IDS 2023: An alte Erfolge angeknüpft
Die lang erwartete Internationale Dental-Schau IDS 2023 ist vorbei – und offenbar sind alle zufrieden. Es gab ja lange Zeit große Fragezeichen, ob die Jubiläumsmesse zum 100-jährigen Bestehen an die alten Erfolge vor der Corona-Pandemie würde anknüpfen können. Die Antwort lautet Ja. Nach der eher mauen Messe im September 2021, die unter Pandemie-Bedingungen nur mit angezogener Handbremse laufen konnte, wurde jetzt wieder richtig Gas gegeben. Rund 120.000 Fachbesucherinnen und -besucher aus 162 Ländern informierten sich laut VDDI an fünf Messetagen in Köln über das Angebot von 1.788 ausstellenden Unternehmen aus 60 Staaten. Die Besucher kamen zu rund 60 Prozent aus dem Ausland. Das zeigt, dass die IDS ihre Rolle als internationale Leitmesse der Dentalbranche behaupten konnte. Das ist ein wichtiges Signal – vor allem auch für den Standort Deutschland. Wer über die Messe gegangen ist, konnte spüren, dass Aussteller und Besucher froh waren, dass es wieder richtig losgeht. Große Menschenansammlungen, die einem nach den Erfahrungen der Pandemie dichter als in der Vergangenheit vorkamen, waren allenthalben zu finden. Neben den wirtschaftlichen Aspekten ist es ja vor allem der persönliche Austausch, der eine derartige Messe so wertvoll macht. Dieser ist einfach durch nichts zu ersetzen. Deshalb ist es wichtig, dass die Veranstalter diesen Schwung, der von der IDS 2023 ausgegangen ist, für die nächsten Ausgaben der Messe nutzen. Wenn dies gelingt, muss einem um den Messestandort Köln nicht bange werden. Einen ausführlichen Messebericht werden Sie in der nächsten Ausgabe lesen können.
Neben den üblichen Produktneuheiten war vor allem bei den großen Dentalherstellern ein Trend deutlich sichtbar: die kontinuierliche Weiterentwicklung des digitalen Workflows. Stichwort Cloud. Hier zeichnen sich große Sprünge ab, aber auch verbunden mit Herausforderungen wie Datenverfügbarkeit und vor allem natürlich Datensicherheit. Letztere spielt ja in Deutschland im internationalen Vergleich eine herausragende Rolle. Auf der einen Seite zu Recht, denn Patientendaten gehören sicherlich zum Schützenswertesten, was es gibt. Auf der anderen Seite behindert an einigen Stellen ein überzogener Datenschutz auch die technische Entwicklung. Man kann hin und wieder den Eindruck gewinnen, die inzwischen unzähligen Datenschutzbeauftragten brauchen eine Daseinsberechtigung.
In der Titelgeschichte dieser Ausgabe beschäftigen wir uns mit Goldhämmerfüllungen. In Zeiten der Nachhaltigkeit rücken Biokompatibilität und Langlebigkeit von Gold wieder in den Fokus. Alte Techniken erleben eine Renaissance, nachdem gerade der schöne Glanz das Material bei den Patienten über Jahrzehnte unbeliebt gemacht hatte: Wer zeigt schon gern die Reparaturen an seinem Gebiss? Aber aufgrund seiner besonderen Eigenschaften ist Gold auch in Zeiten von Hightech-Materialien noch lange nicht tot. Gerade der zahnärztliche Nachwuchs interessiert sich für die Verarbeitung.
Apropos Hightech: Am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein kommt seit Kurzem ein mikrochirurgischer OP-Roboter zum Einsatz. Das Assistenzsystem „Symani“ macht ganz neue Verfahren möglich, an denen bisher auch erfahrene Chirurgen scheitern mussten. Wir zeigen, was das System kann und wo dessen Grenzen liegen.
In dieser Ausgabe berichten wir außerdem über die „Digitalisierungsstrategie“, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kürzlich vorgestellt hat. Die gematik soll danach vollständig in die Hände des Bundes wandern. Die ärztliche und die zahnärztliche Selbstverwaltung und damit deren Expertise(n) werden also in Zukunft außen vor bleiben. Wer die bisherige Arbeit der gematik kennt, weiß: Das kann ja nur was werden. Angesicht der Bestrebungen des BMG, die offenbar lästige Selbstverwaltung aus dem Weg zu räumen, bleibt einem fast nur noch die Flucht in den Sarkasmus.
Dessen ungeachtet, viel Spaß bei der Lektüre
Sascha Rudat
Chefredakteur