Metastudie aus 15 Ländern

Orale Manifestationen von COVID-19 – ein Update

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Wenn mukokutane Läsionen im Rahmen einer COVID-Infektion auftreten, dann sind dies häufig Schleimhautulzera, lautet der Zwischenstand nach über zwei Jahren Pandemie.

Seit Beginn der Pandemie werden orale Manifestationen im Zusammenhang mit COVID-19 beobachtet. In einer Übersichtsarbeit haben Forschende nun den aktuellen Stand zusammengetragen. Dabei unterscheiden sie in ihrer Arbeit zwischen generalisierten oralen Manifestationen und mukokutanen Läsionen.

Ersteren ordnen sie Geschmacksstörungen, Xerostomie und das Burning-mouth-Syndrom zu, während zu letzteren alle sichtbaren Schleimhautveränderungen gehören. Schleimhautulzera zählen zu den am häufigsten beobachteten Läsionen, ebenso wie Geschmacksstörungen.

GESCHMACKSVERÄNDERUNGEN SIND WEITERHIN CHARAKTERISTISCH

Eingeschlossen in die Übersichtsarbeit wurden 26 Studien aus 15 verschiedenen Ländern, die insgesamt 169 Fälle beinhalteten. Geschmacksveränderungen waren die am häufigsten aufgetretene orale Manifestation (74 Prozent der inkludierten Fälle) – was ja auch seit Pandemiebeginn berichtet wird.

Die Ausprägungen reichen von der Hypogeusie über die Dysgeusie bis hin zur Ageusie, wobei die beiden letztgenannten häufiger auftraten. Damit assoziiert war oftmals auch ein Geruchsverlust. Als einen möglichen Pathomechanismus schlagen die AutorInnen eine direkte Schädigung der Zungenpapillen und des Riechepithels durch das Virus vor, da beide Gewebe reich an ACE2-Rezeptoren sind.

Geschmacksstörungen waren bei knapp 70 Prozent der Erkrankten mit Xerostomie oder dem Burning-mouth-Syndrom verbunden. Die AutorInnen weisen jedoch darauf hin, dass Xerostomie als eher unspezifisches Begleitsymptom eingeordnet werden sollte, da diese auch im Rahmen anderer Erkrankungen oder als unerwünschte Arzneimittelwirkung auftreten kann. Auch eine mögliche Assoziation mit Candida wurde in manchem Berichten beschrieben.

Bei den mukokutanen Manifestationen wurden am häufigsten schmerzhafte Schleimhautulzera beobachtet. Darüber hinaus traten „Blasen, erosive Läsionen, die dem Erythema multiforme ähneln, Makel, unspezifische Mukositis und postinflammatorische Pigmentierung“ wiederholt auf [Fakhruddin et al., 2022]. Papillen-Hyperplasien an der Zunge wurden in 28, Candida-ähnliche Läsionen in 19 Prozent der Fallberichte dokumentiert.

Die Läsionen traten, einzeln oder mehrfach, in verschiedenen Bereichen des Mundraums auf, die meisten vor oder mit Einsetzen der COVID-19-Symptome. Zur Behandlung kamen neben CHX-Spülungen Antimykotika, antivirale Medikamente, Antiphlogistika und Antibiotika zum Einsatz.

DER PATHOMECHANISMUS BLEIBT VORERST UNGEKLÄRT

Die Forschenden räumen ein, dass der Pathomechanismus zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschließend geklärt ist. So sei unklar, „ob die Läsionen in erster Linie auf die SARS-CoV-2-Infektion zurückzuführen sind oder eine sekundäre Folge der allgemeinen Schwäche und/oder der medikamentösen Behandlung oder einer möglichen Immunstörung bei diesen Patienten sind“ [Fakhruddin et al., 2022].

In manchen Fallberichten wurden chronische Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus dokumentiert, wobei die Vollständigkeit dieser Angaben nicht gesichert ist. Bei Petechien und Angina bullosa sei es beispielsweise wahrscheinlich, dass diese eher mit der Gabe von gerinnungshemmenden Medikamenten zusammenhängen als direkt mit der COVID-19-Erkrankung. Da auch die Gabe von Antikoagulanzien nicht in allen Fallberichten dokumentiert wurde, bleiben diese Aussagen spekulativ.

Darüber hinaus wurden in den inkludierten Studien wiederholt orale Candida-Infektionen, eine Mukormykose und eine anguläre Cheilitis in Zusammenhang mit COVID-19 beschrieben. Hier und auch insgesamt vermuten die Forschenden, dass die generalisierte Immunsuppression durch COVID-19 sowie die Nebenwirkungen von antimikrobiellen und steroidalen Therapien eine entscheidende Rolle bei der Entstehung der oralen Manifestationen spielen.

Originalpublikation: Fakhruddin KS, Samaranayake LP, Buranawat B, Ngo H: Oro-facial mucocutaneous manifestations of Coronavirus Disease-2019 (COVID-19): A systematic review. PLoS One. 2022 Jun 1;17(6):e0265531. doi: 10.1371/journal.pone.0265531. PMID: 35648785; PMCID: PMC9159624.

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