Kongress zur Seniorenzahnmedizin in Mainz

Der alte Mensch im Fokus

„Es gibt eine Kohorte unter unseren Patienten, die seit Jahren verlässlich an Zahl zunimmt. Wo früher Kinderwagen in der Praxis standen, stehen heute Rollatoren“, sagte Dr. Wilfried Woop, Präsident der Landeszahnärztekammer Rheinland-Pfalz, in seiner Begrüßungsrede zum Kongress „Zahnheilkunde 2024“. Der Kongress fand am 12. und 13. April in Mainz statt und bot ein umfassendes wissenschaftliches Programm zur Seniorenzahnmedizin.

In den Begrüßungsreden zu den alle zwei Jahre stattfindenden „Zahnheilkunde“-Kongressen kommen traditionell auch gesundheits- und standespolitische Themen zur Sprache, so auch dieses Mal. „Das ist ein Fortbildungskongress in besonderen, in schwierigen Zeiten“, betonte Woop und verwies auf die zahlreichen Probleme, mit denen die Zahnärzteschaft konfrontiert ist: die Demografie mit Versorgungsproblemen in der Fläche, die Bürokratie und nicht zuletzt die Budgetierung der PAR-Behandlungsstrecke.

Neben der Förderung der Niederlassung junger Kolleginnen und Kollegen auf dem Land müsse man auch „Anstrengungen unternehmen, um die Kollegen, die am Ende ihrer beruflichen Laufbahn stehen, noch für ein, zwei, drei Jahre in der Berufsausübung zu halten, damit sie nicht, wie es heute oft der Fall ist, ein, zwei, drei Jahre vor dem geplanten Ende frustriert das Handtuch werfen, weil wieder eine bürokratische Zumutung über sie hereinbricht“, sagte Woop.

Weg mit Auflagen, die reine Gängelung sind!

Woop hob das gute Verhältnis der LZK zum rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium hervor und dankte dem anwesenden Ministerialdirektor Daniel Stich (SPD) für die Unterstützung der Bundesratsinitiative zur iMVZ-Regulierung. In Sachen Bürokratie appellierte er an Stich: „Tun Sie das in Ihrer Macht und Verantwortung stehende, um vermeidbare bürokratische Auflagen – die allzu oft nicht nur als Gängelung verstanden werden, sondern es tatsächlich auch sind – zurückzuführen.“

Die wissenschaftlichen Leiter Prof. Dr. James Deschner, Direktor der Poliklinik für Parodontologie und Zahnerhaltung, Mainz, und Prof. Dr. Ina Nitschke, Spezialistin für Seniorenzahnmedizin der DGAZ, Oberärztin der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde, Leipzig, hatten ein umfangreiches wissenschaftliches Programm zusammengestellt, das auf die klinische Praxis zielte. Deschner machte zudem auf die Wechselwirkungen von Parodontitis und Alterskrankheiten aufmerksam: „Durch die Behandlung einer Parodontitis ist es möglich, den Blutzucker bei Diabetes und die Krankheitsaktivität bei rheumatoider Arthritis zu senken."

Prof. Dr. Samir Abou-Ayash (Bern) stellte das sogenannte geriatrische Paradoxon heraus: Während Parameter für die Mundgesundheit wie die Kaufunktion bei Senioren abnehmen, gehe die Inanspruchnahme von Behandlungen zurück. Er regte an, in der Praxis die Kaufunktion älterer Patienten zu messen, zum Beispiel mit einem speziellen Kaugummi. Praktische Tipps hatte auch Dr. Dirk Bleiel (Rheinbreitbach) im Gepäck, der sich für die aufsuchende Zahnmedizin engagiert. Er erläuterte nicht nur, welches Equipment sinnvoll ist, sondern auch welche organisatorischen und abrechnungstechnischen Fragestellungen auftauchen.

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