USA diskutiert um Wirksamkeit von Zahnseide

Wir stehen voll und ganz zur Zahnseide!

Die USA haben ihre Gesundheitsempfehlung für Zahnseide aufgehoben. Die wissenschaftlichen Belege seien zu dünn. Viele Zahnärzte reagierten fassungslos und machen sich jetzt als Unterstützer stark. Ein Blick über den Teich.

„Manchmal veröffentlicht die New York Times auch ziemlich dämliche Beiträge. Ich jedenfalls werde auch weiterhin meinen Patienten den Gebrauch von Zahnseide empfehlen, weil ich überzeugt bin, dass sie nutzt, wenn man sie richtig anwendet!“ – Dieser Blogbeitrag eines Zahnarztes aus den USA, veröffentlicht im Internetforum „Ask Dr. Spindel“, steht exemplarisch für viele weitere Wortbeiträge zum derzeit heiß diskutierten Thema „Ist Zahnseide wirkungslos?“.

Zum Hintergrund: Grundlage für die Diskussion ist ein Studienbericht der amerikanischen Nachrichtenagentur Associated Press (AP), der den Nutzen von Zahnseide infrage stellt. Die darin formulierte Kernerkenntnis: Die positiven Effekte der regelmäßigen Verwendung von Zahnseide im Zuge der Mundhygiene seien wissenschaftlich weder bewiesen, noch haltbar – was einer der universellsten zahnärztlichen Empfehlungen quasi über Nacht jegliche Legitimation entziehe.

Es ist eine Meldung mit Konsequenzen: Denn nachdem die US-Nachrichtenagentur ihre Meldung veröffentlichte und diese von der Publikumspresse weitergetragen wurde, verschwand – nach mehr als 30 Jahren – plötzlich die Empfehlung für Zahnseide aus der neu aufgelegten Ernährungsleitlinie des US-amerikanischen Gesundheitsministeriums.

Selbst Zweifler räumen ’positiven Nutzen’ ein

Die zahnärztliche Organisationen wollten dies nicht auf sich sitzen lassen. Rasch erneuerten die American Dental Association (ADA), die Canadian Dental Association, and the American Academy of Periodontology (AAP) nach der AP-Meldung ihrerseits ihre Empfehlung, Zahnseide auch weiterhin zu benutzen. Und inzwischen kamen weitere Befürworter hinzu. Es scheint, als würde man sich auf zahnärztlicher Seite nicht so schnell die heilsame Wirkung von Zahnseide in Abrede stellen lassen wollen.

So schloss sich laut einem Bericht von „Dentistry today“ auch die American Dental Hygienists’ Association (ADHA) den Befürwortern für Zahnseide an. Nach den Hygienikern gelte es, sowohl evidenz- als auch patientenzentrierte Lösungen zur Mundhygiene anzustreben. Man könne die Patienten nicht über einen Kamm scheren, sondern müsse nach individuellen Lösungen suchen. Dies beinhalte auch die Frage, wie man – je nach Patient – die Zahnzwischenräume am besten reinige. Hierzu sei die Zahnseide ein probates Mittel.

Auch Andrew Sullivan, Leiter der Rutgers School of Dental Medicine’s in New Jersey und Zahnarzt mit 48-jähriger Berufserfahrung zeigt sich von der Wirksamkeit der Zahnseide überzeugt. An der Schule wird – klassisch – die Benutzung von Zahnbürste und Zahnseide empfohlen. Wenn Patienten die Ratschläge der Zahnärzte zur oralen Hygiene befolgen würden, ließen sich weniger Zahnfleischentzündungen und Zahnfleischblutungen feststellen, so Sullivan.

„Der zahnärztliche Berufsstand steht zu 100 Prozent hinter der Zahnseide“, äußert sich Paulo Camargo von der UCLA School of Dentistry. Die Behandlungskosten von Zahnfleischerkrankungen seien höher, wenn Patienten keine Zahnseide benutzten, argumentiert er. Und der AAP-Präsident Dr. Wayne Aldredge hält Zahnseide ebenfalls für ein effektives Instrument, um Plaque zu bekämpfen.

In dem Blog “myflossophy” ist zu lesen, dass selbst Zweifler wie etwa Dr. van der Weijden, der von Zahnseide generell nicht viel hält, dennoch einräumt: „Die Prävention vor Zahnfleischerkrankungen wirkt, wenn man in der Lage ist, Zahnseide richtig anzuwenden.“

Und schließlich rät der Zahnarzt Dr. Jordan D. Davis aus Utah in seinem Blog „davisdental.blogspot“ ebenfalls dazu, weiterhin Zahnseide zu benutzen: „Zwei Mal täglich Zähne putzen mit einer fluoridhaltigen Zahncreme – und mindestens einmal am Tag Zahnseide benutzen.“

In nichts nach steht ihm sein Kollege Tim Lafolla, Zahnarzt des National Institutes of Health in Bethesda: Der Gebrauch von Zahnseide habe geringe Risiken und geringe Kosten, so Lafolla. Da man um die Wirksamkeit wisse, habe man auch keine Scheu davor, den Patienten weiterhin zu raten, sie anzuwenden.

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