Mitarbeitergesundheit: Investieren Sie in Ihre kostbarste Ressource
Aus Wertschätzung kann sich dauerhafte Wertschöpfung entwickeln – dieser Ansatz klingt plausibel und ist in Zeiten grassierenden Fachkräftemangels bedeutsamer denn je. Gemeint ist, dass Wohlbefinden, Motivation und Einsatz positiv beeinflusst werden, wenn Praxisinhaber als Arbeitgeber Interesse über die verpflichtende Fürsorge hinaus zeigen und sich um das Wohlergehen der Angestellten kümmern. Sogenannte Health Benefits sind eine gefragte Option geworden. Ein Extra über den Lohn hinaus.
„Dabei handelt es sich um ein Arbeitgeber-finanziertes Gesundheitskonzept für MitarbeiterInnen, die über die Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen hinausreichen und auch individuell ausgestaltet werden können. Dazu schließt der Arbeitgeber für die Angestellten eine betriebliche Krankenversicherung, eine bKV ab“, erklärt Tassilo Pollmeier, Geschäftsführer und Gründer des Deutschen bKV-Service, der regelmäßig Vorträge zum Thema vor Ärzten und Zahnärzten hält. Es geht also um den Schutz der kostbarsten Ressource: die Gesundheit Ihrer Angestellten.
Eine Schippe oben drauf
„Nur ein gesunder und motivierter Angestellter kann die Patienten gut versorgen“, fügt Pollmeier hinzu. Dabei sei vor allem die Langzeitperspektive interessant. Denn wer die Gesundheit seiner Mitarbeiter unterstützt, der treibt sie wahrscheinlich nicht in den Burn-out. Und folgt damit einem starken gesamtgesellschaftlichen Trend: Das allgemeine Gesundheitsbewusstsein ist gestiegen und steigt, sagt Pollmeier. Längst subventionierten Betriebe eine Mitgliedschaft im Fitness-Club oder Sportverein und belohnten den Rauchstopp mit einer kleinen Gehaltserhöhung oder ein paar zusätzlichen freien Tagen.
In Arzt und Zahnarztpraxen seien die Wirkung und die Wertschätzung des Arbeitgeber-finanzierten Benefits dabei besonders hoch. Denn: „Die Mitarbeiterinnen sind sich natürlich des damit verbundenen Upgrades in die erste Klasse unseres Zwei-Klassen-Medizinsystems bewusst.“ Der Unterschied und die mit der ersten Klasse verbundenen Vorteile würden schließlich täglich in Richtung Patient kommuniziert und seien bestens bekannt.
Wie kann das konkret aussehen? In der bKV gibt es – vereinfacht gesagt – zwei Tarife nach dem Bausteinprinzip: Eine Art Basistarif schließt etwa Zahnersatz, Brillenleistungen oder Vorsorgeuntersuchungen ein. Ein umfassenderer Gesundheitsbudgettarif geht darüber hinaus und kann nach den individuellen Bedürfnissen der Mitarbeitenden entworfen sein. Dieser greift damit quasi die gesellschaftliche Entwicklung zu mehr Flexibilität und Entscheidungsfreiheit auf.
Der Arbeitgeber legt hier die Höhe des zur Verfügung gestellten Jahresbudgets fest und die Mitarbeiterinnen können „wie an einem Gesundheits-Buffet frei entscheiden, wofür sie es verwenden", beschreibt Pollmeier das Prinzip. Zur Auswahl stünden sämtliche Vorsorgeuntersuchungen auf IGeL-Basis, eingeschlossen die moderne Präventionsmedizin, die die Kasse nicht oder nur alle paar Jahre ab einem gewissen Alter bezahlt. „Die Mitarbeiterinnen können ihr Budget verteilen oder auch auf einmal ausgeben. Beispielsweise für Sehhilfen wie Brille oder Kontaktlinsen, Naturheilverfahren bei Heilpraktikern und Ärzten, Osteopathie, Zuzahlung zu Kassenrezepten oder Privatrezepten.“
Möglich sind auch Leistungen aus der eigenen Praxis
Für Zahnärzte gelte, dass auch die in der eigenen Praxis erbrachten Leistungen innerhalb des Budgets abrechnungsfähig sind, etwa Zahnersatz, Endo- und Paro-Behandlungen oder auch die PZR, zählt der Fachmann auf. „In Arzt und Zahnarztpraxen sind über 95 Prozent der Angestellten weiblich und wir können sehen, dass diese die Vorsorgeuntersuchungen auf IGeL-Basis ab dem 25. Lebensjahr sehr wertschätzen. Ungefähr 50 Prozent tragen eine Brille und sind für die Erstattung total dankbar. Und 40 Prozent der Arbeitnehmerinnen finden Heilpraktikerleistungen spannend, die die GKV kaum erstattet.“ Richtig gut kämen auch Massagen auf Privatrezept bei den MitarbeiterInnen an, die nach der einseitigen Belastung am Stuhl oft Schulter- oder Rückenschmerzen aufweisen.
Nach oben gebe es kaum eine Limitierung, wenn man seinen Angestellten etwas Gutes tun möchte, um deren Gesundheit zu unterstützen. Besonders wertgeschätzt werde auch der „stationäre Tarif“, also die Chefarzt-Behandlung auf der Privatstation. „Denn nirgendwo ist unser Zwei-Klassen-Medizinsystem so deutlich wie im Krankenhaus“, so Pollmeier.
Wer noch einen Schritt weitergehen und als familienfreundlicher Arbeitgeber wahrgenommen werden möchte, für den stehen nicht nur seine Angestellten, sondern auch deren Angehörige im Fokus der Health Benefits.
Steigt die Wertschätzung, sinkt die Fluktuation
„Analysieren wir die Investition der Arbeitgeber aus Arzt und Zahnarztpraxen, die wir betreuen, und deren Feedback, dann sehen wir, dass die Fluktuationsquote tatsächlich spürbar sinkt“, erklärt Pollmeier. Eine bKV hat dabei abhängig vom Tarif ganz unterschiedliche Preise. Die Investitionen können auch gestaffelt sein, zum Beispiel erhält eine Auszubildende einen Gesundheitsbudget-Tarif mit einem kleineren Jahresbudget von 300 Euro, eine länger zugehörige Mitarbeiterin 600 Euro und die Dienstälteste 900 Euro.
Pollmeier rechnet vor: „Nehmen wir das Beispiel mit den 300 Euro. Das entspricht im Grunde einer Netto-Lohnerhöhung von 25 Euro pro Monat. Diese kostet den Arbeitgeber jedoch nur 13 Euro brutto. Denn auf den Beitrag kommt nichts mehr oben drauf. Keine Steuern oder Sozialabgaben. Bei einem Jahresbudget von 600 Euro sind es dann nur noch 21 Euro monatlich und so weiter.“ Doch Sinn und Zweck übertrumpften eine bloße Lohnerhöhung, weil das Geld in den Gesundheitstarif geht und nicht in Chips, Popcorn oder Zigaretten investiert werden kann. „Damit sind Health Benefits mit der bKV nicht nur emotional, sondern auch ökonomisch alternativlos“, resümiert der Experte.
Da es mehrere Budgetstufen gibt, könne man den Mitarbeiterinnen eine Art „Gesundheitskarriere" in Aussicht stellen. Nach dem Motto: Je länger Du bei mir in der Praxis arbeitest, umso mehr kümmere ich mich auch um deine Gesundheit. Nicht zu vergessen sei auch, dass mit steigendem Alter in der Regel auch der Bedarf an Gesundheitsleistung zunimmt. So entstehe eine Korrelation, die zusätzliche Bindung erzeugen kann, erläutert Pollmeier.
„Die Benefits wirken wie ein Leuchtturm“
Neben dem praktischen Nutzen ist die Anziehungskraft der Health Benefits bei Bewerbungen nicht zu unterschätzen. Darum gehören diese selbstverständlich kommuniziert – in der Stellenausschreibung, auf der Praxis-Website, in Social Media und während des Onboarding-Prozesses. Zu einer dauerhaften Orchestrierung des Themas rät Pollmeier, denn bereits im ersten Jahr nähmen 90 Prozent der Mitarbeiterinnen Leistungen in Anspruch, in den Gesundheitsberufen übrigens signifikant häufiger als in anderen Branchen.
„Wie gut das Investment tatsächlich gewirkt hat, kann die Versicherung anhand der Zahlen wie Beitragssumme, Summe der Erstattungsleistungen und Anzahl der MitarbeiterInnen mit Erstattungsleistungen messen. In Stellenanzeigen wirken Health Benefits aktuell und auch für die nahe Zukunft wie ein Leuchtturm. Sie erzeugen eine einzigartige Sichtbarkeit bei Social Media“, so der Experte. Vor allem in den Metropolen, in denen der Wettbewerb um die guten Mitarbeiter besonders spürbar ist, gewännen sie immer mehr an Relevanz.
„Die Schippe oben drauf“ kann am Ende genau das sein, was Ihre Praxis von den anderen abhebt. Es ist eine starke Botschaft: Wir kümmern uns um Dich, damit Du lange fit bist – und bleibst. Gesundheitsversorgung gilt gerade für Praxisangestellte ja nicht nur in Bezug auf die PatientInnen, sondern auch für das Team selbst.
Tassilo Pollmeier ist Geschäftsführer und Gründer des Deutschen bKV-Service, ein bundesweit tätiger Spezialmakler für die betriebliche Krankenversicherung. Er spricht regelmäßig auf Personalkonferenzen und Seminaren zum Thema Health Benefits. Sein Team begleitet mehr als 1.200 Arbeitgeber aus den Bereichen Medizin, Zahnmedizin, Apotheker, Krankenhäuser und Rehakliniken. Er hält die Health-Benefits-Strategie für einen der nachhaltigsten Ansätze bei der Mitarbeiterbindung.