Leitartikel

Nachhaltige Erfolge

Peter Engel
,
Wolfgang Eßer
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, die neue Studie unseres in gemeinsamer Trägerschaft geführten Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) bringt interessante Fakten auf den Tisch.

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

die neue Studie unseres in gemeinsamer Trägerschaft geführten Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) bringt interessante Fakten auf den Tisch. Die EURO-Z-II-Studie gewährt Einblicke in die Systeme zahnmedizinischer Versorgung in Europa anhand sechs ausgewählter Länder, die mit Deutschland verglichen wurden. Die Studie ermöglicht es, auf fundierter Grundlage und wissenschaftlich basiert über den Tellerrand hinauszuschauen und Systeme miteinander zu vergleichen. Das tut der gesundheitspolitischen Debatte in Deutschland, die ja meist sehr national geführt wird, gut.

Insgesamt bietet sich ein sehr heterogenes Bild: Die Gesundheitssysteme sind, vor allem was die Finanzierung betrifft, sehr unterschiedlich. Was die zahnärztliche Tätigkeit angeht, findet diese in allen untersuchten Ländern in einem besonders regulierten Umfeld statt, sei es durch das Berufsrecht, durch das Sozialrecht oder durch Zertifizierungen. Deshalb gilt der dringende Appell an die Politik, Systeme nicht an einzelnen Kennzahlen festzumachen, auch wenn das angesichts knapper Kassen immer beliebter zu werden scheint. Vielmehr sollte das Gesamtsystem im Auge behalten werden. Es ist keine reine Geldfrage, ob ein System besser oder effizienter ist. Vielmehr geht es darum, wie groß der Anteil der Bevölkerung ist, der an einer qualitativ hochwertigen Versorgung teilhaben kann, und dazu gehören auch vulnerable Patienten und gesellschaftliche Randgruppen.

Was die Versorgungssituation angeht, können wir mit Stolz darauf verweisen, dass sich die Mundgesundheit in Deutschland in den vergangenen zwanzig Jahren erheblich verbessert hat. Gleichzeitig ist der Anteil der Zahnmedizin an den Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung kontinuierlich gesunken, nicht zuletzt durch die Stärkung der Prävention. In keinem anderen medizinischen Bereich gibt es übrigens eine so enge, kausal nachvollziehbare Verbindung zwischen präventivem Verhalten und dem Gesundheitszustand wie in der Zahnmedizin. Nimmt man besonders bedürftige Patientengruppen wie Klein- kinder, Pflegebedürftige oder Menschen mit Handicap einmal aus, hat jeder sein Risiko für eine Zahnerkrankung selbst in der Hand. Das Stichwort lautet hier: Eigenverantwortung. Das Vollkasko-System der gesetzlichen Krankenversicherung ist daher in der Zahnmedizin nicht sachgerecht und wäre durch die Solidargemeinschaft auch nicht finanzierbar.

Ein Fokus der Studie lag auf dem Vergleich der Eigenbeteiligung in den verschiedenen Ländern. Hier lässt sich feststellen, dass in Deutschland die Patienten bei einem vergleichsweise umfangreichen Leistungskatalog mit einer relativ geringen Eigenbeteiligung belastet werden. Und das hohe Niveau des Festzuschusssystems beim Zahnersatz garantiert auch sozial Schwächeren über die Härtefallregelung eine im europäischen Vergleich herausragende, zuzahlungsfreie Versorgung. Aufschlussreich sind auch die Aussagen über Kosten der Versorgung. Oftmals kursiert die Vermutung, dass Deutschland in der zahnärztlichen Versorgung ein Hochpreisland sei. Die Studie zeigt jedoch, dass wir im europäischen Vergleich zu den Nachbarländern im Mittelfeld liegen. Im Bereich der konservierend-chirurgischen Leistungen beispielsweise lag das deutsche Preisniveau im Jahr 2013 unter den Werten von Dänemark und den Niederlanden und auch unter dem der Schweiz. Alles in allem braucht das deutsche Gesundheitswesen im europäischen wie im internationalen Kontext den Vergleich nicht zu scheuen. Der Paradigmenwechsel von einer rein kurativen zu einer präventionsorientierten Zahnheilkunde hat bei uns zu durchgreifenden und nachhaltigen Erfolgen geführt.

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