Das sind die häufigsten COVID-19-assoziierten oralen Manifestationen
Für die globale Übersichtsarbeit werteten die Wissenschaftler insgesamt 183 Studien aus, die Daten von 64.876 Patienten weltweit umfassen, wobei mehr als 40 Prozent aus Europa stammen. Die Ergebnisse wurden Ende Juli im Journal of Dental Research veröffentlicht.
Geschmacksstörungen gelten als frühes Symptom einer SARS-CoV-2-Infektion. Die Gesamtprävalenz betrug 38 Prozent, wobei die Hypogeusie mit 34 Prozent, die Dysgeusie mit 33 Prozent und die Ageusie mit 26 Prozent beteiligt waren (Abbildung 1). Dabei wurden divergierende Prävalenzen in verschiedenen Ländern festgestellt, wobei „unterschiedliche Expressionen von ACE-2-Rezeptoren in verschiedenen Populationen“ ursächlich sein könnten [Amorim Dos Santos et al., 2021]. Jüngere seien möglicherweise häufiger von Geschmacksstörungen betroffen, aber die Datenlage sei zum aktuellen Zeitpunkt noch zu gering, um eindeutige Schlussfolgerungen zu ziehen.
Ist Xerostomie ein Frühsymptom?
Xerostomie wurde als neues Merkmal COVID-assoziierter Symptome in die Metaanalyse aufgenommen. Mit rund 43 Prozent tritt sie sogar häufiger auf als Geschmacksstörungen. Das Symptom steht zeitlich offenbar vor den bekannten COVID-19-Symptomen, könne also ein Frühsymptom sein. Von den inkludierten Studien wurde lediglich in einer eine objektive Messung des Speichelflusses durchgeführt, alle weiteren waren Fragebogen-basiert.
Die Wissenschaftler diskutieren in der Arbeit verschiedene Ursachen für eine Xerostomie im Zusammenhang mit COVID-19. So könnten Medikamente, eine Nasenverstopfung und Mundatmung, aber auch psychische Faktoren wie Angst auslösend sein. „Dennoch wiesen einige Studien auf die potenzielle Neuroinvasivität des Virus im peripheren und zentralen Nervensystem hin“, stellen die Autoren fest. Sie halten eine direkte Infektion der Speicheldrüsen nicht für ausgeschlossen.
Auch Halitosis trat vermehrt auf
Halitosis trat im Rahmen von SARS-CoV-2 Infektionen vermehrt auf, die Daten reichen aber nicht für eine Metaanalyse. Parotitis und Sialadenitis wurden in insgesamt fünf Studien beschrieben.
Mundschleimhautläsionen treten demnach in den meisten Fällen zeitlich eher nach einer COVID-19-Infektion auf. Aphten- und Herpesartige Läsionen wurden am häufigsten beschrieben (Abbildung 2). Als Ursache werden erhöhte Interleukin-6-Spiegel diskutiert, es gibt aber keine ausreichend aussagekräftigen Daten hierzu.
Die Wissenschaftler schlussfolgern auf Basis der Datenlage als häufigste COVID-19-assoziierte orale Manifestationen eine Trias aus Geschmacksstörungen, Xerostomie und Mundschleimhautläsionen mit unterschiedlichem Erscheinungsbild.
Amorim Dos Santos J, Normando AGC, Carvalho da Silva RL, Acevedo AC, De Luca Canto G, Sugaya N, Santos-Silva AR, Guerra ENS: Oral Manifestations in Patients with COVID-19: A 6-Month Update. J Dent Res. 2021 Jul 29: 220345211029637. doi: 10.1177/00220345211029637. Epub ahead of print. PMID: 34324825