Das Dental Emergency Team hilft Geflüchteten aus der Ukraine

Der Bedarf steigt mit der Dauer des Krieges

Alexander Schafigh
An der polnisch-ukrainischen Grenze versorgt das Dental Emergency Team (Dental EMT) jetzt mit einem zweiten Zahnmobil die Kriegsgeflüchteten. Die Idee einer temporären Hilfe vor Ort ist längst zur Dauerlösung geworden, denn der Behandlungsbedarf ist nach wie vor riesig.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sind wir als Dental EMT mit einem selbst umgebauten Zahnmobil an der polnisch-ukrainischen Grenze unterwegs. Wir machen an verschiedenen Stationen Halt und bieten Kriegsgeflüchteten die dringend notwendige zahnärztliche Notversorgung an. Unser Team um meinen Kollegen Dr. Armin Reinartz und mich, Dr. Alexander Schafigh, hat gut zu tun. Denn obwohl die dort angekommenen Ukrainer Zugang zum polnischen Sozialsystem haben, sind Wartezeiten auf einen Zahnarzttermin von über einem Jahr keine Seltenheit.

Wir suchen immer freiwillige Helfer!

Zahnärztinnen und Zahnärzte mit einer deutschen Approbation können sich mit einem einfachen Verfahren beim Verein Dental EMT bewerben. Die Einsätze dauern mindestens eine Woche, gerne auch länger. Die Einsatzorte werden kurzfristig – je nach Bedarf – bekanntgegeben und dann von den Teams angefahren. Das Dental EMT benötigt Unterstützung in Form von Einsätzen, Material oder Geldspenden. Durch den Status des eingetragenen gemeinnützigen Vereins kann eine Spendenquittung ausgestellt werden. Für Fragen stehen die Mitglieder jederzeit bereit. Infos unter: www.dental-emt.org.

Fürs erste Zahnmobil brauchte man einen LKW-Führerschein – jetzt nicht mehr

Eine Schwierigkeit bei der Einsatztour war das Gesamtgewicht des ersten Zahnmobils: Es wog über viereinhalb Tonnen und nicht alle Freiwilligen haben den dafür benötigten LKW-Führerschein. Dank der umfangreichen Unterstützung der Firma Dampsoft, die das Dental EMT seit der ersten Stunde begleitet, konnten wir einen weiteren Rettungswagen mit geringerem Gewicht anschaffen, den die Mitglieder des Vereins in Eigenarbeit zu einer mobilen Zahnstation umgebaut haben. Mitte März war es dann soweit: Reinartz und ich überführten den neuen Wagen an die polnische Grenze und stellten ihn im Shelter der Hope Foundation in Przemyśl in Dienst.

Sämtliche Notfallbehandlungen sind damit ohne Probleme möglich: Zahnentfernungen, Füllungen, Prophylaxe, Endodontie und initiale Parodontaltherapien. In den ersten eineinhalb Tagen behandelten wir 25 Patienten. Durch die zunehmenden und immer aggressiveren Angriffe, vor allen Dingen auf die grenznahen Städte in der Ukraine, hat die Zahl der Geflüchteten in den vergangenen Wochen wieder deutlich zugenommen.

Die Männer kämpfen an der Front, die Frauen fliehen mit den Kindern in den Westen

Die Geschichten der Patientinnen – vornehmlich sind es Mütter mit Kindern – gleichen sich: Die Männer kämpfen an der Front, die Frauen fliehen mit den Kindern in den sicheren Westen, der nun auch nicht mehr von den Angriffen verschont bleibt. Die Menschen haben die Unterstützung dringend nötig. Das wurde uns auch bei unserem jüngsten Einsatz wieder klar. Von Entspannung kann keine Rede sein!

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Dr. Alexander Schafigh

Fachzahnarzt für Oralchirurgie in Bornheim und 1. Vorsitzender Dental EMT

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