Für eine effektivere Parodontitis-Therapie

Paro-Test für die Praxis

Heftarchiv Zahnmedizin
Essenziell für eine erfolgreiche Parodontitis-Therapie ist die Beseitigung der bakteriellen Last, die neben zahlreichen Risikofaktoren als kausaler Initiator der entzündlichen Erkrankung angesehen wird. Welche Keime sind aber nun die entscheidenden? Und wie kann man diese in der Praxis möglichst schnell selbst detektieren, um die weitere Therapie gezielt auszurichten? Was ein neues Verfahren leisten kann.

Bei schweren und weit fortgeschrittenen Parodontalerkrankungen kann allein mit einer – selbst exzellenten – subgingivalen mechanischen Therapie (Deep Scaling, Root Planing) die subgingivale Mikroflora nur unzureichend kontrolliert werden [Eickholz et al., 2004]. Und ein Antibiotikum als alleiniges Allheilmittel anzusehen, wird im Fall einer parodontal entzündlichen Erkrankung unweigerlich in einem Rezidiv enden, ganz abgesehen von dem Problem der Resistenzbildung. Die Diagnose stellt die Indikation für eine mikrobiologische Analyse, selbst wenn die Ergebnisse aus einer solchen Analyse kein differenzialdiagnostisches Kriterium für die chronische oder die aggressive Parodontitis sind [Beikler et al., 2005].

Die Detektion von parodontalpathogenen Bakterien ist grundsätzlich als sinnvoll anzusehen, wenn eine aggressive oder eine schwere chronische Parodontitis vorliegt. Eine wesentliche Rolle spielt hier der Keim Aggregatibacter actinomycetemcomitans (Aa), der eine Reihe von Virulenzfaktoren besitzt und das Risiko für die Progression der Erkrankung erhöht [Haube et al., 2008].

Zwar führt die generelle Gabe einer Antibiotikakombination (ohne vorherige Testung) bei Therapien von schweren, fortgeschrittenen Formen auch zur Verbesserung der klinischen Parameter [ et al., 2010]. Bedenken sollte man aber, dass bei „auf Nachweis“ erfolgten Antibiosen die Häufigkeit für eine Resistenzbildung reduziert werden dürfte. In den nächsten Jahren werden weitere Untersuchungen zu dieser – in Genf und in Würzburg bereits angewendeten und gelehrten – Methodik zeigen, ob die aktuellen Richtlinien womöglich modifiziert werden.

Antibiose "auf Nachweis"

Eine posttherapeutische Testung der Elimination respektive Reduzierung parodontalpathogener Bakterien darf nach einer systematischen Parodontaltherapie mit adjunktiver Antibiose die Regel darstellen. Bei der überwiegenden Anzahl dieser Parodontalbehandlungen handelt es sich erfahrungsgemäß um Parodontitiden mit fortgeschrittenem Attachmentverlust und/oder stark erhöhten Sondiertiefen (ST). Dass bei einer solchen schweren Form [AAP Development of a classification system for periodontal diseases and conditions, Ann Periodontal, 1999] nach antiinfektiöser Therapie unmittelbar ein niedriges Risikolevel erreicht werden kann, darf als nahezu unmöglich angesehen werden [Ramseier CA und Lang NP, 1999]. Das wären weniger als fünf Stellen mit ST ≥5 mm und ein Bleeding on Probing Index (BOP) 10 Prozent.

Sollte beispielsweise bei moderaten Formen eine deutliche Besserung des Entzündungsparameters BOP vorliegen, kann plausiblerweise angenommen werden, dass die Parodontaltherapie effektiv war, die parodontalpathogenen Bakterien entfernt wurden und eine kontrollierende Testung keinen Mehrwert darstellt.

Anders sieht es bei einem erneut positiven Nachweis der Bakterien nach der Therapie aus, auch wenn dieser keine Berücksichtigung in der parodontalen Risikoanalyse findet. Im Zusammenhang mit anderen klinischen Befunden aus der Reevaluation gibt sie dem erfahrenen Praktiker jedoch Hinweise auf eine potenzielle Progression. So können die zeitlich nachfolgenden Therapiemöglichkeiten (wiederholte Instrumentierung, Parodontalchirurgie) sicher ausgewählt und die unterstützende parodontale Therapie (UPT) kann effizient ausgerichtet werden.

Bei einem erneuten Nachweis der Bakterien Aggregatibacter actinomycetemcomitans (Aa) und/oder Porphyromonas gingivalis (Pg) sollten aber generell mögliche negativ beeinflussende Umstände bedacht werden, die in der Praxis lediglich durch Befragen, also nicht mit Sicherheit feststellbar sind: Reeinfektion durch den Partner, gastro- intestinale Unverträglichkeit der rezeptierten Antibiotika und Non-Compliance hinsichtlich der regelmäßigen Einnahme der Antibiotika. Bisher gibt es für den Nachweis von Aa und/oder Pg Empfehlungen zur zusätzlichen systemischen Gabe von Antibiotika im Rahmen eines subgingivalen Deep Scalings und Root Planings [Beikler et al., 2005].

Mit dem micro-IDent®direct (Hain Lifescience) ist es möglich, Aa und Pg direkt in der Praxis nachzuweisen.

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So läuft der Test ab

Der Weg zu den Ergebnissen ist unproblematisch, rasch entwickelt sich im Tagesablauf dabei Routine. Damit eine mögliche Fehlerquote im Bearbeitungsprozess gering gehalten werden kann, sollten nur ausgewählte Mitarbeiter mit den Analysen betraut sein. Sie erhalten vom Hersteller eine Einweisung für das Equipment und die dazugehörige Software sowie eine Schulung in der Verarbeitung der Proben.

Die Proben werden wie gewohnt gewonnen. Für ein repräsentatives Ergebnis nimmt man Proben aus der tiefsten Tasche jedes Quadranten (Poolprobe). Die Papierspitzen werden in einer geradlinigen Bewegung in den Sulcus eingeführt und idealerweise bis zum Taschenboden geführt. Dort verbleiben sie für zehn Sekunden und saugen sich mit der Sulcusflüssigskeit nebst aller darin befindlichen Bakterien voll. Vorteilhaft ist es, die Proben aus Taschen zu gewinnen, die keinen Pus und keine fulminante Sondierblutung aufweisen. Der Blutfarbstoff Hämoglobin vermag die Probe zu verunreinigen und die Detektion zu verfälschen.

Der micro-IDent®direct ist ein qualitativer In-vitro-Test und basiert auf der HyBeacon-Technologie [Richardson et al., 2010]. Die beiden Amplifikations-Mixe (AM-A und AM-B) werden dann in die Proben pipettiert, das Reaktionsgefäß wird imTwinCycler® verschiedenen Temperaturen ausgesetzt, so dass die Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR) ablaufen kann. Die DNA-Sequenzen von Aa und Pg werden amplifiziert, so erhält man aus einer kleinen Informationsquelle der Markerkeim-DNA viele Milliarden Kopien.

HyBeacon-Sonden sind im Amplifikationsmix AM-A enthalten. Sie binden an die amplifizierten DNA-Abschnitte und verändern so ihre chemischen Eigenschaften, die nachfolgend durch einen durch das Reaktionsgefäß gerichteten Lichtstrahl messbar gemacht werden. Diese Messung findet im TwinCycler® statt; die gewonnen Daten werden mittels eines Anwenderprogramms (Fluoro-Software Dental) in einer übersichtlichen Grafik dargestellt.

Fazit

Für den überwiegenden Teil von schweren(!) chronischen und aggressiven Parodontitiden scheint es ausreichend, Aggregatibacter actinomycetemcomitans (Aa) und Porphyromonas gingivalis (Pg) nachzuweisen, da es bisher nur hier einen Konsens bezüglich einer systemischen Antibiose gibt. [Beikler T, Karch H, Flemming TF, 2005]

In Anbetracht des generell enorm hohen Behandlungsbedarfs von Parodontitiden in Deutschland, insbesondere von schweren fortgeschrittenen Formen [Micheelis W, Schiffner U, 2006], kann der unkomplizierte und schnelle Nachweis der Markerkeime eine große Unterstützung leisten. Auf Parodontologie fokussierte oder fachzahnärztliche Praxen von Parodontologen, die eine Auslastung des Equipements haben dürften, können von diesem Chairside-Verfahren profitieren.

Dr. Gregor Gutsche, DGParo-Spezialist für ParodontologieRizzastr. 12A, 56068 Koblenz E-mail:

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