Selbst ein Hilfsprojekt starten
Herr Lampe, bitte erläutern Sie das Prinzip von betterplace.org!
Mehr als 17.000 soziale Projekte aus der ganzen Welt nutzen unsere kostenlosen digitalen Werkzeuge, um Unterstützer zu finden, die Geld oder auch Zeit spenden. Seit 2007 wurden über die Plattform bereits mehr als 30 Millionen Euro an Projekte aus rund 180 Ländern gespendet. Dabei geht jede Spende zu 100 Prozent an die Projekte. Ohne Abzug.
Der Spender kann aus einer großen Anzahl an Projekten und einer breiten Vielfalt an Themengebieten auswählen und entscheiden, für welchen Zweck er spenden möchte. Alle Hilfsprojekte sind verpflichtet, transparent darzustellen, wofür die Spendengelder eingesetzt werden und regelmäßig per Text, Foto oder Video über die Fortschritte zu berichten. So kann jeder mitverfolgen, was mit den Spenden passiert und bei Interesse direkt mit dem Projektverantwortlichen in Kontakt treten. Alle Projekte können offen diskutiert und bewertet werden.
Wie finanziert sich Deutschlands größte Spendenplattform?
Wir finanzieren den Betrieb der Plattform zum einen durch Dienstleitungen für Unternehmen. So bieten wir für Unternehmen zum Beispiel digitale Lösungen für ihr gesellschaftliches Engagement an. Zum anderen finanzieren wir uns durch sogenannte „Mitspenden“: Bei jeder Spende an ein Projekt kann man freiwillig den Betrieb der Plattform durch eine Spende für betterplace.org unterstützen. Vereinzelt erhalten wir darüber hinaus auch Förderungen von strategischen Partnern.
Über diese drei Wege finanzieren wir die Weiterentwicklung der Plattform und das Team von etwa 40 MitarbeiterInnen.
Welcher Benefit ergibt sich für zahnmedizinische Hilfsorganisationen, privat initiierte Hilfsprojekte und Spender, wenn sie mithilfe von betterplace.org Spenden sammeln?
Für Hilfsorganisationen stellen wir kostenlos unsere Online-Werkzeuge bereit, die ihnen bei der Suche nach Geldspenden oder Ehrenamtlichen helfen. Viele, besonders kleine Initiativen haben keine eigene technische Infrastruktur, um online Spenden zu sammeln. Ein Projekt auf betterplace.org zu registrieren ist also ein erster Schritt zum professionellen Online-Fundraising. Zusätzlich bieten wir die Möglichkeit, ein Spendenformular auf der eigenen Website der Organisation zu integrieren.
Darüberhinaus geben wir den Projekten als gemeinnütziger Partner konkrete Hilfestellung mit der Beratung durch unser Support-Team und wir bieten ihnen – ebenfalls kostenfrei – ein breites Schulungsangebot, das ihnen dabei hilft, ihr Online-Fundraising zu professionalisieren und neue Unterstützer über das Internet zu gewinnen. Dazu veranstalten wir regelmäßig Webinare und Workshops zu den Themen „Online-Fundraising“, „Digital Storytelling“ und „Social Media“.
Und natürlich gewinnen die Projekte auf betterplace.org Sichtbarkeit in einer großen Community und damit die Chance, neue Unterstützer zu finden, die sich speziell für ihr Thema interessieren.
Welche Kosten entstehen für Spendensammler?
Keine. Die Nutzung von betterplace.org ist für soziale Initiativen und private Spendenaktionsmacher komplett kostenlos. Es fallen daher auch keine Transaktionsgebühren an.
Aus dem Bereich Zahnmedizin kann man unter dem Suchwort „Zähne“ auf der Plattform momentan zwei Hilfsprojekte (siehe nächste Seite) finden. Inwieweit ist betterplace.org unter zahnmedizinischen Hilfsorganisationen bekannt?
Das wissen wir leider nicht, da wir keine Marktforschung betreiben. Zudem registrieren sich pro Monat über 1.000 neue Projekte, während andere aufgrund vollständiger Finanzierung beendet werden. Somit ändern sich die Suchergebnisse auf der Plattform beständig.
Aber durch diesen Artikel werden wir jetzt hoffentlich auch bei Hilfsprojekten, die sich dem Thema Zahnmedizin widmen, deutlich bekannter. Als gemeinnützige Organisation investieren wir gemäß unserer Satzung lieber in die Weiterentwicklung der Plattform und stärken damit die Chancen für soziale Projekte, als Anzeigen oder Online-Werbung zu schalten. Unser Budget für Marketingmaßnahmen ist also sehr begrenzt. Bekanntheit gewinnen wir zu einem großen Teil dadurch, dass die Organisationen ihre Projekte und ihre Erfolge auf betterplace.org verbreiten über Social-Media-Kanäle und über Word-of-Mouth-Kommunikation.
Ist der Zeitraum für Spendenaufrufe zeitlich begrenzt?
Nein. Der Projektverantwortliche entscheidet selbst, ob sein Projekt langfristig angelegt werden soll oder ob es schnell gehen muss. Er kann sich Teilbeträge der gesammelten Spenden jederzeit auszahlen lassen. Und er kann für sein Projekt jederzeit auch neue Spendenaufrufe einstellen.
Ja, der Projektverantwortliche hat die Möglichkeit, auf seiner Projektseite neben Fotos auch Videos zu veröffentlichen. Das empfehlen wir sogar, da es im Hinblick auf die Transparenz zur Information und zur Bindung der Spender beiträgt und dabei hilft, neue Unterstützer zu gewinnen. Videos bieten die Möglichkeit, ein Projekt und dessen Fortschritte ausführlicher und emotionaler darzustellen als auf Fotos.
Info
So sammeln Sie für Ihr Projekt!
Eine Seite für das eigene Hilfsprojekt anzulegen, ist denkbar einfach: Entweder man registriert sich via Facebook oder klassisch mit persönlichen Daten sowie einer E-Mail-Adresse. Danach beschreibt der Projektverantwortliche das Hilfsprojekt – inklusive Informationen etwa über den Einsatzort oder über die steuerliche Absetzbarkeit. Zusätzlich kalkuliert er die sogenannten Projektbedarfe. Das heißt, der Projektverantwortliche schätzt, was er voraussichtlich benötigt, um das Projekt umzusetzen. Jeder Projektverantwortliche ist verpflichtet, regelmäßig per Text, Foto und Video über die Fortschritte vor Ort zu berichten. Dabei kann jedes Projekt offen diskutiert und bewertet werden.
Zu den großen Organisationen, die auf betterplace.org vertreten sind, gehören beispielsweise UNICEF, das Deutsche Rote Kreuz, Bethel und das Deutsche Kinderhilfswerk.
Ein Solarkoffer für Äthiopien
Fabian Lingner, 27 studiert „Elektrische Energiesysteme und Elektromobilität“ an der Hochschule Ulm. Seine Freundin Marietta Gorzelany, 26, ist Zahnärztin in Assistenzzeit. Gemeinsam entwarfen sie das Projekt, in Addis Abeba eine mobile Zahnarztpraxis aufzubauen, die mit regenerativem Strom versorgt wird. Nach Rücksprache mit einer Hilfsorganisation kamen sie aber zu dem Entschluss, das Projekt flexibler zu gestalten. Deshalb sammelt Lingner seit Anfang des Jahres 2016 Geld für einen Solarkoffer zur Energieversorgung eines zahnärztlichen Behandlungskoffers. Dieser Koffer soll mit Akkus, Solarmodulen und weiteren technischen Geräten ausgerüstet sein – und zusätzlichen Stauraum für zahnmedizinische Utensilien bieten. Auch ein Dentalkoffer sowie ein Sterilisator konnten mithilfe von Spenden angeschafft werden. In Ländern wie zum Beispiel Äthiopien gibt es keine zuverlässige Stromversorgung. Daher ist es für Zahnärzte, die in Kinderheimen oder irgendwo an abgelegenen Orten behandeln wollen, wichtig, stets über Strom verfügen zu können.
Mobile Hilfe in Madagaskar
Zahnärzte vom Verein Mobile Hilfe Madagaskar versorgen kostenlos Menschen in der Hauptstadt Antananarivo, die teils noch nie beim Zahnarzt waren. Aufgrund der fehlenden zahnärztlichen Versorgung sind vielen madagassischen Erwachsenen und Kindern Löcher in die Wangen gefault. Um die Situation der Bevölkerung zu verbessern, wurde im Jahr 2011 mithilfe von Spenden ein Zahnarztmobil angeschafft, das von Montag bis Freitag im Einsatz ist. Der Verein betreut zwei Dörfer im Busch. Zusätzlich arbeitet das Zahnarztmobil an einer Krankenstation, betreut dort alle Bewohner des Dorfes, Schulen und Kinderheime. An einer Schule in Mahavelona erhält jedes Kind eine Zahnbürste und Zahnpasta. Und, viel wichtiger: Alle Kinder werden alle sechs Monate zahnärztlich untersucht. Das erklärte Ziel des Vereins: In 20 Jahren sollen die Erwachsenen noch mehr als die Hälfte ihrer Zähne im Mund haben.