Leitartikel

Unsere Zukunft wird digitaler

Ende März wird Köln wieder zur Drehscheibe der dentalen Welt: Auf der Internationalen Dental-Schau (IDS) präsentieren Hersteller aus 60 Ländern die Zahnmedizin von morgen. Das heißt, hier sehen Sie in geballter Form, was der Markt an Neuheiten zu bieten hat*.

Die Reise in die Domstadt lohnt sich aber nicht nur, um einen Blick in das weltweit größte Produkt-Schaufenster zu werfen. Zu einem Erlebnis wird der Besuch vor allem, weil sich auf der Messe Kollegen aus aller Welt treffen – zum Austausch und zum Netzwerken. Auch wir, die Bundeszahnärztekammer, suchen in diesem weltoffenen Umfeld das Gespräch und laden Sie an unserem Stand in Halle 11.2, Gang O/P, 50/59, herzlich dazu ein!

Das große Thema 2017: natürlich die Digitalisierung. Ob Vernetzung, Assistenzsysteme ärztlicher Leistungen, personalisierte Versorgungsangebote oder Bildverarbeitungsverfahren – der technologische Fortschritt ist digital. Klar bringt uns dieser technische Sprung im beruflichen Alltag prinzipiell weiter nach vorne – gerade in Diagnostik und Therapie, aber auch, wenn es darum geht, wie wir uns betriebswirtschaftlich besser aufstellen.

Trotzdem sehe ich zwei Gefahren. Erstes Stichwort: die Datensicherheit. In diesem Zusammenhang dürfen wir auf keinen Fall zulassen, dass das Arzt-Patienten-Verhältnis erodiert wird. Wie in der analogen Welt brauchen wir Standards im Umgang mit digitalen Gesundheitsdaten. Und diesen Prozess müssen wir aktiv mitgestalten – ausdrücklich auch, um die ärztliche Schweigepflicht zu schützen. Der Zahnarzt muss Herr der Therapie und der Patient wichtigster Maßstab bleiben.

Zweitens: Verlockende Angebote, die neue Technologien in den Himmel loben, gibt es genug. Daher sollte jede Zahnärztin und jeder Zahnarzt genau prüfen, ob bei den ins Auge gefassten Geräten die versprochene und die tatsächliche Leistung übereinstimmen. Die Gefahr hoher Investitionen bei geringen Vorteilen ist immens hoch! Gerade die jungen Kolleginnen und Kollegen, die eine Praxis übernehmen beziehungsweise neugründen wollen und dafür mehrere 100.000 Euro aufbringen müssen, brauchen eine hochwertige, langlebige und vor allem sinnvolle Praxisausstattung. Man muss nicht jedem Trend hinterherlaufen. Wichtig ist, dass die Technik zum Behandlungskonzept passt.

Ohne Frage sind die digitalen Entwicklungen für die Hersteller und Händler ein wesentlicher Treiber für Marktveränderungen und für das Bestehen im Wettbewerb. Insofern wird auf der IDS noch ein weiteres Thema für Gesprächsstoff sorgen: die kommende Neufassung der europäischen Medizinprodukteverordnung**. Schließlich sollen mit dem Entwurf, der voraussichtlich im Frühsommer 2017 verabschiedet wird, die Anforderungen für die Herstellung von Medizinprodukten drastisch verschärft werden. Für den Zahnarzt in der Praxis hat das erstmal keine direkten Folgen, für die Dentalbranche jedoch schon: Ganz entscheidend wird für die Industrie sein, wie risikoreich Nanomaterialien – die ja in fast allen Dentalmaterialien vom Abformmaterial bis zur Zahnfüllung vorkommen – künftig eingestuft werden. Je nachdem werden die zusätzlich geforderten Nachweis- und Dokumentationspflichten und der damit verbundene Bürokratieaufwand die Firmen belasten, besonders die kleinen. Mit all diesen Verschärfungen will die EU die Sicherheit von Medizinprodukten erhöhen, keine Frage. Fest steht aber, dass es sich hierbei bereits um sehr sichere Produkte handelt, die täglich zum Wohl der Patienten beitragen. Am Ende führen die Maßnahmen nicht dazu, dass ohnehin sichere Produkte noch sicherer werden, sondern in erster Linie teurer. Für uns Zahnärzte gilt daher: Bei aller digitalen Euphorie sollten wir die Augen vor möglichen negativen Auswüchsen wie Datenmissbrauch, Bürokratiewahnsinn, steigender Informationsflut und hohen Kosten nicht verschließen.

Doch wenn die Digitalisierung zu einer besseren Versorgung, einer transparenteren Kommunikation und einem effizienteren Datenmanagement führt, sind wir dabei.

Wir sehen uns auf der IDS!

(Die Titelgeschichte zur IDS finden Sie hier.)

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Dr. Peter Engel

Präsident der BZÄK
Bundeszahnärztekammer
Chausseestr. 13,
10115 Berlin

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