Auktionsportale: Behandeln um jeden Preis?

Hanna Hergt und Sonja Schultz
Patienten stellen ihren HKP ein, erhalten ein alternatives Angebot und sparen beim ZE bis zu 50 Prozent: Zahnärztliche Auktionsportale setzen auf die „heilenden Kräfte“ des Marktes. Doch wo endet der Wettbewerb um Qualität, wo beginnt die Verramschung? Verkommt die Gesundheitsleistung hier nicht zur Ware? Sieben Akteure, sieben Antworten: Zahnärzte, Portalbetreiber und Verbraucherschützer erläutern ihre Sicht - finden Sie Ihre!

Vor zehn Jahren gründete Holger Lehmann mit 2te-zahnarztmeinung.de das erste Auktionsportal für zahnmedizinische Leistungen. Im selben Jahr starteten die KZVen das „Zweitmeinungsmodell“ – seitdem können Patienten die Behandlungsvorschläge ihres Zahnarztes auch in den zahnärztlichen Beratungsstellen prüfen lassen.

2006 klagten die damaligen Vorsitzenden der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns, Dr. Janusz Rat und Dr. Martin Reißig, gegen die Versteigerung zahnärztlicher Leistungen im Netz. Während das Landgericht München ihnen in erster Instanz recht gab und das Oberlandesgericht München das Urteil bestätigte, befand der Bundesgerichtshof den Preisvergleich 2010 für zulässig: Das beanstandete Geschäftsmodell ermögliche es dem Patienten, weitergehende Informationen zu den Behandlungskosten zu erhalten. In diesem Sinne diene das Verhalten der bietenden Zahnärzte den Interessen der anfragenden Patienten. Hier müsste die Geschichte eigentlich zu Ende sein. Aber die Debatte geht weiter - trotz der Entscheidung der obersten Richter.


Stimmen zum Thema Auktionsportale

Dr. Janusz Rat - Vorstandsvorsitzender KZVB

Rat hält Auktionsportale für gefährlich – und kann nicht nachvollziehen, dass der Bundesgerichtshof sie für zulässig erklärt hat. Denn eine zahnmedizinische Behandlung ist seiner Meinung nach keine Ware, die sich einfach im Internet versteigern lässt.

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Dr. Michael P. - Zahnarzt

P. sieht Auktionsportale als Chance für seinen Berufstand. Für Patienten spielt die Kostenfrage nun einmal eine große Rolle, sagt er. Manche HKPs seiner Kollegen erscheinen ihm extrem überzogen. Seinen Namen möchte P. nicht nennen.

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Tobias Henze - zahnarzt-preisvergleich.com

Er habe das Gespräch mit den Standesvertretungen ja gesucht, erklärt der Geschäftsführer des Dresdner Start-ups – ohne Erfolg. Sein Angebot soll sich an den Wünschen mündiger, informierter Patienten ausrichten.

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Regina Behrendt - Verbraucherzentrale NRW

Die Gesundheitsexpertin ist überzeugt: Auktionsportale schaffen Klarheit. Undurchsichtige Preise für Zahnersatz zerstören ihrer Ansicht nach das Vertrauen der Patienten – Zahnärzte sollten vielmehr offen und umfassend beraten.

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Dr. Gunnar Schwan - Stiftung Warentest

Auktionsportale senken nach Ansicht von Schwan den Preis von Zahnersatz – allerdings sagen die Angebote nichts über die Behandlungsqualität aus. Der Patient sollte daher abwägen, ob sich der Wechsel zu einem anderen Zahnarzt lohnt.

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Holger Lehmann - 2te-zahnarztmeinung.de

Mit 2te-zahnarztmeinung.de gründete Lehmann 2005 das erste zahnmedizinische Auktionsportal. Das System zahnmedizinischer Versorgung in Deutschland kritisiert der Diplomkaufmann als nicht am Patienten orientiert.

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Kai Vogel - Verbraucherzentrale Bundesverband

Vogel ist der Auffassung, der hohe Eigenanteil beim Zahnersatz belastet die Patienten und befeuert die Suche nach Sparpotenzialen. Und: Patient und Behandler profitieren gleichermaßen, wenn sie Auktionsportale nutzen.

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Hanna Hergt und Sonja Schultz

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