Frakturierte Instrumente

Bergungstechniken im Wurzelkanal

Was tun, wenn ein Instrument im Wurzelkanal bricht? Kann ich die Bergung selbst vornehmen oder soll ich an einen Spezialisten überweisen? Welche Handlungsoptionen, also verschiedenen Bergungstechniken gibt es? Unsere Autoren diskutieren an Fallbeispielen die Therapie nach einer Instrumentenfraktur und zeigen, worauf zu achten ist.

Im Rahmen endodontischer Therapiemaßnahmen ist eine Vielzahl an Behandlungsschritten nötig, die auch Risiken beinhalten und die Prognose des Zahnes herabsetzen können. Ein Problem ist dabei die Instrumentenfraktur. Mit einer Häufigkeit zwischen einem und sieben Prozent sollte das Auftreten von Feilenbrüchen nicht unterschätzt werden, wobei von einer noch höheren Dunkelziffer ausgegangen werden kann [Parashop et al., 2004; Wu et al., 2011; Arnold, 2013].

Vorbereitung auf die endodontische Behandlung

Vor dem Hintergrund einer möglichen Instrumentenfraktur sollte sich der Zahnarzt schon im Vorfeld einer geplanten endodontischen Behandlung durch die Anfertigung gegebenenfalls mehrerer auch exzentrischer Röntgenaufnahmen mit der vorliegenden Wurzelkanalanatomie vertraut machen. Gelegentlich ist auch die Anfertigung eines DVTs indiziert [Bürklein, 2011]. Die röntgenologische Bildgebung ermöglicht eine an die Morphologie des Zahnes angepasste Präparation des Wurzelkanalsystems. Im Zuge der endodontischen Behandlung muss weiterhin darauf geachtet werden, die Zugangskavität des zu behandelnden Zahnes so großzügig zu dimensionieren, dass die Gefahr der Separation von Feilenstücken auf ein Minimum herabgesetzt wird. So ist es erforderlich, Dentinüberhänge, die den spannungsfreien Zugang zum Wurzelkanalsystem verhindern, vor dem Einsatz von Hand- oder rotierenden Nickel-Titan-Feilen zu entfernen. Auch die Erstellung eines Gleitpfades vor dem Einsatz maschineller Instrumentensysteme ist ratsam, um Feilenbrüchen vorzubeugen [Patino et al., 2005]. Weiterhin ist darauf zu achten, dass die Aufbereitungsinstrumente nur im feuchten Kanal angewendet werden [Grossmann, 1969]. Die verwendete Spüllösung dient neben der Desinfektion und dem Abtransport von Debris auch maßgeblich als Gleitmittel für die Feile, was die Gefahr von Frakturen herabsetzt.

Die optische Kontrolle der Feile nach jedem Einsatz im Wurzelkanal ist erforderlich, um Deformationen frühzeitig zu erkennen, die bei weiterer Benutzung in einen Bruch des Instrumentes resultieren können. Denn ein entscheidender Faktor für das Risiko von Instrumentenbrüchen ist die Häufigkeit der Anwendung einer jeden Feile. Auch wenn nicht sicher prognostiziert werden kann, nach wie vielen Einsätzen eine Feile brechen wird, so ist unumstritten, dass die Resistenz gegenüber Frakturen geringer ist, je früher ein Aufbereitungsinstrument aussortiert wird. Die Mehrzahl der neu erscheinenden Instrumentensysteme wird schon vom Hersteller als Einmalinstrumente deklariert, um ein hohes Maß an Fraktursicherheit zu gewährleisten.

Leider ist die Einmalnutzung aufgrund der hohen Feilenkosten und der Honorierung für die Behandlung selbst in der täglichen Praxis äußerst problematisch.

Nicht zuletzt ist darauf zu achten, dass die Einstellung von Drehzahl und Drehmoment für das entsprechend genutzte Feilensystem mit den Herstellerangaben übereinstimmen, um Frakturen vorzubeugen.

###more### ###title### Vorgehen nach einem Feilenbruch ###title### ###more###

Vorgehen nach einem Feilenbruch

Auch bei größter Sorgfalt und Vorsicht wird die Gefahr der Instrumentenfraktur dennoch nicht vollständig ausgeschlossen werden können. Bei Eintreten eines Feilenbruchs gilt es zunächst, den Patienten darüber aufzuklären und Therapieoptionen abzuwägen.

Nicht in jedem Fall ist die orthograde Entfernung eines Fragments möglich oder sinnvoll, da zur Darstellung des Bruchstücks immer auch ein Zahnhartsubstanzverlust in Kauf genommen werden muss, der die Prognose des Zahnes herabsetzen kann. Alternativ sollte auch das Belassen des Fragments, das Passieren oder ein chirurgisches Vorgehen in Betracht gezogen werden.

Ein direkt nach der Fraktur angefertigtes Röntgenbild hilft bei der Entscheidung der zu favorisierenden Therapiemethode. Länge, Lage und Art des Instruments sowie der Zeitpunkt der Fraktur beeinflussen ebenso die zu bevorzugende Therapieoption wie die Krümmung und der Querschnitt des Wurzelkanals, der periapikale Befund, der Wunsch des Patienten und das Risiko weiterer Komplikationen (etwa Perforation, Via falsa).

Soll der Versuch der orthograden Bergung des Fragments unternommen werden, empfiehlt es sich, den Patienten an einen spezialisierten Kollegen zu überweisen, da spezielles Instrumentarium und ausreichend Erfahrung für die Fragmententfernung benötigt werden [DGZMK, 2007]. Die Erfolgsquote der orthograden Fragmententfernung liegt zwischen 66 Prozent und 95 Prozent [Ward et al., 2003; Suter et al., 2005; Cujé et al., 2010].

Dr. Michael DrefsDr. Heike SteffenZentrum für ZMKPoliklinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und EndodontologieWalther-Rathenau-Str. 4217475 Greifswald E-mail:

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