Zum Sommersemester 2024 geht es los!
Zehn Jahre nach ihrer Gründung als Privatuniversität will die Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB) mit Unterstützung von Landeszahnärztekammer und KZV zum Sommersemester 2024 den Brandenburgischen Modellstudiengang Zahnmedizin starten. Studienort ist Brandenburg an der Havel, 48 Studienplätze stehen pro Jahr zur Verfügung.
Es gibt keinen NC, dafür ein Auswahlverfahren, das auf die Persönlichkeit der Kandidaten, ihre Motivation und mögliche Praxiserfahrung setzt. Auch ohne Abitur kann man hier übrigens Zahnmedizin studieren, möglich macht's das Brandenburgische Hochschulgesetz. Bewerben kann man sich voraussichtlich ab Juli. Die Kosten für die zehnsemestrige Ausbildung betragen 132.000 Euro. Aber dazu später.
Ziel ist, die Studierenden im Land zu halten
„Unser Ziel ist, die Studierenden im Land zu halten", betonte MHB-Kanzler Dr. Gerrit Fleige bei der Vorstellung des Studiengangs im Brandenburger Landtag in Potsdam. „Der Auswahlprozess beinhaltet auch deshalb ein Motivationsschreiben, einen Auswahltag und einen Praxistest, in dem man seine Geschicklichkeit unter Beweis stellt. Denn wie schon bei uns in der Medizin und in der Psychotherapie soll auch die Zahnmedizin sehr praxisnah ausgerichtet werden."
Schon im Curriculum sind Fleige zufolge Praxistage festgeschrieben, so dass die Studierenden schon ab dem zweiten Semester eine „Praxiswoche" in medizinischen, in zahnmedizinischen Praxen und in Dentallaboren absolvieren. „Neben Hamburg wird die Havelstadt damit einer der beiden Standorte in Deutschland sein, der das Studium nach der neuesten Modellklausel anbietet", erläuterte Fleige.
Danach ist das Studium in zwei Abschnitte gegliedert: Die Semester 1 bis 6 bestehen aus den Integrierten Grundlagen, die Semester 7 bis 10 aus „Vertiefung und Behandlung". Es gibt kein separates Physikum, der Fokus liegt laut MHB auf der Berufsvorbereitung. Stattfinden soll die Ausbildung im ehemaligen E-Werk am alten Tramdepot in Brandenburg. Das Gebäude werde gerade in Abstimmung mit dem Denkmalschutz saniert und zur Zahnklinik umgebaut. „Diese neue Zahnklinik wird ein Versorgungsvolumen von bis zu 20 vergleichbaren Zahnarztsitzen haben“, versprach Fleige.
Die Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane
2014 wurde die Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB) als Privatuniversität gegründet, ein Jahr später starteten dort die Studiengänge Humanmedizin und Psychologie/Psychotherapie. Die Uni kooperiert mit 35 Krankenhäusern und mehr als 170 Lehrpraxen. Sie unterhält Universitätskliniken an vier Standorten: das Immanuel Klinikum Bernau, das Herzzentrum Brandenburg, die Immanuel Klinik Rüdersdorf, die Ruppiner Kliniken in Neuruppin sowie das Städtische Klinikum Brandenburg. Die Trägerkliniken der MHB sind im Verbund seit 2020 als „Universitätsklinikum der Medizinischen Hochschule Brandenburg“ staatlich anerkannt, wodurch es erstmals in Brandenburg eine eigene Universitätsmedizin gibt. Die ersten Absolventen sind seit 2021 flächendeckend im Land als erste, jemals in Brandenburg ausgebildete Ärztinnen und Ärzte tätig.
Am Geld soll ein Studium nicht scheitern
Doch nun zu den Gebühren: 132.000 Euro soll das Studium kosten, 13.200 Euro pro Semester. „Als MHB sind wir zwar staatlich anerkannt, werden aber überwiegend nicht staatlich finanziert", erklärte MHB-Präsident Prof. Hans-Uwe Simon die Lage. Um das Angebot kostendeckend finanzieren zu können, müsse die Uni, die in kommunaler und freigemeinnütziger Trägerschaft ist, Studiengebühren in Höhe von rund 132.000 Euro erheben, auch weil das Land keine Mittel für das Zahnmedizinstudium zur Verfügung gestellt habe. Die wahren Kosten schätzt Simon auf das Doppelte. „Wir als MHB verfolgen anders als andere private Hochschulen keine Gewinnerzielungsabsicht", stellte Fleige klar.
Wie bereits in der Medizin und in der Psychotherapie sollen nun auch in der Zahnmedizin „attraktive Finanzierungsangebote" dafür sorgen, dass ein Studium an der MHB keine Frage des Geldes wird. Angedacht sind Voll- und Teilstipendien, verbunden mit der Verpflichtung seitens der Studierenden, mindestens fünf Jahre nach dem Studium im Land zu bleiben und zu arbeiten. Fleige: „Die Studierenden werden im Studium auch erwachsen und sehen, dass sie den Betrag im Erwerbsleben abbezahlen können."
„Ich bin begeistert", freute sich Dipl.-Stom. Jürgen Herbert, Präsident der Landeszahnärztekammer Brandenburg. Brandenburg sei bislang neben Bremen das einzige Bundesland ohne eigene zahnmedizinische Fakultät. „Aber als Berufsvertretung der Zahnärzte halten wir die Ausbildung von Zahnmedizinern im Land für unbedingt erforderlich, um die zahnmedizinische Versorgung im Flächenland Brandenburg zu gewährleisten und letztendlich zu stärken", hob Herbert hervor. „In der Vergangenheit hat uns Berlin bedient, doch das funktioniert nicht mehr, weil die Zahlen auf den Hauptstadtbedarf heruntergefahren wurden." Und während sich für die Studierenden von Anfang an die Möglichkeit biete, das Arbeiten in Praxen hautnah kennenzulernen, hätten die Zahnärzte im Land die einmalige Chance, mit künftigen Zahnärzten in Kontakt zu treten und sie als Nachfolger zu gewinnen.
„Die Sicherstellung der Versorgung hängt auch von genügend zahnmedizinischem Nachwuchs ab, den Brandenburg dringend braucht", bekräftigte der KZV-Vorsitzende in Brandenburg, Dr. Eberhard Steglich. Derzeit praktizierten rund 1.700 Zahnärztinnen und Zahnärzte in Brandenburg, gut 470 davon seien über 60 Jahre alt, 300 angestellt und zumeist in Teilzeit beschäftigt. "Es wäre wunderbar, wenn diese 48 angehenden Zahnärztinnen und Zahnärzte in Brandenburg blieben, denn dann könnten wir diese Ausfälle ausgleichen."
Die neuen ZahnmedizinerInnen werden schon erwartet
Dass die Politik hier in der Verantwortung steht, verdeutlichte Dr. Romy Ermler, Vorstandsmitglied der Landeszahnärztekammer Brandenburg und in dieser Funktion Leiterin der AG Uni sowie Vizepräsidentin der Bundeszahnärztekammer: „Unsere beiden Körperschaften werben sehr dafür, dass es eine finanzielle Unterstützung der Studierenden durch Kommunen sowie durch kreisfreie Städte und Landkreise gibt. Denn genau hier werden die jungen Zahnmediziner ja zum Teil schon dringend erwartet."