Zahntechniker: Zwei Drittel sind mit ihrem Gehalt unzufrieden, 70 Prozent gestresst
Der VmF hat die ersten Ergebnisse seiner Online-Umfrage zu psychischen Belastungen in der Zahntechnik vorgestellt - und damit nach eigener Aussage „einen ausgesprochen wunden Punkt getroffen“. Vom 13. bis zum 31. März 2019 hatten laut VmF mehr als 1.170 Zahntechniker die entsprechenden 30 Fragen online beantwortet, 1.147 Angaben davon waren verwertbar.
Gestresst: Selbstständige, Meister, Angestellte und Azubis
Insgesamt bewerteten 71,5 Prozent der angestellten Zahntechniker – unter ihnen auch Meister - den Arbeitsstress in ihrem Job auf einer Skala von 0 bis 10 zwischen 7 und 10. Bei den selbstständigen Zahntechnikermeistern waren es 73 Prozent, bei den Auszubildenden 56,5 Prozent.
Als Hauptgründe wurden Zeitdruck (7,78), Arbeitspensum (7,31), körperliche Belastungen durch Lärm, Staub, langes Sitzen, Arbeit am Mikroskop (7,03) und unvorhersehbare Ereignisse wie Probleme mit Material und Gerätschaften sowie häufige Störungen durch Telefonate (6,74) genannt.
Drei Viertel sind unzufrieden mit dem Einkommen
Außerdem waren drei Viertel der Befragten mit ihrem Einkommen unzufrieden (0 bis 6 Punkte). Insgesamt sagten knapp 39 Prozent, sie hätten in den vergangenen zwölf Monaten mehrfach im Monat daran gedacht, den Arbeitgeber zu wechseln beziehungsweise - als Selbstständiger - das Labor aufzugeben. Gut ein Drittel dachte mehrfach im Monat sogar über einen Branchenwechsel nach. Rund 29 Prozent gaben an, tatsächlich eine neue Arbeitsstelle zu suchen, 63 Prozent davon auch außerhalb der Branche.
Statement Karola Krell, Referatsleiterin Zahntechnik im VmF
"Ein erster Überblick über die Ergebnisse zeigt, dass großer Handlungsbedarf besteht. Unsere Umfrage zeigt eine sehr große Unzufriedenheit unter den Zahntechnikerinnen und Zahntechnikern.
Dass besonders der Zeitdruck und das Arbeitspensum eine wichtige Rolle spielen, spiegelt die gesamte Problematik dieses Gesundheitshandwerks wider. Die Menschen wollen immer hochwertigeren Zahnersatz, der in kürzester Zeit hergestellt oder repariert werden muss. Um im Rahmen des bestehenden Preissystems zu bleiben, wird die Arbeitsintensivität immer mehr erhöht ohne dass die Gehälter auch nur annähernd mitwachsen. Der bereits bestehende Fachkräftemangel in diesem Gewerbe wird durch den großen Wunsch nach beruflicher Veränderung weiter verstärkt.
Um hier einen Ausweg zu finden, müssen Arbeitgeberverbände, Politik, Berufsgenossenschaft und Gewerkschaften die Problematik gemeinsam angehen. Um die Arbeitswelt in der Zahntechnik auch psychisch gesünder zu gestalten, ist ein besseres Bewusstsein der Gefährdungen für alle Beteiligten dringend erforderlich. Als Verband werden wir für unsere Mitglieder verstärkt den Umgang mit Stress in Schulungen und Seminaren thematisieren.“