Das ist Deutschlands bestes Praxisteam!
Frau Zisterer, Sie arbeiten seit vier Jahren als Dentalhygienikerin und Praxismanagerin in der Praxis. Was denken Sie, was zeichnet das Team aus?
Heidi Zisterer: Die Mischung macht‘s. In unserem Team arbeiten Mitarbeiterinnen jeder Altersklasse. Dick, dünn, witzig, sensibel, laut, leise, spritzig und „auf dem Teppich“ gebliebene. Diese Vielfalt an Charakteren bringt Feuer und ein „gesundes“ Temperament in unser Team.
Wir begegnen uns sehr familiär und auf Augenhöhe, kennen gegenseitig unsere Stärken und Schwächen und unterstützen uns gegenseitig. Wir brauchen Struktur und klare, organisierte Abläufe in jeglichen Bereichen. Diese Philosophie nimmt viel Wind aus den Segeln und Zickenalarm bleibt fern.
Frau Dr. Do, im Juni hat Ihr Team den ZFA-Award verliehen bekommen. In der Laudatio hieß es: „Das Team, das sich auch ohne Worte versteht“. Was ist damit gemeint?
Dr. Ha Vy Do: Am besten veranschaulichen kann man das „Team ohne Worte“ mit einer Patientenbehandlung, etwa einer Füllungstherapie. Da sind die Behandlungsabfolgen klar strukturiert. Sowohl ich als Behandlerin als auch meine Assistentin wissen, welcher Schritt als nächstes kommt und so kann Hand in Hand zusammengearbeitet werden. Die passenden Instrumente werden gereicht, die Lichthärtezeiten für Composite sind immer gleich und auch die Materialauswahl ist klar abgestimmt. Besonders hervorzuheben ist die sogenannte „Finger-Flick-Methode“. Damit können Instrumente einhändig zwischen Behandlerin und Assistentin getauscht werden.
Des Weiteren haben wir ein paar Zeichen entwickelt, die hinter dem Patienten kommuniziert werden, zum Beispiel wenn die Betäubungsspritze gereicht werden soll. Denn allein das Wort „Spritze“ auszusprechen, führt den Patienten automatisch in eine Anspannungshaltung.
<image seo-title="" alt-text="" xlink:href="https://hcms-cms.medtrix.group/zm/hcms/v3.1/entity/pictures/267854" xlink:role="censhare:///service/masterdata/asset_rel_typedef;key=actual."/>
„Ich bin jeden Tag dankbar für mein Team, ohne sie wäre ich in der Praxis aufgeschmissen“, sagt Praxischefin Dr. Ha Vy Do.
Wie ist das Team zusammengewachsen? Was ist ihr Geheimnis?
Do: Das Wichtigste ist, dass man miteinander redet. Egal, um was es geht. Sei es morgens zu fragen, wie sich die einzelnen fühlen, ob es ihnen gut geht, ob sie Sorgen haben. Oder bei den Azubinen, wie es zum Beispiel in der Schule war. Sie fühlen sich dadurch abgeholt und verstanden. Sehr häufig gibt es Vieraugengespräche im Büro, um sich auszutauschen, ob alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zufrieden sind, wie es momentan in der Praxis läuft.
Um die Stärken jedes einzelnen Teammitglieds zu fördern, muss man diese oftmals erst herausfinden. Ebenso muss man es auch ernst nehmen, wenn sich jemand überfordert fühlt. In diesen Feedbackgesprächen kommt so einiges zum Vorschein, was in den einzelnen Mitarbeiterinnen eventuell „gebrodelt“ hatte, aber im Alltag nicht ausgesprochen werden konnte.
Frau Thurn, Sie arbeiten seit 2020 in der Praxis – erst als Auszubildende und seit einem Jahr als ZFA. Wie gehen Sie mit Konflikten im Team um?
Jenny Thurn: Wir klären Konflikte offen und ehrlich in der Teamsitzung oder sprechen diese sofort an. Zusammen wird nach einer Lösung gesucht und gegebenenfalls werden Änderungen vorgenommen. Es wird jedes Problem besprochen und über Lösungen abgestimmt.
Frau Dr. Do, was ist Ihnen im Praxisalltag wichtig? Worauf muss Ihr Team Rücksicht nehmen?
Do: Am wichtigsten ist, dass das Team an der Praxis arbeitet und nicht in der Praxis. Als gemeinsames Ziel muss für alle gelten: bester Service für zufriedene Patientinnen und Patienten. Aufgrund der Zuzahlungen sind wir in der Zahnarztpraxis nicht nur im medizinischen Sektor unterwegs, sondern auch im Dienstleistungssektor.
Patienten können oft die Qualität unserer Arbeit nicht objektiv beurteilen, aber sehr wohl das Drumherum. Da reicht es schon, wenn die Mitarbeiterin einer Patientin oder einem Patienten die Jacke abnimmt oder bei längeren Behandlungen ein Glas Wasser mit Strohhalm angeboten wird. Wenn es den Patientinnen und Patienten gut geht, gibt es keine Konfliktsituationen und somit geht’s auch mir als Praxisinhaberin gut.
Was ist Ihrem Team im Praxisalltag wichtig? Worauf müssen Sie Rücksicht nehmen?
Do: Meinem Team ist es sehr wichtig, dass ich eine offene Kommunikation führe. So werden falsche Spekulationen im Zweifelsfall vermieden.
Zisterer: Das Team möchte in Planungen und Entscheidungen einbezogen werden. Die Mitarbeiterinnen möchten ihre Ideen einbringen, damit eine gute Umsetzung und ein zufriedenstellendes Ergebnis gelingen. So entsteht das „Wir“. Jede Mitarbeiterin möchte zudem nach ihren Talenten gefördert werden.
Wichtig sind uns strukturierte Tagesabläufe, ein genauer Arbeitsplan, wer, wann, wo und wie arbeitet und dass dennoch der Spaß an der Arbeit nicht zu kurz kommt.
Frau Dr. Do, welche Tipps haben Sie für andere Praxisinhaberinnen und -inhaber?
Do: Wenn man die Begeisterung, die man selbst an seiner Arbeit hat, an sein Team weitergibt, kommt das positive Feedback automatisch wieder zurück. Ich habe im Laufe der Jahre, in denen ich zahnmedizinisch tätig bin, gelernt, meinen Geduldsfaden um einiges zu verlängern und gelassener auf Fehler zu schauen. Denn wenn sie schon passiert sind, dann ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen, und ein emotionaler Ausbruch macht die Situation nicht besser.
Es gilt, einen kühlen Kopf zu bewahren und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Fehler wissen zu lassen, damit er nicht wieder passiert. Wenn man eine Veränderung seiner Praxissituation herbeiwünscht, dann fängt man am besten mit einer Veränderung bei sich selbst an.