10 Jahre Master Integrated Dentistry

Soll ich einen Master machen?

Zahnärzte sind extrem aktiv in Sachen Fortbildung – hochwertige Zahnmedizin geht nicht ohne den State of the Art. Ein wenig exotisch ist dabei der postgraduale Master. Ist das was für mich? Was bekomme ich da? Prof. Michael Dick erläutert im Interview Motivation und Konzept des Masters in Karlsruhe, Dr. Dr. Simone Ulbricht betont die Bedeutung des Netzwerks und der Persönlichkeits- wie Professionsentwicklung, zudem berichten zwei Absolventen aus Karlsruhe von ihren Erfahrungen.

TEIL 1: DAS SAGT DER ERFINDER

Herr Prof. Dick, was hat Sie seinerzeit bewogen, einen Master für Zahnärzte zu etablieren?

Es war eine neugierig machende Anfrage aus Karlsruhe, die sich schnell als ernsthaft und gut überlegt herausstellte. Für uns Bildungswissenschaftler ergab sich die Möglichkeit, unser Verständnis von Profession, beruflicher Entwicklung oder Qualitätsförderung konkret auf die Probe zu stellen. Dass wir dies für mindestens zehn Jahre tun würden, war damals nicht abzusehen.

Welchen Benefit haben Zahnärzte ganz konkret von dem Studiengang?

Der ist vielfältig. Zwei Jahre Studium geben zahlreiche Impulse, die sich unmittelbar auf die Praxis auswirken, sei es durch die Erweiterung des Behandlungsspektrums, die Verfeinerung von Techniken, oder durch einen anderen Umgang mit dem Personal. Auch das Selbstbewusstsein und die Sicherheit, etwas richtig zu machen, wachsen. Schließlich – und oft unterschätzt: das kollegiale Netzwerk, das sich über die zwei Jahre Studium und danach entwickelt und das sich besonders dann bewährt, wenn man in schwierigen Situationen Unterstützung braucht.

Wie kann der Zahnarzt durch einen Master denn sein Selbstbewusstsein stärken?

Sie wissen Genaueres darüber, was Sie können und was Sie nicht können. Es gibt vieles, das wir richtig machen, ohne zu wissen warum. Hierfür die wissenschaftlich untermauerten Argumente zu kennen, das bedeutet, meine Haltung auch nach außen, dem Patienten oder anderen Fachleuten gegenüber vertreten zu können. Ebenso gibt es Situationen, in denen wir unsicher sind und die wir mit Kollegen besprechen. Zu wissen, wie es anderen geht, hilft dabei, sich selbst richtig und kritisch einzuschätzen.

Die Teilnehmer analysieren auch die Stellung der zahnärztlichen Profession in der Gesellschaft – mit welchem Ergebnis?

Das wichtigste Ergebnis ist wohl, dass die ärztliche Tätigkeit nicht zu ersetzen ist – weder durch eine umfassende datenbasierte Diagnostik noch durch die Technisierung von Therapieverfahren. Wichtig ist auch, dass das Vertrauen der Patienten in die Person des Arztes ungebrochen hoch ist – egal, welche Klischees oder Skandale in den Medien sind.

Ergeben sich mit dem Master denn neue Berufsfelder für Zahnärzte?

Inzwischen haben ja einige der Absolventen in den Bildungswissenschaften promoviert. Den einen oder die andere würde ich sofort einstellen. Aber im Ernst: Die Teilnehmer bleiben gerne Zahnärzte, manche engagieren sich stärker in der Standesvertretung, andere stärker in der Forschung.

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###more### ###title### TEIL 2: DAS SAGT DIE EXPERTIN ###title### ###more###

TEIL 2: DAS SAGT DIE EXPERTIN

Das Wissen im Kopf

Eine moderne professionelle Weiterbildung soll den Umgang mitaktuellen Problemstellungen wie „dem informierten Patienten“ oder dem „Dilemma von wirtschaftlichem Druck und Behandlungsqualität“ erleichtern. Dabei steht nicht der Zuwachs an fachlichem Wissen im Vordergrund, sondern die Reflexion dieser Prozesse, weil erst dadurch die Diskrepanz zwischen Wissenschaft und Praxis überbrückt beziehungsweise fruchtbar gemacht wird. Aktuelle Qualifizierungsmaßnahmen verfolgen deshalb nicht nur berufspraktische Ziele, sondern bieten auch die Chance einer Persönlichkeitsentwicklung und können grundlegende Strukturen im professionellen Umfeld verändern. Im Rahmen der Persönlichkeitsentwicklung sind dabei die stetige Reflexion sowie die damit verbundene Evaluation des eigenen professionellen Handelns entscheidend. Weiterbildung soll also nicht nur der Profilierung des Einzelnen dienen, sondern die individuelle Entfaltung unterstützen, zum Gemeinwohl beitragen und gesellschaftliches Vertrauen schaffen. Die Legitimationskraft der Profession kann nur bestehen, indem nicht formale Regeln die soziale Realität der Professionellen bestimmen, sondern indem das Wissen nach wie vor in den Köpfen der Zahnärzte wohnt. Postgraduale Masterstudiengänge sind vor diesem Hintergrund unter bestimmten Bedingungen das Paradebeispiel einer intensiven Weiterbildung über mehrere Jahre.

Verbunden im Netzwerk

Teil eines Netzwerks zu sein bedeutet Menschen zu kennen, die einen fördern, ermutigen und unterstützen. Und man kommt in Kontakt zu Kollegen, die man sonst nicht erreichen kann. Um solch eine professionelle Gemeinschaft zu etablieren, gründete eine Gruppe engagierter Zahnärzte nach Abschluss des Masterstudiengangs 2006 das Netzwerk „Integrated Dentistry e.V.“.

Verbunden durch die Weiterbildung mit ihren einzigartigen Erlebnissen, den intensiven Austausch auf Augenhöhe sowie die gesammelten Erfahrungen wollte keiner nach dem Abschluss einfach nur in den normalen Berufsalltag zurückkehren. Der Verein dient bis heute als Plattform des fachlichen und zwischenmenschlichen Austauschs und bearbeitet Projekte mit Bedeutung für den Berufsstand, so dass nicht nur der Einzelne, sondern auch die Profession profitiert.

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Teil 3: DAS SAGEN 2 ABSOLVENTEN

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