Leitartikel

Wenn die gute Versorgung die Regel ist

Wolfgang Eßer
Es ist ein jährlich wiederkehrendes Ritual: Der Barmer-GEK-Report durchleuchtet einen Bereich der zahnärztlichen Versorgung. Viele hatten anfangs unterstellt, damit wolle die Kasse der Zahnärzteschaft nicht nur in die Waden treten, sondern auch versorgungspolitisch anerkannte Elemente wie die Mehrkostenregelung und das Festzuschusssystem madig machen und auf Korrekturen drängen.

Fairerweise bedient(e) sich die Barmer bei ihrem Report bei der Wissenschaft: Eine deutsche Uniklinik liefert das Datenmaterial. Und zumindest damit ließen sich bisher die oben angesprochenen unterstellten Ziele nicht erreichen. So schlecht war die Bilanz nie, eher eine Bestätigung für richtungsweisende Systemveränderungen, auf die die KZBV ja auch jahrelang hingearbeitet hat. Sogar bei Barmer-Chef Dr. Christoph Straub ist der Benefit des damaligen Systemwechsels angekommen: Er lobte die Regelversorgung in der Zahnmedizin. Allerdings mündete sein Lob in der Forderung, diese auszuweiten – ohne allerdings die nötige Finanzierung zuzusichern. Das kennen wir schon. The same procedure as every year.

Auch der mittlerweile (zufällig?) zeitgleich veröffentlichte MDK-Fehlerreport zündet nicht. Der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) ist ja auch uns Zahnärzten im Praxisalltag ein Begriff. Alljährlich erstellt er einen Report über Behandlungsfehler – nicht nur in der Zahnmedizin. Oft war der Bericht selbst weniger aussagefähig als die Pressemeldung des MDK auf den ersten Blick glauben machte. Die MDK-Fachleute relativierten bei der Vorstellung des Reports denn auch so manches Ergebnis. Es wurde darauf verwiesen, dass die Datenlage nicht gerade valide ist. Eine hohe Anzahl von Vorwürfen, die Patienten erheben würden, ließe nicht automatisch auf eine hohe Anzahl an tatsächlichen Behandlungsfehlern schließen, hieß es. Konkret: Nicht jeder Verdacht ist auch gleich ein Fehler. Die Zahlen sprachen denn auch für sich. Für die Zahnmedizin listet der MDK-Report 1.349 Vorwürfe auf, die sich in 451 Fällen als tatsächliche Fehler herauskristallisiert haben. Angesichts von etwa 90 Millionen Behandlungsfällen im Jahr reduziert sich diese – trotzdem bedauerliche – Zahl auf einen Promillebereich. Deshalb ist die Schlussfolgerung erlaubt: Gerade der „Fehlerreport“ beweist, dass wir in Deutschland eine qualitativ hochwertige Versorgung haben, um die wir im internationalen Vergleich beneidet werden. Und natürlich wollen wir dieses hohe Ansehen auch zukünftig sichern und rechtfertigen. Hierbei gilt: Jeder Fehler ist einer zu viel. Und daher haben KZBV und BZÄK das Lernberichtssystem „CIRSdent – Jeder Zahn zählt“ eingerichtet. Ziel ist es, voneinander zu lernen, wie man mit misslichen Situationen in der Praxis besser und souveräner umgehen kann. Mehr als 4.000 Nutzer haben bereits ihre Beispiele eingetragen und machen das Angebot zu einer wahren Fundgrube an praktischem Wissen. Damit ist CIRSdent nicht nur Fortbildung im besten Sinne, sondern auch aktiver Service, um die Versorgungsqualität unserer Patienten weiter zu erhöhen.

Das ist unser verpflichtender Auftrag gegen über unseren Patienten. Aber es ist auch unser Auftrag gegenüber unseren Kollegen und Kolleginnen, die uns dafür gewählt haben. Dennoch brauchen auch wir gewählte Vertreter – ob ehren- oder hauptamtlich – nicht nur den Kontakt zur sogenannten „Basis“, wir brauchen auch deren Hilfe und Initiative und manchmal deren Betroffenheit. Wie gut das bisweilen funktioniert, musste dieser Tage auch die Barmer erfahren. Die hatte im Rahmen von Kostenerstattungsverfahren pauschal lediglich 25 Prozent der Rechnungssumme erstattet. So sah es auch die Satzung vor. Nachdem der ehemalige Patientenbeauftragte, Wolfgang Zöller, darauf aufmerksam gemacht worden war und die KZBV um eine Stellungnahme gebeten hatte, nutzten wir den guten persönlichen Draht eines Kollegen und erreichten mit dessen wesentlicher Hilfe über den derzeitigen Patientenbeauftragten Laumann eine Änderung der Satzung der Barmer GEK (siehe Nachrichten). Auch wenn diese Änderung nach unserer Auffassung noch klarer hätte formuliert werden können, war diese Kollegeninitiative ein Beleg für die Sinnhaftigkeit standespolitischen Engagements und ein Beleg für die erfolgreiche Basisinitiative. Darauf kann und will die KZBV auch zukünftig nicht verzichten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Wolfgang Eßer,Vorsitzender des Vorstands KZBV

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