Atherosklerotische Läsionen in PSA
Forschende aus Tunesien stellen in einer aktuellen Publikation Patienten-Fälle von atherosklerotischen Läsionen der A. carotis vor, die als Zufallsbefunde in PSA entdeckt wurden. Schlaganfälle gelten weltweit als dritthäufigste Todesursache sowie häufigste Ursache für erworbene Behinderungen bei Erwachsenen, während Läsionen im Bereich der A. carotis zu den häufigsten Ursachen für einen ischämischen Schlaganfall zählen [Zaghden et al., 2023]. Eine frühzeitige Diagnose als Zufallsbefund im Rahmen einer zahnärztlichen Röntgendiagnostik könnte einen zerebralen Infarkt verhindern und somit lebensrettend sein.
Die Autorinnen und Autoren berichten über eine 70-jährige Patientin, die sich mit dem Wunsch eines Implantats bei ihrem Zahnarzt vorstellte. Sie befand sich bereits aufgrund einer bekannten Hypertonie in kardiologischer Behandlung. Im Rahmen der Implantat-Planung wurde eine Panoramaschichtaufnahme angefertigt und „auf der Ebene der rechten laterozervikalen Region wurden mehrere verschmelzende, heterogene, röntgendichte Bilder von Kalkablagerungen mit unregelmäßigen Grenzen entdeckt, die auf der Ebene der prävertebralen Weichteile zwischen dem zweiten und dem dritten Halswirbel (C2 und C3), hinter dem Unterkieferwinkel, neben dem Zungenbein, hervorstehen und sich vertikal über etwa 16 mm erstrecken“ (Abbildung 1) [Zaghden et al., 2023]. Die Patientin wurde daraufhin erneut bei ihrem Kardiologen vorstellig. Die Doppler-Ultraschall-Untersuchung bestätigte den Verdacht einer atheromatös-kalkhaltigen Infiltration der Arteria carotis interna, aber es war zunächst keine chirurgische Intervention notwendig. Die Patientin wurde medikamentös eingestellt und engmaschig kontrolliert.
So erkennt man Gefäßverkalkungen
In der Panoramaschichtaufnahme können sich Karotisverkalkungen durch röntgenopake Strukturen inferior und posterior des Unterkieferwinkels ungefähr auf Höhe des dritten und des vierten Halswirbelsdarstellen [Zaghden et al., 2023]. Die Plaques können einseitig oder beidseitig auftreten, homo- oder heterogen sein und verschiedene Formen aufweisen. Wichtig ist die Kenntnis möglicher Überlagerungen mit anderen Strukturen sowie Differenzialdiagnosen. Die Autoren nennen als mögliche überlagernde Strukturen „das Zungenbein, Verkalkungen des Triticusknorpels, das Oberhorn des Schilddrüsenknorpels, das Ligamentum stylohyoideum und die Epiglottis“ und als Differenzialdiagnosen „Verkalkungen der Gaumenmandeln, Phlebolithen, Lithiasis der Hauptspeicheldrüsen, Rhinolithen und Verkalkungen der zervikalen Lymphknoten“ [Zaghden et al., 2023].
Zaghden et al. erklären, dass DVT-Aufnahmen als Goldstandard für die sichere Diagnosestellung von atherosklerotischen Gefäßveränderungen gelten – auch wenn diese nicht standardmäßig dafür verwendet werden. Die Zuverlässigkeit einer PSA ist im Vergleich geringer. In der Literatur werden Sensitivitäten von 31 bis 100 Prozent angegeben, berichten die Autoren. Grund dafür könnten zum Beispiel Überlagerungen, eine zu geringe Größe der Plaques oder zu geringe Verkalkung, die Geräteeinstellung oder die nicht korrekte Positionierung des Patienten sein. Auch die Erfahrung des Zahnarztes oder der Zahnärztin spielt keine unerhebliche Rolle, da die A. carotis nicht im Fokus der Befunderhebung steht. Nicht alle in der PSA entdeckten Verkalkungen spiegeln eine signifikante Stenose wider, sollten aber in jedem Fall kardiologisch abgeklärt werden.
Das Fazit der Autoren lautet, dass Panoramaschichtaufnahmen ein großes Potenzial für die Früherkennung von atherosklerotischen Gefäßläsionen haben, da diese in der Zahnmedizin ein diagnostisches Standardverfahren darstellt.
Die Studie:
Zaghden O, Jaziri R, Kammoun R, Chaabani I, Alaya TB. Benefit of Panoramic Radiography in the Detection of Carotid Calcifications: Clinical Case Reports and Review of the Literature. Case Rep Dent. 2023 Jun 3;2023:3989502. doi: 10.1155/2023/3989502. PMID: 37305808; PMCID: PMC10257549.