Ekkrines Porom auf der Nasenspitze
Der ansonsten gesunde Mann wurde, da bei seiner Mutter jüngst ein Basalzellkarzinom entfernt worden war, mit einer Veränderung auf der Nasenspitze vorstellig. Diese sei vor etwa gut zwei Monaten neu aufgetreten und unterliege einem stetigen Größenprogress. Immer wieder neu aufgetretene Krusten in diesem Bereich habe der Patient selbst entfernt. Weitere Symptome wie beispielsweise Schmerzen oder Pruritus hätten nicht bestanden.
Bei der klinischen Untersuchung zeigte sich eine nur wenige Millimeter große Veränderung auf der Nasenspitze (Abbildung 1).
In Lokalanästhesie wurde der Befund entfernt und primär verschlossen. Die histopathologische Aufbereitung des eingesandten Gewebes ergab die Diagnose eines Poroms (Abbildungen 2 und 3). In der Folge kam es zu einer reizfreien Abheilung.
Diskussion
Das Porom ist ein benigner Schweißdrüsentumor, der aus dem intraepidermalen Part der Ausführungsgänge der Schweißdrüsen entsteht.
Traditionellerweise werden Schweißdrüsentumore in ekkrine und apokrine differenziert. Diese Begriffe beschreiben den Modus der Abgabe des Sekrets durch die Drüse. Bei der apokrinen Sekretion schnüren sich lichtmikroskopisch ganze Zytoplasmaanteile von der Zelle ab, bei ekkrinen Drüsen nicht. Diese Klassifikation wird in der Literatur aber zunehmend verlassen, so dass die Schweißdrüsentumore unabhängig hiervon eingeteilt werden [Cardesa A et al., 2009].
Unter den primären Hauttumoren nehmen die Schweißdrüsentumore einen Anteil von nur 1 Prozent ein [Sawaya JL et al., 2014]. Das Porom hat unter diesen Tumoren wiederum einen Anteil von 10 Prozent [Sawaya JL et al., 2014].
Klinisch stellen sich Porome als halbkugelige Papeln beziehungsweise Knoten oder Plaque dar. Sie können hautfarben, rosa, rötlich, weiß oder sogar blau imponieren. Die Oberfläche kann glatt oder verrukös sein und in einzelnen Fällen ulzerativ anmuten [Sawaya JL et al., 2014]. Porome treten hauptsächlich bei älteren Patienten an den unteren Akren auf, und hier vornehmlich an der Fußsohle. Prinzipiell können sie aber überall auf der Haut und somit auch in der Kopf-Hals-Region auftreten. Eine Prädilektion für ein Geschlecht besteht nicht. In aller Regel wachsen sie langsam und sind asymptomatisch, selten werden Schmerzen und ein Juckgefühl angegeben.
Im Gesicht gelegen werden Porome häufig mit Basalzellkarzinomen, seborrhoischen Keratosen und Fibroepitheliomen verwechselt [Cardesa A et al., 2009]. In extrem seltenen Fällen bestehen multiple Porome, was unter dem Begriff der Poromatose beschrieben wird. Therapeutisch werden Porome exzidiert. Bei nicht in sano resezierten Tumoren kommt es häufig zu Rezidiven.
Die maligne Transformation eines Poroms in ein Porokarzinom wird in etwa 18 Prozent der Fälle beschrieben [Sawaya JL et al., 2014], wobei die Porokarzinome zu fast 100 Prozent aus Poromen hervorgehen, nur in seltenen Fällen geht man von einer De-novo-Entwicklung aus [Sawaya JL et al., 2014]. Porokarzinome haben einen geschätzten Anteil von 0,005 bis 0,01 Prozent an allen malignen Hauttumoren. Prädilektionsalter sind die sechste, die siebte und die achte Lebensdekade. Im Median dauert es etwa 8,5 Jahre bis aus einem Porom ein Porokarzinom wird. Daher sollten histopathologisch vor allem größere Porome genau aufbereitet werden, um eine karzinomatöse Entartung definitiv auszuschließen.
Bezüglich Risikofaktoren für die Entstehung von Poromen werden unterschiedliche Faktoren oder Konstellationen beschrieben. So treten Porome häufiger bei Patienten mit Langzeitbestrahlung auf und bei Patienten, die bereits andere Hauterkrankungen haben. Hierzu gehören der Morbus Bowen, die hypohidrotische ektodermale Hyperplasie, aber auch auf einem Naevus sebaceus scheinen Porome häufiger zu entstehen.
Im vorliegenden Fall handelte es sich um ein relativ kleines Porom, dass in sano reseziert wurde, so dass von keiner Rezidivierung auszugehen ist.
Fazit für die Praxis
Porome sind benigne Schweißdrüsentumore.
Eine maligne Entartung der Porome zu Porokarzinomen ist möglich.
Das Auftreten vor Poromen und Porokarzinomen in der Kopf-Hals-Region ist eher unüblich.
Die Therapie der Wahl besteht aus der Exzision der Tumore.
Prof. Dr. Dr. Christian Walter
Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie
Mediplus
Haifa-Allee 20
55128 Mainz
walter@mainz-mkg.de
PD Dr. Christoph Renné
Fachärzte für Pathologie
Gemeinschaftspraxis Wiesbaden
Ludwig-Erhard-Str. 100
65199 Wiesbaden
Literatur
1. Cardesa A, Mentzel T, Rudolph P, Slootweg PJ (Hrsg.): Pathologie: Kopf-Hals-Region, Weichgewebstumoren, Haut. Springer. Berlin, Heidelberg, 2009.
2. Sawaya JL, Khachemoune A: Poroma: a review of eccrine, apocrine and malignant forms. Int J Dermatol. 2014;53(9):1053–61.