KBV-Vertreterversammlung

Zurück zum Tagesgeschäft

„Zukunftsfest und selbstkritisch“ blickt die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) bei ihrer Vertreterversammlung zum Auftakt des Ärztetages in Hamburg nach vorne, übt sich aber gleichzeitig darin, ihre Altlasten zu beseitigen. Während die „Causa Köhler“ hinter verschlossenen Türen abgehandelt und offenbar nach Maßgaben der Aufsichtsbehörde bereinigt wurde, geht die Organisation beim Thema Weiterbildung und KBV 2020 zum Tagesgeschäft zurück – und demonstriert Handlungsfähigkeit.

Die Vertreterversammlung der KBV in Hamburg stand keineswegs im Schatten des 119. Ärztetages, sondern war eher die spannende Ouvertüre zu einer turbulente Woche der Selbstverwaltung. Doch zunächst: Der Staatskommissar bleibt draußen! Alle notwendigen Beschlüsse wurden gefasst, um die Anordnungen der Aufsicht an die Selbstverwaltung umzusetzen. Diese Versprechen machte der Vorstand der KBV vor der Presse im Anschluss an die nichtöffentliche Sitzung der VV.

Zerknirscht ob der Vergangenheit

Während es zu den Vorgängen um überzogene Pensionszahlungen beziehungsweise Abfindungen an Ex-Mitarbeiter oder das Ruhestandsgehalt des früheren KBV-Chefs Andreas Köhler wegen der schwebenden Gerichtsverfahren keine weiteren Auskünfte gab, war die KBV-Spitze beim Thema APO KG gesprächiger. „Wir haben Fehler gemacht“, zeigte sich Köhlers Nachfolger Dr. Andreas Gassen schon in seiner Eingangsrede zur Eröffnung gegenüber den Delegierten zerknirscht mit Blick auf die Finanzrisiken aus Immobliengeschäften rund um den Umzug der Körperschaft nach Berlin. Gleichzeitig wiegelte Gassen allerdings ministerielle Vorwürfe zur Verzögerung und Verweigerungshaltung der KBV gegenüber der Aufsicht ab. Man habe aktuell die im März gefassten Beschlüsse „wie geplant umgesetzt“. Jetzt folge nur noch die technische Ausarbeitung „in einem überschaubarem Zeitraum“, unbeinflusst vom Schreiben des Ministeriums. „Alles, was wir regeln können, ist geregelt. Alle Forderungen des Ministeriums sind erfüllt“, so Gassen. Die Abwicklung der APO KG sei zwar auf einen längeren Zeitraum angelegt gewesen. Er denke aber, dass der KBV auch im verkürzten Abwicklungsstadium kein Schaden entstehen werde.

###more### ###title### Bemüht um die Zukunft ###title### ###more###

Bemüht um die Zukunft

Die VV war sichtlich bemüht, nach Behandlung dieser Themen zum Tagesgeschäft der Selbstverwaltung überzugehen. Im Mittelpunkt der KBV-Zukunftskonzepte: die Weiterbildungsordnung und das Projekt „KBV 2020 – Zukunft gemeinsam gestalten“. Nach dem Startschuss im Herbst vergangenen Jahres legte der Vorstand nun das 12-seitige Konzeptpapier vor, mit dem der Politik für die Bundestagswahl 2017 die Positionen der Ärzte im KV-System zum Sicherstellungsauftrag nahegebracht werden sollen. Vier Arbeitsgruppen stellen darin die Frage nach der Zukunft des Sicherstellungsauftrags, suchen nach gangbaren Wegen bei der Aufgabenabgrenzung und Kooperation zwischen Krankenhaus und KV. Sie überprüfen die Möglichkeit der Koordination bei Inanspruchnahme medizinischer Leistungen. Ein besonderes Augenmerk richtet die Arbeitsgruppe „Attraktivität des Arztberufs“ angesichts der Nachwuchsprobleme bei den niedergelassenen Grundversorgern auf die Weiterbildung. Unter dem Eindruck geänderter Lebensentwürfe junger Ärzte und der Feminisierung des Berufs soll der wachsenden Zahl von angestellten und Teilzeitmedizinern im ambulanten Bereich stärker Rechnung getragen werden.

Artikel nicht gefunden id_extern: typo3-import-article-442

<interactive-element xmlns:ns3="http://www.w3.org/1999/xlink" ns3:href="censhare:///service/assets/asset/id/" ns3:role="censhare:///service/masterdata/asset_rel_typedef;key=actual."/>

Dazu gehört auch die Förderung und Finanzierung der ambulanten Weiterbildung. Hier geht die Körperschaft in Vorleistung. „Die Bedingungen für eine Weiterbildung im niedergelassenen Bereich sind deutlich besser geworden.“ Diese Botschaft unterstrich Gassens Stellvertreterin im KBV-Vorstand Dipl.-Med. Regina Feldmann. Ab dem 1. Juli sollen 7.500 Förderstellen in der Weiterbildung Allgemeinmedizin und 1.000 Förderstellen in anderen fachärztlichen Bereichen bundesweit angeboten und mit einer Vergütung versehen werden, so wie es im Krankenhaus üblich ist. Somit erhalten Weiterbildungsassistenten künftig 4.800 Euro pro Monat.

Artikel nicht gefunden id_extern: typo3-import-article-443

<interactive-element xmlns:ns3="http://www.w3.org/1999/xlink" ns3:href="censhare:///service/assets/asset/id/" ns3:role="censhare:///service/masterdata/asset_rel_typedef;key=actual."/>

Ein zweiter Teil der Vereinbarung betrifft die Förderung der Kompetenzzentren und Koordinierungsstellen, für die fünf Prozent der jährlichen Fördersumme aller Weiterbildungsbereiche zur Verfügung gestellt werden. Feldmann hofft auf eine Einigung „auf konkrete Bestimmungen … mit DKG und GKV-Spitzenverband bis zum 1. Januar 2017“. Weiterbildung fruchte nur, wenn endlich ein Masterplan mit größerer Praxisnähe zum Medizinstudium verabschiedet werde.

Hans-Edmund Glatzl, Fachjournalist

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.