Protestaktion der Zahnärzteschaft Sachsen-Anhalt

„Faule Politik, faule Zähne“

Rund 500 ZahnärztInnen sowie Mitarbeitende von Praxisteams folgten am 28. Juni dem Aufruf ihrer Landeszahnärztekammer, gegen eine „faule Politik“ von Landes- und Bundesregierung zu protestieren.

Der vom Freien Verband Deutscher Zahnärzte (FVDZ) initiierte und von den zahnärztlichen Körperschaften Kassenzahnärztliche Vereinigung und Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt unterstützte Protest unter dem Slogan „Faule Politik, faule Zähne“ ist der erste dieser Art in den neuen Bundesländern, berichtet die Kammer.

„Er richtet sich einerseits gegen die Untätigkeit des Landes angesichts der drohenden Versorgungskrise – bis 2030 wird die Hälfte der 1.263 Vertragszahnärztinnen und -ärzte in Sachsen-Anhalt das Rentenalter erreicht haben. Bereits jetzt finden viele Patienten keine Praxis mehr“, heißt es von Seiten der Kammer.

Gleichzeitig gefährde die Wiedereinführung der strikten Budgetierung durch den Bund die Fortschritte beim Einsatz für eine gute Mundgesundheit in Sachsen-Anhalt, insbesondere die Behandlung der Volkskrankheit Parodontitis, die wiederum Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes begünstigt.

„Beenden Sie die Budgetierung!“

„Wir haben seitenlange Briefe an die Landesregierung geschrieben und stundenlang zusammengesessen, aber das hat offensichtlich nichts gebracht“, sagte Dr. Carsten Hünecke, Präsident der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt und Zahnarzt aus Magdeburg. Im Gegenteil: Die Notdienste liefen voll, viele Patientinnen und Patienten suchten händeringend eine Praxis. „Anderswo werden hunderte Millionen Euro in die Wirtschaftsförderung gepumpt, aber für die Zahnärzte, die in der Pandemie unter großer Aufopferung die Versorgung aufrecht erhalten haben, gibt es keinen Cent, im Gegenteil! Darum beenden Sie die Budgetierung und passen Sie die GOZ an!“

Auch Dr. Jochen Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt und Zahnarzt in Dessau, wies auf den dringenden Handlungsbedarf hin: „Am Ende geht es um unsere Patienten, unsere Arbeit, unser Bundesland, und wir akzeptieren nicht, dass die Versorgung den Bach runtergeht!“

Sylvia Gabel, Zahnmedizinische Fachassistentin und Vorstandsmitglied im Verband medizinischer Fachberufe, war ebenfalls nach Magdeburg gekommen. „Wir Mitarbeiterinnen sind Diamanten, denn ohne uns läuft es nicht in den Praxen! Herrn Lauterbach zeige ich die rote Karte, denn er fährt die ambulante Versorgung an die Wand. Es ist ihm egal, wie die Menschen auf dem Land versorgt werden“, sagte sie auf dem Magdeburger Domplatz.

Landtags-Debatte über zahnärztliche Versorgung

Der Landtag kam an diesem Tag zu seiner letzten dreitägigen Sitzung vor der Sommerpause zusammen. Voraussichtlich am kommenden Freitag will das Plenum ein weiteres Mal auf Antrag der Linken über die zahnärztliche Versorgung und die Einführung einer Landeszahnarztquote debattieren.

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