20 Jahre Galvano-Prothese
Immer mehr Patienten wünschen sich auch im Alter festen Zahnersatz, was aufgrund der jeweiligen Befunde aber nicht immer umsetzbar ist. Studien von Heydecke et al. und de Grandmont et al. zeigen – gemessen an der Patientenzufriedenheit – adäquate bis bessere Beurteilungen des herausnehmbaren Zahnersatzes im Vergleich zur festsitzenden Alternative [Heydecke et al., 2003; Grandmont et al., 1994]. Da die Konus-Galvano-Prothese (Abbildung 1) die Vorteile des festsitzenden mit denen des herausnehmbaren Zahnersatzes vereint, handelt es sich um eine ästhetisch hochwertige und komfortable Alternative. So ermöglichen der feste Sitz und die gaumenfreie Gestaltung einen hohen Kau- und Tragekomfort.
Indikation und Planung
Darüber hinaus erzeugt die Galvano-Prothese eine absolut starre Verbindung zwischen den Pfeilern und wird daher von Patienten wie eine feste Brücke empfunden. Indiziert ist eine solche Prothese bei einer Anzahl von mindestens sechs Pfeilern im Ober- und vier im Unterkiefer, die eine polygonale Abstützung gewährleisten sollten. Hierbei kann der Restzahnbestand in die Prothese einbezogen und bei Bedarf eine Pfeilervermehrung durch Implantate durchgeführt werden.
Das Frankfurter Konzept beschreibt ein Behandlungsprotokoll, das eine zahn- beziehungsweise implantatgetragene Primärkrone aus Zirkondioxid beinhaltet [Weigl/Lauer, 2000]. Durch das Aufgalvanisieren der Sekundärkrone auf die Primärkrone wird ein Spalt von etwa 3 bis 5 µm zwischen Matrize und Patrize erzeugt, der einen Haltemechanismus über das tribologische System schafft (Abbildung 2). Um den Kapillarmechanismus zu ermöglichen, muss eine Funktionsfläche der Primärkronen von mindestens 7 mm gewährleistet sein. Das intraorale Verkleben des Tertiärgerüsts mit den Sekundärkronen sichert eine gute und spannungsfreie Passung.
Langzeitverhalten
Eine retrospektive Nachuntersuchung an der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik der Goethe-Universität Frankfurt am Main hat das Langzeitverhalten von Galvano-Prothesen überprüft, die dort im Zeitraum von 12/1998 bis 11/2012 eingegliedert wurden.
Sowohl zahn- als auch implantatgetragene und kombiniert zahn-implantatverankerte Prothesen wurden eingeschlossen, die nach dem oben beschriebenen Frankfurter Prinzip hergestellt wurden. Die zur Pfeilervermehrung verwendeten Implantate wiesen eine konische Implantat-Abutment-Verbindung auf.
Überlebensraten
Die Studie betrachtet Galvano-Prothesen bei 83 Patienten im Oberkiefer (28 zahn-, 33 implantat- und 22 kombiniert verankerte Prothesen) und bei 92 Patienten im Unterkiefer (17 zahn-, 60 implantat- und 15 kombiniert verankerte Prothesen). Dabei zeigte sich eine Überlebensrate von 92,8 Prozent im Oberkiefer bei einer mittleren Verweildauer von 3,9 Jahren. Im Unterkiefer betrug die Überlebensrate 96,7 Prozent bei einer durchschnittlichen Tragezeit von 4,4 Jahren. Rein implantatgetragene Varianten weisen eine Überlebensrate von insgesamt 100 Prozent im oben genannten Beobachtungszeitraum auf, was eine Untersuchung von Rinke et al. bestätigt [Rinke et al., 2015]. Insgesamt zeigte sich ein geringer Nachsorge- und Reparaturbedarf. So treten 0,7 Nachsorgeereignisse pro Prothese im Oberkiefer und 1,35 im Unterkiefer auf (Abbildung 3).
Die subjektiven Beurteilungen der Patienten wurden anhand visueller Analogskalen erfasst. Dabei weisen Kaufunktion, Halt und die allgemeine Zufriedenheit bei rein zahngetragenen Versorgungen im Oberkiefer die besten Bewertungen auf. Ebenso ergeben sich für rein zahn- und rein implantatgetragene Prothesen im Unterkiefer annähernd identisch gute Beurteilungen. Weiterhin zeigte sich – nicht zuletzt wegen der geringen Nachsorge- und Reparaturanfälligkeit – eine hohe Patientenzufriedenheit (Abbildung 4), die im Allgemeinen bei herausnehmbarem Zahnersatz noch durch die Einbeziehung von Implantaten gesteigert wird [Freitas et al., 2012].
Bezogen darauf beschreiben Bortolini et al. anhand einer Skala von 1 bis 5 eine Erhöhung der Zufriedenheit von 1,31 auf 4,59 [Bortolini et al., 2011], wobei 5 die bestmögliche Beurteilung darstellt. Unterstützung findet diese Aussage bei Mitrani et al. [Mitrani et al., 2003]. Auch festsitzender Zahnersatz weist eine hohe Patientenzufriedenheit auf, was durch De Kok et al. und Hydecke et al. bestätigt wird [Kok et al., 2011; Heydecke et al., 2003].
Eine Innovation bietet die CAD/CAM-Technologie mit der Anfertigung von Hybrid-Abutments, die den Verzicht auf Primärkronen ermöglichen und dadurch ein einfacheres Prozedere bei Schraubenlockerungen erlauben.
Fazit
Die Langzeitergebnisse der Untersuchung weisen nach, dass sich das Frankfurter Konzept klinisch bewährt hat. Die hohen Erfolgsraten sind dabei unabhängig von der Art und der Topografie (OK/UK) der Pfeiler und zeigen geringe Nachsorge- und Reparaturquoten. Nicht zuletzt deshalb zeigt sich abschließend eine hohe Patientenzufriedenheit.
Daniëlle van Rijt, Juliana Mielke
Dr. Anna Kunzmann
Univ.-Prof. Dr. Hans-Christoph Lauer
Zentrum der ZMK (Carolinum) der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/M.
Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik
Theodor-Stern-Kai 7, 60596 Frankfurt am Main
Literaturliste
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