IDS 2017

Neue Produkte für Ihre Praxis

Warum sollten Sie vom 21. bis zum 25. März nach Köln zur IDS fahren? Weil hier der Puls der Dentalwelt schlägt. Vorgestellt werden Produkte und Methoden aus mehr als 60 Ländern - in einer einzigartigen Vielfalt.

Die IDS ist ein kommunikatives und multimediales Erlebnis. Nirgends in der Zahnmedizin wird eine solche Fülle an Informationen und Kontaktmöglichkeiten geboten. Damit die Beratung stimmt, schicken die Aussteller ihr bestes Personal an die Stände, plus Praktiker, Forscher, Ingenieure und andere Experten.

Neben den üblichen Messe-Angeboten gibt es in vielen Kategorien besonders interessante und preiswerte Produkte. Eine gute Vorbereitung ist allerdings zu empfehlen.

Der mobile Guide

Bei der Planung Ihres Messebesuchs hilft die App zur IDS 2017 der Koelnmesse GmbH. Der interaktive Veranstaltungsführer für Fachbesucher listet die rund 2.300 Aussteller nach Namen, Ländern und Produkten. Ein Hallen- und Standortplan der Austeller macht das Orientieren auf der fast 160.000 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche leichter. Informieren Sie sich mit Programmlisten über das Rahmenprogramm oder lassen Sie sich Benachrichtigungen über kurzfristige Programmänderungen auf Ihr Smartphone oder Tablet senden. Durch die integrierte Matchmaking365-Anwendung haben Sie zudem die Möglichkeit, vor, während und nach der IDS 2017 Kontakt zu potenziellen Businesspartnern aufzunehmen. Darüber hinaus finden Besucher Informationen zur An- und Abreise und zu Übernachtungsmöglichkeiten in und um die Messestadt Köln. Die IDS-App gibt es für iOS- und für Anroid-Geräte.

Dieser Beitrag zeigt die Trends für die wichtigsten zahnmedizinischen Teilbereiche – und zur Messe angekündigte oder vor Kurzem eingeführte Produkte. Viele Neuheiten werden aber auch erst auf der Messe selbst präsentiert.

Die Intelligenz der Produkte steigt

Zahnbürste mit Bewegungsmelder

Am Anfang steht die Prävention und die beginnt beim Zähneputzen. Die auf der vergangenen IDS vorgestellten Zahnputz-Apps werden ständig weiterentwickelt. So kontrolliert eine rotierend-oszillierende Bürste mit Bewegungssensoren, ob auch wirklich alle Bereiche geputzt wurden (Oral-B) (Abbildung 1). Eine Internet-Anbindung wird bei dem neuen Modell im Gegensatz zur vergangenen IDS nicht beworben – also mehr Big Brusher als Big Brother. „Intelligente“ Zahnbürsten gibt es zwischen 80 (Kolibree, nicht auf der IDS) und 300 Euro.

Maschinell betriebene Reiniger entfernen Zungenbeläge und bekämpfen damit Mundgeruch (Halitosis) (Philips, TS Pro) (Abbildung 2). Eine Interdentalreinigung mit beschleunigten Mikrotröpfchen (Philips) ist nach einer Studie einfacher als Zahnseide. Eine große Auswahl mechanischer Interdentalhilfen bieten zum Beispiel TePe und Sunstar. Spezialprodukte sollen die Reinigung von Implantat-Suprastrukturen erleichtern (Abbildung 3).

Strahlen oder rotieren?

Neue Zahncremes beeinflussen das orale Mikrobiom. Einen „Wirksamkeitsverstärker“ für Zinn- und Aminfluorid enthält ein neues Produkt von CP Gaba für Patienten mit erhöhtem Parodontitisrisiko. Enzyme induzieren bei einer anderen Zahncreme einen antimikrobiellen Wirkstoff, der laut Anbieter zugleich Karies und Erosionen entgegenwirkt (Unilever).

In der professionellen Zahnreinigung zeichnet sich ein Richtungskampf ab: So kündigt KaVo neue Winkelstücke für das rotierende Prinzip mit Näpfen und Bürstchen an, bei WH gibt es Tipps zum Thema von einer erfahrenen ZMF. Ein neues Luft-Wasser-Pulver-Gerät (Airpolishing) mit schnell auswechselbaren Pulverkammern hat Dürr Dental auf den Markt gebracht. Bei der Entscheidung für das eine oder andere Prinzip spielt neben den Kosten sicher auch die Effizienz eine Rolle.

Neue Endo-Feilen und DVT-basierte Planung

Maschinelle Feilen lassen sich vorbiegen (Dentsply Sirona, Coltène Whaledent), werden immer belastbarer und sind aufgrund veränderter Metallurgie jetzt auch in Blau (VDW) oder in Gold (Dentsply Sirona) verfügbar. Neue rotierende Hartmetall-Instrumente für die effiziente Zugangspräparation bietet Komet Dental. Bei einem im Herbst eingeführten System werden feine, glasfaser-verstärkte Kompositstifte gebündelt eingebracht und passen sich so dem Wurzelkanalverlauf an (Voco).

 In Verbindung mit einer entsprechenden Software lassen sich neuerdings maschinelle Feilen auf Basis von DVT-Aufnahmen bereits im Vorfeld auswählen (Dentsply Sirona) (Abbildung 4). Mit Morita und Carestream empfehlen zwei weitere Anbieter eine endodontische DVT-Diagnostik. Allerdings ist die Auflösung geringer als bei Zahnfilmen oder mit endometrischer Messung. Für Wurzelfüllungen sind mehrere bioaktive Produkte auf Kalziumsilikatbasis auf dem Markt (zum Beispiel Septodont).

Füllungen biokompatibel, Arbeitsfeld trocken

Die Füllungszahl sinkt und auch bei den Materialneuheiten wird es aktuell ruhiger. Für die IDS angekündigt sind zwei neue Bulk-Fill-Komposite, eines ohne „Schichten“ (DMG), das andere auf Silikatbasis und ohne klassische Monomere (Voco). Ein passendes Ein-Flaschen-Adhäsiv ohne TEGDMA, HEMA und BisGMA gibt es von Saremco Dental (leider nicht auf der IDS).

Ist kein Kofferdam erforderlich, gewünscht oder möglich, können Lippen-Wangen-Halter (zum Beispiel Ivoclar Vivadent, Kerr, FGM) oder kombinierte Sauger-Halter mit (Isolite) und ohne (Loser) Beleuchtung hilfreich sein. Um Matrizen zervikal abzudichten, eignen sich neue adaptive Kunststoffkeile (Garrison). Für Milchzahnfüllungen gibt es Teilmatrizen mit integrierter Zange (Polydentia) (Abbildung 5).

Minimal-invasiv und gedruckt

Ein erfreulicher Trend sind minimal-invasive indirekte Restaurationen, auch für Bisserhöhungen in Abrasionsgebissen. Für die okklusale Präparation, soweit überhaupt notwendig, wird auf der IDS ein neues Set rotierender Instrumente vorgestellt (Komet Dental) (Abbildung 6). Als Material können zum Beispiel Glas- und Hybidkeramiken verwendet werden, die sich im Cerec-System neuerdings auch chairside brennen lassen. Erste klinische Resultate zu Hybridkeramiken liegen vor, allerdings erst über kürzere Zeiträume.

Der Preisdruck in der Prothetik steigt weiter, so dass im Ausland hergestellter Zahnersatz (zum Beispiel Permadental) gefragt ist. Mehrschichtiges, hoch transluzentes Zirkonoxid (zum Beispiel Henry Schein, Ivoclar Vivadent, Kulzer, Kuraray, pritidenta) wird zunehmend für Seitenzahnkronen, aber je nach Indikation auch für vollanatomische Frontzahnkronen verwendet. Weitere neue Wege könnten gedruckte Kunststoffe ermöglichen, zum Beispiel bei PEEK-Gerüsten für die Implantologie.

Die digitale Schnittstelle ist noch nicht in Sicht

Drucken, scannen, registrieren

Mit 3-D-Druck werden bisher keine definitiven Restaurationen gefertigt. Zwei Anbieter aus dem konservierenden Bereich haben dessen ungeachtet einen Drucker für Schienen und Modelle (Voco) (Abbildung 7) und eine neue „Materialfamilie“ (DMG) angekündigt. Von 3M Espe wird ein Tablet-basierter Intraoral-Scanner verfügbar sein, Mitbewerber 3Shape wird eine neue Basisversion mit separat erhältlichen Modulen zeigen, Dental Wings ein mobiles Desktop-Gerät.

Die vielfach gewünschte Integration digitaler Lösungen ist auch im Jahr 2017 nicht absehbar. Nach wie vor hakt es bei den Schnittstellen. Hinzu kommen zum Beispiel Probleme beim Matchen von Modellscans und 3-D-Röntgendaten. Letztere sind noch zu unpräzise, was vor allem für größere Rehabilitationen relevant sein könnte. Ein Ausweg könnten optische Systeme sein, mit denen Zähne, Gesicht und skelettale Strukturen ohne Röntgen zusammengeführt werden (MODJaw). Die Methode soll relativ einfach anwendbar sein.

Implantatprothetik und neue Schrauben

Eine zunehmende Zahl von Produkten ist für die vereinfachte implantologische Versorgung zahnloser und teilbezahnter Kiefer verfügbar. Neuheiten gibt es zum Beispiel von Bego, Camlog und Straumann. Nobel Biocare hat sein All-on-Four-Konzept mit neuen Implantatsystemen und Abutments ausgebaut.

Straumann erweitert mit neuen 2,9-mm-Implantaten die Optionen für schmale Lücken oder Kieferkämme. Die Hardware für eine auf vier Implantaten gestützte Unterkieferprothese ist, einschließlich Bohrschablone und Sofortprovisorium, für knapp unter 1.200 Euro brutto zu haben (medentis).

Für implantatgetragene Kronen und kleine Brücken gibt es eine Reihe eleganter Lösungen, zum Beispiel mit extraoraler Zementierungsmöglichkeit (Dentsply Sirona) oder einem nach dem One-Abutment-One-Time- Konzept fest installierten transgingivalen Bauteil (Nobel Biocare) (Abbildung 8). Für umfassende prothetische und implantologische Planungen steht laut Anbieter eine neue Software zur Verfügung (Dental Wings).

Mit Camlog führt ein weiterer großer Anbieter Keramikimplantate ein, die auch zweiteilig erhältlich sind. Auch im Bereich Kunststoff-Implantate (PEEK, PEKK) sind neue Produkte zu erwarten. Dazu sind noch keine prospektiven Untersuchungen zu finden, auch nicht zu einem auf DVT basierenden System mit wurzelanalogen Sofortimplantaten (Natural Dental Implants).

Smarte Chirurgie, digitale KFO

Wer auf eine effiziente Chirurgie nach dem Stand der Technik achtet, hat seit Kurzem neue Möglichkeiten. Ein System funktioniert mit kabelloser Fußsteuerung für mehrere Geräte und optional integrierter ISQ-Stabilitätsmessung (WH) (Abbildung 9) – ein weiteres mit einem Tablet, auf das implantatspezifische Parameter geladen werden können (Bien Air).

Aligner-Therapie ist jetzt laut Anbieter in einfacheren Fällen in jeder Praxis durchführbar (Align Technology) (Abbildung 10). Mit der Vollversion können sogar Bisslagen korrigiert werden. Das gilt auch für ein anderes, mit Multiband funktionierendes digitales System (Orametrix). Beide Methoden werben dafür, über kürzere Zeiträume als bisher zu funktionieren. Faszinierend sind die Möglichkeiten, in der Software den Therapieverlauf zu simulieren.

Geräte, Hygiene und Praxisführung

Auch bei Großröntgengeräten ist viel Bewegung. Neu ist ein Kombinationsgerät mit verbesserter Panoramaschicht-Technik und DVT mit großem, anatomisch angepasstem Aufnahmevolumen (Dürr Dental) (Abbildung 11).

Bei einem digitalen (2-D-)Panoramaschichtgerät kann durch fünf Schichten gescrollt werden (orangedental). Behandlungsplatz-Ausrüstungen sind auch von Premiumanbietern zu Einsteigerpreisen erhältlich und werden zunehmend mit LED-Leuchten geliefert (zum Beispiel KaVo, Dentsply Sirona).

Im Hygienebereich gibt es neue Autoklaven von WH und Dürr Dental. Beide bieten eine umfangreiche Dokumentation bis hin zum Etiketten-Ausdruck. Wer noch Fragen zum Thema und zu Praxisbegehungen hat, kann sich in Köln direkt bei den Herstellern oder bei Henry Schein informieren.

Der digitale Kreis schließt sich bei der Praxisverwaltung. Neben Effizienz spielt hier die Datensicherheit eine besondere Rolle. Eine neue Software enthält eine TÜV-zertifizierte Software, mit der sich Karteikarten dokumentenecht archivieren lassen, sowie einen Abrechnungscoach (CGM).

Fazit

Ein IDS-Besuch lohnt sich immer – und in Zeiten des technischen und strukturellen Umbruchs ganz besonders. Wer in den Kölner Messehallen auf Entdeckungsreise geht und sich etwas Zeit nimmt, wird zahllose Anregungen für die eigene Praxis finden. Neben dem Nutzen, der Qualität und dem Preis sollte beim Kauf eines Produkts auch auf dessen hygienische Aufbereitungsmöglichkeit geachtet werden. Wer die richtigen Fragen stellt, wird mit vielen nützlichen Dingen in die Praxis zurückkehren – ob im Koffer, im Kopf oder auf dem Mobilgerät.

Dr. med. dent. Jan H. Koch,
Dentaljournalist

Dr. med. dent. Jan Koch

Dental Text and Consultancy Services
Parkstr. 14, 85356 Freising

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