Diese ZFA ist seit 60 Jahren ihrer Praxis treu
Frau Kastner, wie hat sich der Berufsalltag verändert über die Jahre?
Eigentlich ist gar nichts mehr so wie vor 60 Jahren. Polyäther anstelle von Gipsabdrücken – keine der Helferinnen wusste was ein BEMA ist – EDV war gar nicht vorhanden und wir haben uns früher abendelang händisch mit Hunderten von Zetteln am Quartalsende in der Praxis eingefunden. Und statt der heute vorhandenen 15 Kolleginnen und drei Ärzten gab es nur den Herrn Doktor und mich. Es war ein aufregender Weg, bis unsere Praxissoftware und ich zueinander gefunden haben. Auch war der jeweilige Wechsel der Praxisführung immer mit Änderungen verbunden. Kofferdam, Bleaching und PZR waren zu Beginn meiner Ausbildung unbekannt, Implantate gab es noch nicht – und all das ist nun fester Bestandteil unserer täglichen Arbeit.
Was hat Sie damals in die zahnärztliche Welt verschlagen? War es schon immer Ihr Berufswunsch?
Nein, es war eher der „Buschfunk auf dem Dorf“. Es gab in der Praxis eine Stelle zu vergeben, ich habe mich vorgestellt und dann hat der Beruf mir von Beginn an Freude bereitet. Mit zehn oder zwölf Jahren hat man sich damals um seinen Berufswunsch auch noch keine so riesigen Gedanken gemacht. Als ich mit knapp 14 Jahren meine Lehre angefangen habe, war es einfach so – und es hat auch gepasst!
In der Praxis arbeiten mehrere Generationen unter einem Dach – wie funktioniert die Zusammenarbeit im Team?
Es ist in erster Linie ein geselliges Miteinander. Natürlich haben die jüngeren Kolleginnen ihre Eigenheiten – aber die haben die Älteren genauso. Gegenseitige Achtung, Toleranz und vor allem Anpassungsfähigkeit erleichtern den Arbeitsalltag enorm.
Sie haben sicherlich so manchen Patienten von klein aufwachsen sehen, oder?
So manchen? Fast alle! (lacht). Aus jungen Gecken wurden verehrende Mitfünfziger und dann rüstige Senioren. Und nun kommen halt die, die ich als Kinder kannte mit ihren Enkeln zu uns.
Wie war der Patient früher, wie ist er heute?
Jetzt hat der Patient vor allem bessere Zähne! Die Pflege ist auch besser geworden, die Patienten sind aufgeklärter. Früher war der Patient im Vergleich zum heutigen allerdings seltener so fordernd, wie man es zunehmend erlebt.
Gibt es in den vergangenen sechs Jahrzehnten ein herausragendes Ereignis?
Die beiden Umzüge in die jeweils neuen Räume. Es war immer wie ein kleiner Neubeginn, wenn wir umgezogen sind – dazu kamen die vielen Einweihungen, teils nach den Umzügen, teils nach den Renovierungen. Das alles in der Retrospektive zu betrachten verdeutlicht einem, wie lang man schon im Team ist!
Vier Jubilarinnen in einer Praxis
„Wir kommen auf 155 Jahre!“
Johanna Kastner ist nur eine von vier Jubilarinnen – in der Gemeinschaftspraxis von Julia und Jochen Glamsch in Schwandorf, Oberpfalz, kommen die Angestellten auf insgesamt 155 Jahre Praxiszugehörigkeit: Nicole Hecht ist seit 25 Jahren, Sandra Nießl seit 30, Anita Schober seit 40 und Johanna Kastner seit 60 Jahren dabei!Auf dem Sommer-Teamday 2016 wurden die 155 Jahre Praxiszugehörigkeit mit einer Segwaytour durch das Schwandorfer Umland und ein gemeinsames Pizzabacken gebührend gefeiert, schreibt uns Praxisinhaber Dr. Jochen Glamsch. Er und Dr. Emmy Glamsch sowie Dr. Julia Glamsch bedanken sich als Praxischefs für die „hoffentlich noch viele lange Jahre“ anhaltende Treue ihrer vier Jubilarinnen: „Es ist wahnsinnig viel wert, hinter dem Mitarbeiter am Sauger oder PC auch den Menschen zu kennen. Nachdem man nun über mehrere Jahrzehnte viele gemeinsame Höhen und Tiefen, freudige Ereignisse und Rückschläge gemeinsam durchgemacht hat, ist aus der ehemaligen Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehung eine echte Freundschaft geworden, für die wir Chefs wirklich dankbar sind!“