol 26 Volumen-Prozent im Verhältnis 1:3). Diese pulverartige Beschichtung lässt sich nicht flächig abblättern, sondern wird selektiv an den Stellen, die von den Borsten berührt werden, entfernt. Als von den Borsten bestrichen und damit potenziell gereinigt galten Zahnareale, die nach dem Bürstversuch von der weißen Beschichtung befreit waren und wieder schwarz respektive grau erschienen [Imfeld T et al., 2000]. Bearbeitet wurden die Bukkalflächen und die Interdentalflächen mit jeder Bürste in vier einzelnen Durchgängen auf vier verschiedenen Modellen. Pro Bürstentyp wurden somit 16 Zähne, das heißt je vier Zähne auf vier verschiedenen Modellen, evaluiert. So ergibt sich eine Stichprobe n=16. Für jeden Durchgang wurden neue Bürsten verwendet.

Bei der elektrischen Zahnbürste wurde dasselbe Handstück mit jeweils unterschiedlichen Aufsätzen verwendet. Die elektrische Zahnbürste mit Singlekopf wurde für den Test auf Stufe 2 eingestellt, dabei handelt es sich um die stärkste Stufe dieser Zahnbürste. Die Auslenkung der Bürsten erfolgt in der vertikalen Achse mit 35.000 Bewegungen pro Minute. Die Bürsten B und C wurden mit 250 g, die Bürste A mit 150 g Auflagegewicht angewendet. Der Bewegungsweg betrug 32 mm und der Auflagewinkel 90°.

Die Bürstdauer betrug jeweils eine Minute, wobei 60 Zyklen pro Minute im Sinn von horizontalen Hin-und-her-Bewegungen bei den Einbüschelbürsten und 16 Zyklen für die elektrische Schallzahnbürste gewählt wurden. Dies entspricht der Art und Weise, wie ein durchschnittlicher Patient diese Zahnbürsten verwendet. Nach jedem Bürstdurchgang wurden die Zähne aus den Modellen entfernt und ihre Approximalflächen mit einem Scanner aufgenommen. Dazu wurden die Zähne über die Optik eines Scanners gerollt, so dass die approximalen Bereiche eindimensional auf eine Fläche projiziert wurden.

Mit einem speziell entwickelten Softwareprogramm wurden die von weißer Farbe befreiten Zahnflächen auf den eingescannten Zähnen im Graustufenverfahren quantitativ erfasst. Dabei wurden die von den Borsten bestrichenen (schwarzen/grauen) Approximalflächenanteile in Prozent der gesamten Mesial- und Distalflächen ausgedrückt. Als Grenze zwischen den Bukkal- und den Approximalflächen galt der jeweilige Line-Angle. Die endständigen Zähne (Eck- und Weisheitszähne) wurden bei der Auswertung nicht berücksichtigt.

Gingivaverletzungspotenzial:

Je vier Exemplare einer jeden Testbürste wurden mit einer Bürstmaschine mit der oben beschriebenen horizontalen Bewegung über die Gingiva von frischen Schweineunterkiefern geführt. Verwendet wurden Frontsextanten von Schweineunterkiefern. Diese wurden frisch vom Tierspital der Universität Zürich bezogen. Während des Transports und der Lagerung bei etwa 5 °C wurden die Schweinekiefer feucht gehalten. Die Tests erfolgten spätestens 24 Stunden nach der Schlachtung.

Bei der verwendeten Bürstmaschine konnten gleichzeitig drei Unterkiefersegmente mit allen drei Bürstentypen zusammen eingespannt werden. So wurde sichergestellt, dass jede untersuchte Bürste zum gleichen Zeitpunkt getestet wurde. Die zuvor mit Speichelersatz nach Klimek benetzten Zahnbürsten wurden ohne Zahnpasta/Slurry auf Höhe des Margo Gingivae bewegt. Die gesamte Bürstzeit betrug 120 Sekunden.

Vor der Behandlung wurde die Schweinegingiva mit einem Plaquerevelator (Paro-Plak-2-Color-Rondellen, ESRO AG, 8800 Thalwil) gefärbt und unter laufendem Wasser abgespült. Damit wurden bereits vorhandene verletzte Gingivastellen/-flächen sichtbar gemacht: Oberflächliche intraepitheliale Verletzungen, die mit Dermabrasion verglichen werden könnten, wurden rötlich verfärbt, tiefe, transepitheliale Verletzungen wurden bläulich gefärbt. Für die Untersuchung des Gingivaverletzungspotenzials wurden nur Kiefer verwendet, die bei der ersten Färbung keine deutlichen vorbestehenden Verletzungen aufwiesen.

Nach 15, 30, 60 und 120 Sekunden Bürstdauer wurden die Schweinekiefer jeweils gefärbt, gespült und fotografiert, sodass für jeden Schweinekiefer ein Anfangsbefund und vier Verletzungsbefunde vorlagen. Die Ausdehnung der Gingivaverletzungen wurde auf standardisierten Fotografien mittels eines Digitizers planimetrisch erfasst und absolut in mm 2 sowie relativ in Prozent der gesamten gebürsteten Flächen berechnet (Abbildung 3).

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Statistische Auswertung

Die Daten wurden mit einem Statistikprogramm ausgewertet (SPSS 11.0, SPSS Inc., Chicago, USA). Für jede interdentale Fläche wurden die Medianwerte der Reinigungsleistung und des Gingivaverletzungspotenzials der einzelnen Bürsten mit dem dazugehörenden Interquartilabstand (interquartile range, IQR) berechnet, da keine Normalverteilung der Daten vorlag. Die Unterschiede wurden mit dem Kruskal-Wallis-Test auf ihre statistische Signifikanz geprüft, und der Mann-Whitney-Test mit der Bonferroni-Korrektur wurde angewendet. Ergebnisse der Analyse mit einem p-Wert  0,05 wurden als statistisch signifikant interpretiert.

Resultate

Reinigungspotenzial (Zahnflächenkontaktvermögen):

Die beste Reinigungsleistung über alle gemessenen Interdentalräume zeigte Bürste A mit 46 Prozent, während die Reinigungsleistung der Bürste C 14,8 Prozent und die der Bürste B 5 Prozent betrug.

Die Medianwerte der Reinigungsleistung der Bürsten bezogen auf die einzelnen Approximalflächen zeigten folgende Resultate (Tabelle 2): Die mesiale Interdentalfläche des Prämolars wurde am besten von der Bürste A gereinigt mit einem Wert von 56,7 Prozent, gefolgt von der Bürste B mit 12,2 Prozent beziehungsweise der Bürste C mit 8 Prozent. Auch die distale Interdentalfläche wurde am besten mit der Bürste A gereinigt. Hier zeigte die Bürste C eine Reinigungsleistung von 24,7 Prozent und die Bürste B eine solche von 2,3 Prozent.

Die mesiale Interdentalfläche des Molars wurde wiederum am besten von der Bürste A mit 38,6 Prozent gereinigt, gefolgt von der Bürste C mit 13,2 Prozent, während die Reinigungsleistung der Bürste B noch 5,4 Prozent betrug. Und auch die distale Interdentalfläche des Molars wurde mit 42,1 Prozent am effektivsten von der Bürste A gereinigt. Hier erbrachte die Bürste C eine Reinigungsleistung von 13,4 Prozent, die schlechteste Reinigung wurde mit Bürste B mit 0,3 Prozent erzielt (Tabelle 2).

Insgesamt zeigte die Bürste A an der mesialen (p  0,06) und an der distalen (p  0,02) Prämolarenfläche und an der distalen Molarenfläche (p  0,001) eine signifikant bessere Reinigungsleistung als die Bürste B. An der distalen Molarenfläche zeigte die Bürste A eine signifikant bessere Reinigungsleistung als die Bürste C (p  0,02). Zwischen der Reinigungsleistung der Bürste B und derjenigen der Bürste C gab es keinen signifikanten Unterschied.

Gingivaverletzungspotenzial:

Die Gingiva wurde zu jedem Untersuchungszeitpunkt am deutlichsten von der Bürste A verletzt (Tabelle 3), gefolgt von der Bürste B. Die geringsten Verletzungen der Schweinegingiva wurden von der Bürste C produziert. Signifikante Unterschiede zwischen den verschiedenen Zahnbürsten innerhalb der Untersuchungszeitpunkte gab es nur zwischen der Bürste A und der Bürste C nach 15 Sekunden und den nachfolgenden Untersuchungszeitpunkten (p  0,05). Wichtig zu erwähnen ist, dass bei der Baseline zwischen den Bürsten kein signifikanter Unterschied bestand (p = 0,4533).

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Diskussion

Die vorliegende Studie hatte zum Ziel, die Reinigungseffizienz und gleichzeitig das Gingivaverletzungspotenzial einer elektrischen Schallzahnbürste mit Singlekopf und zweier Einbüschelbürsten bei der Reinigung des Interdentalbereichs zu untersuchen. Die Arbeitshypothese war, dass die elektrische Zahnbürste mit Singlekopf den Inderdentalbereich besser reinigt als die Einbüschelbürsten, dieser Vorteil aber mit einem erhöhten Gingivaverletzungspotenzial einhergeht, gerade wenn horizontale Bürstbewegungen durchgeführt werden. Diese Hypothese wurde in der vorliegenden Studie bestätigt.

Es konnte gezeigt werden, dass das Reinigungspotenzial der Bürste A im Interdentalraum besser ist als das der Bürsten B und C. Bei den Einbüschelbürsten schnitt die Bürste C besser ab als die Bürste B. Bezüglich des Verletzungspotenzials war die Bürste A den Bürsten B und C unterlegen. Im Vergleich zwischen den Einbüschelbürsten schnitt die Bürste C besser ab als Bürste B. Damit ermöglichte die Lactona eine bessere Reinigung im Verhältnis zum Verletzungspotenzial als die Curaprox.

Unklar bleibt, ob bei der Wahl der geringeren Intensitätsstufe (elektrische Zahnbürste, Stufe 1) eventuell ein geringeres Schadenpotenzial bei eventuell gleicher Effizienz im Vergleich mit den Handzahnbürsten hätte erwartet werden können. Bei der Bürste A wurde jedoch absichtlich die stärkste Stufe gewählt, damit ein Worst-Case-Szenario simuliert werden konnte. Zusätzlich wurde auch absichtlich eine horizontale Bürstbewegung – entgegen den anders lautenden Anwendungshinweisen – simuliert, weil der durchschnittliche Patient die Bürste so verwendet und mit der Zeit in Bewegungsmuster der Handzahnbürste verfällt.

Leider haben sich bis dato nur wenige Publikationen mit der Effektivität von Hilfsmitteln zur Reinigung von Interdentalräumen beschäftigt, trotz hoher klinischer Relevanz. Dies könnte daran liegen, dass in vivo die Approximalräume bei der geschlossenen Zahnreihe nicht direkt einsehbar sind. Daher können klinische Studien lediglich indirekte Masse, wie die Bestimmung des Entzündungsgrads anhand der Blutung auf Sondierung (BOP) oder die ungenaue Bestimmung der approximalen Restplaque von Auge, als Kriterien der Reinigungsleistung liefern [Sjogren K et al., 2004]. Eine direkte Beurteilung der Reinigungsleistung in vivo ist daher nicht möglich.

Darum ist man auf In-vitro-Modelle angewiesen, in denen die Zähne abnehmbar sind, damit die einander zugewandten Approximalflächen einsehbar werden. In der vorliegenden In-vitro-Untersuchung wurden nach jedem Bürstdurchgang die Zähne aus den Modellen entfernt und ihre Bukkal- und Approximalflächen mit einem Scanner aufgenommen. Dazu wurden die Zähne über die Optik eines Scanners gerollt, so dass approximale Bereiche eindimensional auf einer Fläche aufgenommen wurden.

So konnten standardisierte und exakt reproduzierbare Bedingungen simuliert werden. Es wurden auch verschiedene Formen von Interdentalräumen dargestellt, indem man Prothesenzähne so in die Testmodelle einfügte, dass sie einem Oberkiefersextanten mit drei anatomisch geformten Molaren, zwei Prämolaren und einem Eckzahn entsprachen.

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Jedes Modell hat seine Grenzen

Dennoch hat jedes Modell seine Grenzen. Einen Nachteil stellt die Simulation der interdentalen Plaque dar. Die verwendete Titanoxidschicht hat kaum Ähnlichkeit mit der realen interdentalen Plaque. Das war jedoch für die Fragestellung in dieser Studie nicht unbedingt relevant, da vor allem das Kontaktvermögen und die Zugänglichkeit interessierten. Aus vielen klinischen Experimenten ist bekannt, dass Bürsten Plaque dort wirksam entfernen, wo ein direkter Kontakt der Filamente mit der Zahnober- fläche erfolgt [Joerss D et al., 2006]. Daher ist die Größe der Kontaktfläche zwischen den Filamenten einer Interdentalbürste und den Approximalflächen entscheidend.

Man kann also davon ausgehen, dass die Reinigungsleistung umso besser ist, je mehr Kontakte die Filamente mit der Zahnoberfläche aufweisen. Einen weiteren Nachteil der In-vitro-Modelle stellt die Simulation der Gingiva aus Kunststoff bezüglich ihrer Elastizität dar. Klinisch wird die Papilla bei der Interdentalraumreinigung komprimiert. In unserem In-vitro-Modell wurde die Papilla leicht reduziert dargestellt. So wurde der Unterschied zwischen der klinischen und der In-vitro-Situation minimiert.

Aus ethischen, zeitlichen und finanziellen Gründen ist es auch nicht immer möglich, sämtliche Zahnbürsten in vivo am Menschen auf ihr Gingivaverletzungspotenzial hin zu untersuchen. Zudem ist die Reproduzierbarkeit am In-vitro-Modell besser gewährleistet. Jedoch muss festgehalten werden, dass die gewonnenen Resultate aus erwähnten Gründen nicht ohne Vorbehalt in die Klinik übertragbar sind.

Die Ausdehnung der Verletzungen wurden nach der Epithelfärbung planimetrisch erfasst [Imfeld et al., 1986]. Die Epithelfärbung erfolgte mittels Paro-Plak-2-Color-Rondellen. Diese enthalten Erythrosin (zehn Teile) und Patentblau (drei Teile). Erythrosin ist ein Vitalfärbemittel und färbt selektiv Zellen, die die Membranintegrität verloren haben.

Es ist deshalb zur schnellen Erkennung von Zellverletzungen geeignet [Krause AW et al., 1984; Walker SR et al., 1984]. Paro Plak 2 ist vergleichbar mit dem Produkt Dis-Plaque (Pacemaker Corp., Portland, USA), das in den Siebzigerjahren zur Darstellung von Zahnbürsttraumen der Gingiva am Menschen verwendet wurde [Breitenmoser J et al., 1979], und mit dem Produkt Mira-2-Tone (Hager Werken GmbH, Duisburg), das heute in anderen Arbeitsgruppen für diesen Zweck Verwendung findet [Danser MM et al., 1998].

Leider gibt es für die erzielten Resultate keine direkten Vergleichswerte anderer Studien. Wenn klinische Studien existieren, so stammen die Resultate nicht von Parodontitispatienten, sondern von kieferorthopädisch behandelten Probanden. Niedermann und Mitarbeiter konnte zeigen, dass bei letzteren Patienten mit fest sitzenden Brackets eine Schallzahnbürste (Sonicare) einer konventionellen manuellen Zahnbürste bezüglich Plaque- und Gingivitisreduktion überlegen ist [Niedermann R, 1997].

Eine andere Arbeitsgruppe kam zu dem Ergebnis, dass eine Schallzahnbürste (Waterpik) auf den approximalen und den vestibulären Zahnflächen bei Kieferorthopädiepatienten mit fest sitzenden Brackets nicht besser reinigt als die manuelle Kurzkopf-Zahnbürste (Elmex interX) [Kossak C, Jost-Brinkmann P, 2005]. Auch hier wird deutlich, dass der Vergleich zwischen Produkten in den verschiedenen Studien schwierig ist, da das Produktespektrum, die Studienpopulationen, Fragestellungen und Untersuchungsmethoden stark variieren. Dieser Umstand wiederum spricht für die Durchführung von Laboruntersuchungen unter standardisierten Bedingungen trotz gewisser methodologischer Mängel und Diskussionspunkte.

Elektrische Schallbürste reinigt besser als Handzahnbürste

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die elektrische Schallbürste – ausgehend vom Reinigungspotenzial – auch (oder gerade) bei rein horizontalen Bewegungen den Handzahnbürsten überlegen ist, was jedoch mit einem höheren Gingivaverletzungspotenzial einhergeht. Im Vergleich zwischen den Handzahnbürsten zeigte die Lactona eine besser Reinigungswirkung in Kombination mit einem kleineren Verletzungspotenzial. Hervorzuheben gilt es aus klinischer Sicht die individuelle Instruktion und die Wahl der Mundhygienehilfsmittel mit dem Ziel, einen möglichst hohen Sauberkeitsgrad zu erreichen und dabei wenig Schaden anzurichten, sowohl am Weichgewebe wie auch am Hartgewebe (Abrasion).

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Zusammenfassung

Ziel der vorliegenden In-vitro-Studie war es, die Reinigungseffizienz und gleichzeitig das Gingivaverletzungspotenzial einer elektrischen Schallzahnbürste mit Singlekopf zu unter-suchen. Hierzu wurden die Bürsten in einer Bürstmaschine evaluiert, indem Testmodelle (Oberkiefersextanten), bei denen schwarze Modellzähne weiß beschichtet wurden, mit standardisierten horizontalen Bewegungen bearbeitet wurden. Danach wurden die schwarzen (das heißt gereinigten) Flächen planimetrisch erfasst.

Das Verletzungspotenzial wurde anhand des Frontsegments von Schweineunterkiefern untersucht. Die Testbürsten wurden wiederum mit der Bürstmaschine über die Gingiva geführt. Vor und nach jeder Behandlung wurde die Schweinegingiva mit einem Plaquerevelator gefärbt. Damit wurden verletzte Gingivastellen/-flächen sichtbar gemacht und vermessen. Die Evaluationen fanden nach jeweils 15, 30, 60 und 120 Sekunden Bürstdauer statt.

Einbüschelbürste verletzt Gingiva weniger

Die beste Reinigungsleistung über alle gemessenen Interdentalräume zeigte die elektrische Schallzahnbürste mit 46 Prozent, während die Reinigungsleistung der Einbüschelbürste von Lactona 14,8 Prozent betrug und die der Einbüschelbürste von Curaprox 5 Prozent. Die Gingiva wurde zu jedem Untersuchungszeitpunkt am deutlichsten von der elektrischen Schallzahnbürste mit Singlekopf (Waterpik) verletzt, gefolgt von der Einbüschelbürste von Curaprox. Die geringsten Verletzungen der Schweinegingiva wurden von der Einbüschelbürste von Lactona verursacht.

Im Vergleich zwischen den Handzahnbürsten zeigte die letztgenannte Bürste eine bessere Reinigungswirkung in Kombination mit einem kleineren Verletzungspotenzial. Das Ziel, einen möglichst hohen Sauberkeitsgrad zu erreichen und dabei wenig Schaden anzurichten, ist also wichtig und sollte bei der Evaluation und der Wahl von Zahnbürsten im Vordergrund stehen.

Dr. Marc VogelPrivatpraxisZugerstr. 40, 6314 Unterägeri Dr. Beatrice Sener,Prof. Dr. Thomas Attin,Prof. Dr. Patrick R. SchmidlinKlinik für Präventivzahnmedizin, Parodontologie und Kariologie, Zentrum für ZahnmedizinUniversität ZürichPlattenstr. 11, 8032 Zürich Dr. Malgorzata RoosAbteilung für BiostatistikISPM, Universität Zürich Hirschengraben 84, 8001 Zürich

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