Apothekertag verabschiedet Resolution

Für eine faire Vergütung und sichere Zukunftsperspektiven

Susanne Theisen
Auf ihrer Hauptversammlung am 29. September haben die deutschen Apothekerinnen und Apotheker die „Düsseldorfer Erklärung“ verabschiedet. Die Resolution enthält acht Forderungen an die Bundesregierung. Im Fokus stehen eine faire Vergütung und sichere Zukunftsperspektiven. Zum Auftakt des Jahrestreffens hatte der „Apothekenklima-Index 2023“ gezeigt: Die Stimmung im Berufsstand ist schlecht.

Die Arzneimittelversorgung durch die Apotheken vor Ort ist seit Langem strukturell unterfinanziert, da der Festzuschlag in der Arzneimittelpreisverordnung seit mehr als einem Jahrzehnt nicht angepasst wurde“, heißt es in der Resolution, die die mehr als 300 Delegierten der Hauptversammlung verabschiedeten. Das Gremium kam im Rahmen des Deutschen Apothekertages 2023 zusammen, der vom 27. bis 29. September in Düsseldorf stattfand. In ihrer Resolution weisen die Apothekerinnen und Apotheker darauf hin, dass die Arzneimittelknappheit in Deutschland einen hohen zusätzlichen Arbeitsaufwand in den Apotheken verursacht und dass die Betriebe unter einem wachsenden Kostendruck, sowohl im Bereich Personal als auch bei den Betriebskosten, stehen. Nachwuchskräften würden keine ausreichenden Zukunftsperspektiven geboten, beim Thema Apothekenübergabe vermisst man Planungssicherheit. Zu den acht Forderungen gehört daher ganz zentral, dass der Festzuschlag auf zwölf Euro netto je verschreibungspflichtiger Arzneimittelpackung erhöht werden soll. Zudem erteilen die Apothekerinnen und Apotheker weiteren Kürzungen zu ihren Lasten im Kontext der Stabilisierung der GKV-Finanzierung eine Absage und fordern, dass der Apothekenabschlag dauerhaft auf 1,48 Euro netto festgeschrieben wird.

Sollte die Regierung in diesen Punkten untätig bleiben, sieht die Apothekerschaft die wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung gefährdet. Mit aktuell 17.830 Apotheken befände sich die Apothekendichte in Deutschland schon jetzt auf einem historischen Tiefstand, teilte die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) im Rahmen des Apothekentags mit. Vor dem Hintergrund der seit Jahren immer stärker sinkenden Apothekenzahlen, aber auch des akuten Nachwuchs- und Personalmangels sowie inflations- und tarifvertragsbedingter Kostensteigerungen bezeichnete Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der ABDA, den politischen Handlungsdruck als groß. Wie tief die Stimmung innerhalb der deutschen Apothekerschaft gesunken sei, untermauere der neueste „Apothekenklima-Index“, eine jährlich im Auftrag der ABDA stattfindende Meinungsumfrage, den der Verband zum Auftakt des Apothekertags vorgestellt hatte. Demnach befürchten rund zwei Drittel (63,6 Prozent) aller Apothekeninhaberinnen und -inhaber, dass sich die wirtschaftliche Lage ihrer eigenen Apotheke in den nächsten zwei bis drei Jahren verschlechtert. Vier von fünf der insgesamt 500 Befragten sagten außerdem, dass die Erhöhung des Festzuschlags pro rezeptpflichtigem Arzneimittel von derzeit 8,35 Euro (80,0 Prozent) für sie oberste Priorität haben. Neun von zehn Apothekerinnen und Apothekern (90,4 Prozent) wünschen sich, dass bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen in den nächsten zwei bis drei Jahren auf der politischen Tagesordnung stehen.

Buhrufe für Lauterbach

In seiner Rede kündigte der digital zugeschaltete Bundesgesundheitsminister Gesetzesänderungen an, mit denen unter anderem Apothekengründungen erleichtert werden sollen. Karl Lauterbach stellte beispielsweise in Aussicht, dass die Gründung von Filialapotheken leichter werden soll und dass unter bestimmten Voraussetzungen pharmazeutisch-technische Assistentinnen und Assistenten Beratungen in der Filiale allein anbieten dürfen. Beim Mehrbesitzverbot werde es jedoch bleiben. Von der Apothekerschaft erntete Lauterbach für seine Vorschläge Buhrufe. „Die Vorhaben bedeuten in der Konsequenz die Aufhebung des Mehrbesitzverbots. Das führt langfristig dazu, dass unser heilberufliches und unabhängiges Apothekensystem den Angriffen von Fremdkapital ausgeliefert wird“, kritisierte ABDA-Chefin Overwiening. Die Erfahrung aus anderen Ländern zeige, dass die von Lauterbach geplanten neuartigen Filialapotheken fast ausschließlich in stark frequentierten Lagen und in Stadtnähe gegründet würden. Auf dem Land werde das Apothekensterben weitergehen.

Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, kündigte die ABDA an, den November zum Protestmonat zu machen. Der Plan: Ab dem 8. November soll es an jedem Mittwoch im November regionale Apothekenschließungen und zentrale Kundgebungen geben. Bereits im August hatte die ABDA zur Teilnahme an einer Protest-Postkartenaktion aufgerufen. Nach Angaben der Bundesvereinigung hätten Kundinnen und Kunden auf „hunderttausenden handschriftlich ausgefüllten Postkarten erklärt, warum ihnen ihre Apotheke vor Ort so wichtig ist und warum sie sie keinesfalls missen möchten“.

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