Der besondere Zahn

Dens invaginatus

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Adrian Lussi
Eindrucksvoll im Bild, eine Zeitbombe für Karies - der etwas andere Zahn.

Der Dens invaginatus (Dens in dente) ist eine Zahnanomalie, die durch eine Einstülpung (Invagination) der Zahnoberfläche während der Zahnentwicklung entsteht. Im Bereich des Foramen caecum kommt es zu einer Verlängerung des Schmelzorgans unterschiedlich weit in den betreffenden Zahn hinein (koronale Invagination). Es ist möglich, dass diese Invagination bis an die Wurzelspitze reicht und dort zur Bildung eines zweiten Foramen apicale führt (Abbildung 1b). Auch Einstülpungen, die erst bei der Wurzelentwicklung entstehen, wurden beschrieben (radikuläre Invagination). Diese kommen jedoch äußerst selten vor. Je nach Ausprägung der Invagination kann die Kronen- und/oder Wurzelform verändert sein (Abbildungen 1 bis 4).

Diese Formveränderungen begünstigen die Bildung von Karies sowie von marginaler und periapikaler Parodontitis (Abbildungen 2a und 4). Neben Entwicklungsstörungen (ungenügende Ernährung der Zahnpapille) werden Infektionen und Traumata als Ursachen des Dens invaginatus diskutiert.

Nachgewiesen werden konnte eine familiäre Häufung dieser Zahnanomalie. Die Prävalenz im westlichen Europa beträgt zwei bis drei Prozent. Am häufigsten ist der Dens invaginatus bei den lateralen oberen Inzisiven zu finden. Er tritt dann vielfach auch am kontralateralen Zahn auf. Eckzähne, Prämolaren sowie Molaren können ebenfalls Invaginationen aufweisen. Besonders häufig ist diese Anomalie bei überzähligen Zähnen (wie Mesiodentes) zu beobachten.

Bei Milchzähnen kommt der Dens invaginatus sehr selten vor. Der Dens invaginatus kann sich klinisch, röntgenologisch und histologisch in vielen Formen präsentieren. Die koronale Invagination weist eine Schmelzauskleidung auf. Die Struktur und die Dicke dieses Schmelzes sind häufig unregelmäßig ausgebildet. Neben normalem Schmelz sind hypo- und hypermineralisierte Bereiche zu beobachten (Abbildungen 1b, 3, 4 und 5). Die Schmelzauskleidung kann aber auch stellenweise vollständig fehlen. Und das Dentin im Bereich der Schmelzinvagination kann ebenfalls hypomineralisiert und irregulär strukturiert sein (Abbildungen 4 und 5b).

Dr. Markus Schaffner, Dr. h.c. Herrmann Stich, Prof. Dr. Adrian LussiKlinik für Zahnerhaltung, Präventiv- und KinderzahnmedizinZahnmedizinische Kliniken der Universität BernFreiburgstr. 7, 3010 Bern E-mail: E-mail:Nachdruck aus dem Swiss Dental Journal Vol. 126, 2.2016, mit freundlicher Genehmigung des Verlags

Baumgart M, Hänni S, Suter B, Schaffner M, Lussi A: Dens invaginatus.Schweiz  Monatsschr Zahnmed 119: 697-705 (2009).

Schroeder HE: Pathobiologie oraler Strukturen. Karger Verlag, Basel, pp 13-15 (1997).

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