Editorial

Die Notwendigkeit gleich langer Spieße

Was Sie mit dem Punktwert bei Zahnersatzleistungen zu tun haben, fragen Sie. Nichts – würde ich gerne schreiben, da die Verhandlungen und die Festlegung derselben nur die Aufgabe der Körperschaften ist.

Und doch mit dieser Schlussfolgerung daneben liegen. Denn die Wahrheit ist, dass Sie selber den künftigen ZE-Punktwert in erheblichem Maß mitbestimmen können. Das liegt daran, dass die Krankenkassen aufgrund der von Ihnen eingereichten Abrechnungen über sämtliche Informationen zur gleich- und andersartigen Versorgung pro Abrechnungsfall verfügen. Die Körperschaften haben diese aber nicht – und daher beste Voraussetzungen, in den Verhandlungen baden zu gehen ...

Bekanntermaßen hört der Spaß spätestens auf, wenn es ums Geld geht. Gerne wird dann auch mit Spießen hantiert, vor allem, wenn der Gegenpart keine oder nur kurze hat. Nun beschreibt die Metapher von den gleich langen Spießen – so abgedroschen sie auch klingen mag – treffend die Grund- voraussetzung für einen halbwegs fairen Kampf, nämlich in dem hüben wie drüben wenigstens gleich starke Waffen zum Einsatz kommen.

Die Waffen heutzutagee sind nun keine Hellebarden oder ähnliches martialisches Gerät, sondern Informationen. Simple Daten, die aber in den Händen Wissender zu scharfen Schwertern geschmiedet werden können. Und hier spielen Datensammler wie die Krankenkassen, die in die unterschiedlichsten Informationstöpfe greifen und Datenaggregate bilden können, in der ersten Liga. In einer Liga, in der auch unsere(!) Standesorganisationen spielen. Ob müssen oder dürfen, sei an dieser Stelle dahingestellt.

Mir würde es aber ehrlich gesagt keinen Spaß machen, mit einem einbeinigen Stürmer vorne und einarmigen Torwart hinten gegen die Topmannschaften der Liga antreten zu müssen. Sie mögen ob der Vorstellung schmunzeln oder gar das Beispiel etwas despektierlich finden, aber wir blicken hier genau auf das Problem: In vielen Auseinandersetzungen und Verhandlungen mit den Krankenkassen sind KZBV und KZVen die Mannschaft mit dem Handicap. Weil sie häufig genug eben nicht über die Daten und Informationen, die der GKV-Spitzenverband wie auch die Kassen haben, verfügen.

Insoweit ist es dann eben auch fast unmöglich, den üblichen Behauptungen mit Fakten zu entgegenzutreten. Und auch wenn man sich an die Verballiebkosungen der üblichen Medien wie „Abzocker“, „Falschabrechner“ oder „Betrug bei der Zuzahlung“ gewöhnt haben mag und diese als unvermeidlich ansieht – am Ende des Tages geht es ums Geld, um den Umsatz Ihrer Praxis und die Erwirtschaftung der Sach- und Personalkosten.

Spätestens jetzt kommt der Punktwert ins Spiel, der von den Kassen mit sämtlichen betriebswirtschaftlichen Zahlenspielereien runtergerechnet werden wird. Und das ist keine Theorie, sondern gelebte Kassenpraxis seitdem in den Führungsetagen Betriebswirte und Wirtschaftswissenschaftler beraten oder gar das Sagen haben und mit der Elle der großindustriellen Kostensenker anfangen, die Kostenpositionen in den Zahnarztpraxen anzugehen. Frei nach dem Motto: Dank deines Praxisassistenten, lieber Zahnarzt, und des dadurch erhöhten Einkaufsvolumens für zum Beispiel zahnärztliche Materialien, sinken doch die Einkaufspreise. Und davon wollen wir unseren Anteil.

Fiktion? Leider nicht, vielmehr gelebte KZV-Verhandlungsrealität. Ohne belastbare Daten aus der Praxis ist man man in einer solchen Verhandlungssituation von vorneherein unterlegen. Und das darf beim Zahnersatz nicht passieren.

An der Quintessenz „Keine erfolgreiche Verhandlung ohne eigene Datenbasis!“ lässt sich zwar rütteln, aber nichts ändern. Für die gleich langen Spieße(!) müssen Sie persönlich sorgen, indem Sie sich an der Datenerhebung beteiligen.

Und dafür zahle ich jetzt gerne die 5 Euro fürs Phrasenschwein!

Alles weitere in den Artikeln: Den Punktwert bestimmen Sie! - Die Black Box sprengen - Einfach, sicher und vollständig anonymisiert!

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