„Wir waren damals schon sehr euphorisch“
„Als etwas älterer Zahnarzt habe ich ein Bild von der Arbeit vor und der nach der Wende. Mit Freude nahm ich 1990 die Entscheidung des Krankenhauses Friedrichroda, zu dem meine damalige staatliche Zahnarztpraxis gehörte, zur Kenntnis, diese zum Jahresende zu schließen. So konnte ich endlich, da es mir im Sozialismus trotz mehrerer Anläufe verwehrt geblieben war, meine eigene Praxis aufbauen“, erinnerte sich Dr. Karl-Friedrich Rommel, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen. In diese Aufbauphase fiel auch der Beginn seiner standespolitischen Tätigkeit.
Sehr schnell habe er gemerkt, dass man sich für die neu gewonnene Freiheit engagieren müsse, „war sie doch um so vieles besser als das, was wir bis dahin kannten“. Für die zwei Millionen gesetzlich Versicherten in den Wendejahren eine flächendeckende zahnmedizinische Versorgung inklusive Notfallvertretungsdienst sicherzustellen – das sei eine große Herausforderung gewesen. „Das war nicht einfach, aber es ist gelungen. Und zwar in einer für die Größe der Aufgabe sehr kurzen Zeit. Wir waren damals schon sehr euphorisch.“
Dr. Christian Junge, Präsident der Landeszahnärztekammer Thüringen, nutzte den Blick zurück als Mahnung und Ansporn für die Zukunft, indem er das freiberufliche Selbstverständnis der Thüringer Zahnärzte betonte: „Freiberuflichkeit ist für uns kein Selbstzweck und unsere zahnärztliche Selbstverwaltung dient keineswegs der bloßen Erfüllung jener Aufgaben, die uns gesetzlich aufgetragen sind.“ Freiberuflichkeit und Selbstverwaltung seien vielmehr lebendiger Ausdruck der besonderen gesellschaftlichen Verantwortung, der sich die Thüringer Zahnärzte immer wieder mit hohem Sachverstand und hohem Engagement stellen. Schließlich sichere die Freiberuflichkeit die – sehr hohe – Qualität der zahnmedizinischen Berufsausübung, nur durch Eigenverantwortung und fachliche Unabhängigkeit könnten die Zahnärzte die jeweils beste Therapie anbieten, sagte Junge.
Freiberuflichkeit heißt Gestaltungsfreude
Gesundheitsministerin Heike Werner würdigte den Anteil der Zahnärzteschaft an der Entwicklung Thüringens zu einem „Gesundheitsland“ in den vergangenen 25 Jahren. „Diese positive Entwicklung ist auch ein Verdienst der Thüringer Zahnärztinnen und Zahnärzte, die sich mit einer beeindruckenden Gestaltungsfreude, mit großer Fachkompetenz und einer hohen finanziellen Risikobereitschaft in diesen Prozess eingebracht haben“, sagte Werner. Landtagspräsident Christian Carius sprach sich parteiübergreifend für die Freiberuflichkeit aus: „Die Politik weiß Einzel- und Gemeinschaftspraxen der Zahnärzte sehr zu schätzen. Wir wollen, dass sie weiter im freien Beruf tätig sind und dafür sorgen, dass unsere Bürger im Land gesunde Zähne haben.“
Das, was die Thüringer Zahnärzteschaft in 25 Jahren geleistet habe, wäre laut Carius nicht möglich gewesen, wenn das Gesundheitssystem der DDR aufrechterhalten oder weitergeführt worden wäre. Die Politik sei dankbar, dass sich die Zahnärzte den Herausforderungen, die sich durch die Wiedervereinigung ergeben hatten, gestellt haben.
Wie erfolgreich die Thüringer Zahnärzte die aktuellen Herausforderungen meistern, veranschaulichte Rommel anhand der Betreuung Pflegebedürftiger und immobiler Patienten: „Zum Stichtag 31.12.2015 lagen der KZV Thüringen 144 Kooperationsvereinbarungen mit vollstationären Pflegeheimen, die von 97 Praxen betreut werden, vor. Damit sind wir bundesweit Spitzenreiter.“