Kinder, hier wird geputzt!
„Es war eine Duplizität der Ereignisse“ berichtet Schulleiter Andreas Wiedemann. Die Zahnärztekammer schob das Projekt in der Schulbehörde an und er erfuhr zeitgleich von einem positiven Beispiel aus Schleswig-Holstein, dem er er gern nacheifern wollte. So kamen er und die Kammer zusammen.
Gemeinsam wurde darüber beraten, wie man ein tägliches Putzzeremoniell für – immerhin – 400 Kinder im Ganztagsbetrieb einführen könnte. Fest stand nur: Für spezielle Zahnputzbecken gab es definitiv keinen Raum – weder im wörtlichen Sinne, noch finanziell.
Zähneputzen im Ganztag – logistisch herausfordernd
Schnell wurden die wichtigen „Komponenten“ ausgemacht. Erstens: die Verbrauchsmittel. Dafür fand sich zügig ein Sponsor für das erste Jahr. 2.000 Tuben Zahnpasta sind bereits in der Schule angekommen. Zweitens: ein Platz für die Bürsten. Gesucht wurde eine Art hygienischer Ständer, damit sich die Köpfe der Bürsten nicht berühren. Schnell zu reinigen sollte er sein und gleichzeitig platzsparend. Das ungewöhnliche Ergebnis: Wiedemann hat bei einem schwedischen Möbelhaus Tabletts erworben. Im Baumarkt fand er zudem Lüftungskanäle von Dunstabzugshauben.
Not macht bekanntlich erfinderisch. Die Kanäle hat er kurzerhand durchbohrt und so die Löcher für die Bürsten geschaffen. In der Spülmaschine könne der Eigenbau schnell gereinigt werden, ist er sicher.
Zum Hintergrund: In der Kita, die auch auf dem Gelände ansässig ist, wird bereits geputzt. Doch sobald die Kinder in die Schule kommen, wurde das gelernte Ritual unterbrochen. Das störte den Schulleiter. Denn die Kinder können bei ihm im Zweifelsfall morgens um sechs in der Frühbetreuung abgegeben werden und abends um 18 Uhr abgeholt werden. Wenngleich nur wenige Kinder diesen langen Zeitraum beanspruchen, gibt es ihm zufolge viele, die von acht Uhr bis 16 Uhr in der Schule sind. „Für die Kinder ist es gut, wenn sie mittags Zähneputzen können. Man kann sich ja auch nicht immer darauf verlassen, dass das morgens zu Hause geschieht“, erklärt Wiedemann weiter.
Das Putzen funktioniert so: Die Kinder gehen zum Essen und danach weiter mit ihrer Erzieherin zum Zähneputzen. Letztere hat dann das Tablet und teilt die Bürsten aus. Nach dem Putzen wandert das Tablett wieder in den Schrank. Geschult wurde bisher noch keine Erzieherin, berichtet Wiedemann. Dazu komme noch separat die LAJH in die Schule. Jetzt gehe es erst mal darum, dass die täglichen Abläufe mit 400 Kindern funktionieren.
Ziel sei schließlich, dass noch mehr der insgesamt 200 Hamburger Grundschulen von dem Pilotprojekt profitieren. Die Evaluation wird dann zusammen mit der Zahnärztekammer und der Schulbehörde gemacht.
„Ich freue mich, dass wir den ersten Schritt zu einer grundsätzlichen Einbindung des Zähneputzens in den Hamburger Ganztag gehen konnten“, sagt Konstantin von Laffert, Präsident der Zahnärztekammer Hamburg.
„Die vorgestellte Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS V) zeigt, dass mit der vermehrten Zahnpflege in der Bevölkerung in den letzten 20 Jahren die Mundgesundheit deutlich verbessert werden konnte. Die Gruppe der 12-Jährigen ist inzwischen zu 81,6 Prozent kariesfrei, vor 20 Jahren waren das lediglich halb so viel. Diesen Erfolg wollen wir zukünftig durch eine Ausweitung des Projektes „Kariesfreie Schule“ in allen sieben Hamburger Bezirken weiter fortführen.“