Zahnseide diagnostiziert Gingivitis präziser
Im ersten Teil der Studie wird die papilläre Blutung beurteilt und im Anschluss eine Biopsie der jeweiligen Papille entnommen, um den Entzündungsstatus und die Menge der Kollagenfasern histologisch zu bestimmen. Hierzu wird zunächst evaluiert, ob eine Blutung beim Sondieren sowie beim Verwenden von Zahnseide auftrat, ob lediglich eine Blutung bei der Verwendung von Zahnseide, aber keine beim Sondieren vorlag oder ob mit beiden Methoden keine Blutung festgestellt werden konnte. Im zweiten Teil der Studie wird das Volumen der Sulkusflüssigkeit an Stellen bestimmt, die nach dem Verwenden von Zahnseide geblutet haben, aber nicht beim Sondieren oder keine Blutung bei beiden Methoden aufwiesen.
Die Ergebnisse zeigen, dass mit der Zahnseide das Vorliegen einer histologisch nachweisbaren Entzündung zu 100 Prozent detektiert wurde. In 92,3 Prozent der Fälle, in denen keine Blutung auf Sondieren mehr vorlag, aber eine Blutung nach Verwendung von Zahnseide, lag histologisch ebenfalls eine moderate bis schwere Entzündung vor. Konnte klinisch keine Blutung provoziert werden, zeigten sich beim Verwenden der Zahnseide auch keine Entzündungszeichen. Die Menge der histologisch untersuchten Kollagenfasern war deutlich verringert, wenn mittels Zahnseide klinische Entzündungszeichen nachgewiesen wurden. Zudem konnte ein signifikant höheres Volumen der Sulkusflüssigkeit beim Vorliegen einer Blutung nach Zahnseide-Verwendung festgestellt werden.
Zahnseide zeigte insgesamt die höchste Vorhersagbarkeit bei der Diagnostik und konnte auch leichtere Entzündungen noch sicher identifizieren. Leichte Entzündungszustände beginnen laut den Autoren meist im zentralen Anteil der Papille – der durch Zahnseide, aber nicht durch Sondieren erreicht wird –, was die präzisere Diagnostik erklären kann. Sie war im Rahmen dieser Studie dem Sondieren insgesamt überlegen. Diese These stützen Zanatta et al. [2019] durch die beim Sondieren gelegentlich auftretenden falsch positiven Ergebnisse, die auf die traumatische Verletzung der Gingiva zurückzuführen sind.
Die Autoren fassen zusammen, dass Zahnseide als Hilfsmittel zur Früherkennung von gingivalen, entzündlichen Zuständen genutzt werden kann – vorausgesetzt, es liegt keine Parodontitis vor.
Originalpublikation
Zanatta FB, Grellmann AP, Tomitsuka SYB, Casarin M, Weber A, Antoniazzi RP, Danesi CC (2019): Histological and inflammatory analysis to diagnostic method of proximal gingivitis by flossing. Clinical oral investigations, 23(8), 3193–3202.