Fortbildung Orales Mikrobiom
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Mikroorganismen leben seit Milliarden Jahren auf dieser Erde – lange vor uns Menschen. Die Vorstellung, dass wir „Holobionten“ sind – Metaorganismen, die zumeist in friedlicher Eintracht mit Bakterien auf unseren äußeren und inneren Körperoberflächen leben – ist faszinierend. Dies auch und gerade in Zeiten einer Pandemie.
In der modernen Mikrobiomforschung beschäftigt man sich mit der Rolle unserer mikrobiellen Lebensgemeinschaften in der Ätiologie einer Vielzahl von Erkrankungen. Bei der Betrachtung von Krankheitsgeschehen haben die Konzepte der Symbiose und Dysbiose Einzug gehalten – das gilt auch für die Mundhöhle. Krankheitsbilder, mit denen wir uns in der Zahnmedizin täglich beschäftigen, sind ätiopathogenetisch durch ein charakteristisches dysbiotisches Mikrobiom gekennzeichnet. Dementsprechend rückt die Wiederherstellung eines mit Gesundheit assoziierten Mikrobioms als therapeutisches Ziel in den Fokus.
Zur Bedeutung des oralen Mikrobioms für die Mundgesundheit gibt es mittlerweile viele Erkenntnisse. Im vorliegenden Fortbildungsteil wollen wir Ihnen einen Überblick über den aktuellen Stand des Wissens zu diesem Thema geben.
Herzlichst
Ihre
Søren Jepsen (Bonn), Elmar Hellwig (Freiburg)
ab Seite 46
Der menschliche Organismus ist nicht von seinem Mikrobiom zu trennen. Gemeinsam bilden sie einen „Superorganismus“ oder „Holobionten“. Der Beitrag von Prof. Dr. Stefan Rupf und Prof. Dr. Matthias Hannig, Homburg, führt in den Fortbildungsteils „Mikrobiom“ ein und zeigt, welchen Einfluss die MIkrobiomforschung auf die moderne orale Gesundheitspflege gewinnen kann.
ab Seite 52
Für die Kariogenese spielen die Metabolisierung von Zucker und die damit verbundenen Prozesse von Säureproduktion und der Ausbildung von Diffusionsbarrieren eine zentrale Rolle. Der Beitrag „Das orale Mikrobiom und seine kariogenen Spezies“ von Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Georg Conrads, Aachen, skizziert den Stand der Forschung und gibt einen Ausblick auf mögliche Therapieansätze.
ab Seite 64
Was spielt sich im Zahninnern und im periapikalen Gewebe ab, wenn Entzündungen entstehen? Warum sind Behandlungen erfolgreich oder scheitern? Antworten darauf könnte die Mikrobiomforschung geben, die mit neuen Untersuchungsmethoden das Keimspektrum des Endodonts in den Fokus genommen hat. Prof. Dr. Ali Al-Ahmad und Prof. Dr. Elmar Hellwig, Freiburg, skizzieren den aktuellen Wissensstand.
In der zm 1-2/2021
Die Komposition des subgingivalen Biofilms ist seit langer Zeit im Fokus der parodontalen Forschung. Moderne Methoden des Next-Generation-Sequencing erlauben die Erfassung des gesamten subgingivalen Mikrobioms und führen zu einem besseren Verständnis der Volkskrankheit Parodontitis. Univ.-Prof. Dr. Benjamin Ehmke et al., Münster, geben einen Überblick über die Fortschritte in diesem Bereich.
In der zm 1-2/2021
Mukositis und Periimplantitis sind häufige und mit einem submukosalen Biofilm assoziierte Erkrankungen. Neue Untersuchungen haben das submukosale Mikrobiom in den verschiedenen Stadien periimplantärer Entzündungen charakterisiert und stellen eine Korrelation mit dem Grad der Dysbiose fest. Dr. Annika Kröger et al., Birmingham, beschreiben in ihrem Beitrag den aktuellen Stand der Forschung.
In der zm 1-2/2021
Die Forschung zum Darmmikrobiom ist derzeit am weitesten vorangeschritten. Der Fortbildungsbeitrag von Mezö et. al., Freiburg, der sich mit den Zusammenhängen von Darmmikrobiom und neurodegenerativen Erkrankungen beschäftigt, soll aufzeigen, wie sich (möglicherweise) zukünftige Forschungsprojekte in der Zahnmedizin mit allgemeinmedizinischen Problem- und Fragestellungen verknüpfen lassen.