Fakten statt Mythen
In der Tat: Es gibt einen Menge Mythen und Märchen rund um die Zahngesundheit, die sich hartnäckig in der Bevölkerung halten. Damit will der kommende Tag der Zahngesundheit am 25. September aufräumen. Zum Beispiel wird es darum gehen, mit bundes- und landesweiten Aktivitäten der Öffentlichkeit zu zeigen, wie zahnmedizinische Prävention wirkt und wie wichtig es ist, sich nicht auf kolportierte Halbwahrheiten zu verlassen, sondern auf Fakten und Aufklärung. Dazu liegen jetzt beeindruckende Aussagen aus der neuen Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) auf dem Tisch. Sie belegen: Die Zahnärzteschaft hat mit ihren Präventionsstrategien ins Schwarze getroffen.
Der Erfolg ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen: regelmäßige Mundhygiene, Fluoridanwendung, die Versiegelung der Kauflächen der Backenzähne und die regelmäßige Kontrolluntersuchung beim Zahnarzt. Die Maßnahmen der Gruppenprophylaxe im Kindesalter haben sich dabei genauso wirksam gezeigt wie die regelmäßige Inanspruchnahem der PZR bei Erwachsenen. Die DMS V hat uns jedoch auch vor Augen geführt, dass es noch Knackpunkte für unsere To-Do-Liste gibt: Denn bestimmte Gruppen sind stärker von oralen Erkrankungen betroffen als der Durchschnitt. Die Rede ist von älteren Senioren mit Pflegebedarf zwischen 75 und 100 Jahren. Auch Menschen aus sozial schwachen Milieus haben häufiger Probleme mit der Mundgesundheit als der Durchschnitt. Das betrifft nicht nur Kinder, sondern alle Altersgruppen. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, diesen Gruppen Vorsorgeangebote nahezubringen – und natürlich Aufklärung. Das gilt im Übrigen auch für die Versorgung von Menschen mit Migrationshintergrund.
Eine besondere Herausforderung ist es, Kita-Kinder unter drei Jahren zu betreuen, die unter frühkindlicher Karies leiden. Dabei ist das Personal der Gruppenprophylaxe gefragt. Wie Eltern und Kita Hand in Hand arbeiten können, skizzieren die vor kurzem erweiterten Empfehlungen der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege (DAJ). Sie beschreiben einen gesundheitspädagogischen Ansatz, der zeigt, wie die Gruppenprophylaxe in Krippen und Kitas ausgedehnt werden kann, um vor allem auch Kinder aus sozial schwachen Familien zu unterstützen.
Es ist ein weiterer, oft hartnäckig in den Köpfen verankerter Mythos, zu glauben, dass sich Milchzahnkaries auswächst. Bei manchen Eltern ist das aber noch feste Überzeugung. Auch hier hilft Aufklärung. Deshalb ist es erfreulich, dass die Kinderrichtlinie seit September in Kraft getreten ist. Stärker als bisher sollen die Kinderärzte jetzt auf die Zahngesundheit ihrer kleinen Patienten achten und Eltern rechtzeitig zum Besuch eines Zahnarztes auffordern. BZÄK und KZBV hatten sich in den letzten Jahren bei Politik und Verordnungsgebern dafür stark gemacht, dass der Verweis vom Kinderarzt zum Zahnarzt im Gelben Kinderuntersuchungsheft verankert wird. Fluoridiertes Speisesalz hat sich bei der Kariesprophylaxe bestens bewährt. Zwar ist die öffentliche Diskussion um die vermeintliche Toxizität von Fluoriden längst durch fundierte Fakten entkräftet. Dennoch bestehen noch bürokratische Hürden bei Genehmigungsverfahren, wenn es darum geht, fluoridiertes Speisesalz zum Beispiel in der Gemeinschaftsverpflegung einzusetzen. Das Salz darf derzeit – zum Beispiel in Kitas, Schulmensen und Kantinen – nur mit einer Sondergenehmigung, die von der Einrichtung beantragt werden muss, verwendet werden. Und bei Minderjährigen müssen die Eltern ihr Einverständnis zur Verwendung geben. Fluoridiertes Speisesalz gibt es jetzt seit 25 Jahren in Deutschland. Vielleicht ein Anlass, sich weniger Bürokratie bei Genehmigungsverfahren zu wünschen.
Jedenfalls: Fundierte Fakten helfen, die Märchenbildung auszuhebeln, auch beim Thema Zahngesundheit. Damit sich zumindest eines bewahrheitet: die Aussage „Es war einmal ...“