Deutscher Zahnärztetag 2024

Therapiekorridore für eine moderne 
Zahnmedizin

Der diesjährige Deutsche Zahnärztetag steht im Zeichen aktueller Entwicklungen unter dem Motto „Zahnmedizin 2024: Welche Qualität müssen wir uns leisten?“ und findet vom 12. bis zum 14. September 2024 in Düsseldorf statt. Verknüpft ist die Veranstaltung mit der gemeinsamen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) und der Akademie Praxis und Wissenschaft (APW).

Der Deutsche Zahnärztetag steht in diesem Jahr im Kontext der sich verschlechternden wirtschaftlichen und gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen. Bereits im vergangenen Jahr hatte DGZMK-Präsident Prof. Dr. Dr. Jörg Wiltfang in seiner Begrüßungsrede zum Deutschen Zahnärztetag in Hamburg auf die Konsequenzen der Entwicklungen für die Zahnmedizin hingewiesen: „Wir haben in der Zahnmedizin beeindruckende Fortschritte gemacht und viele gute Therapien entwickelt – wir müssen uns aber fragen, ob wir diese Qualität an Zahnmedizin im Lichte der wirtschaftlichen Verhältnisse überhaupt noch in die Versorgungsrealität überführen können.“

Wissenschaft trifft ­Standespolitik

Das Thema „Zahnmedizin 2024: Welche Qualität müssen wir uns leisten?“ nimmt die Gedanken des Vorjahres auf und versucht eine aktuelle Standortbestimmung vorzunehmen. In den Blick genommen werden dabei insbesondere die für die Versorgung eines klinischen Problems bestehenden Therapiekorridore: Welche Interventionen kommen infrage? Welche Ab­wägungen sollten dabei aus wissenschaftlicher Sicht getroffen werden? Darüber hinaus eröffnet der diesjährige Zahnärztetag zusammen mit der DGZMK/APW-Jahrestagung den Raum für eine gesundheitspolitische Debatte. Am Freitag, dem 13. September, werden Vertreter der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) und der DGZMK auf dem Podium darüber diskutieren, was die Zahnärzteschaft – trotz des bei manchen Indikationen engen Kostenrahmens – den Patientinnen und Patienten im Hinblick auf den wissenschaftlichen Fortschritt anbieten kann.

Das Beste oder nichts?

Im Vorfeld des diesjährigen Deutschen Zahnärztetages haben die zm Prof. Dr. Dr. Jörg Wiltfang, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK), zum diesjährigen Thema des wissenschaftlichen Kongresses „Welche Qualität müssen wir uns leisten?“ befragt.

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Prof. Dr. Dr. Jörg Wiltfang, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK)

Prof. Wiltfang, dem Automobilpionier Gottlieb Daimler wird der Leitsatz „Das Beste oder nichts“ zugeschrieben. Damit sollte der Anspruch untermauert werden, stets das aktuell verfügbar Beste zu liefern. Mediziner haben diesen Anspruch schon aus ihrem Berufsethos heraus. Sie treffen jedoch auf eine Versorgungsrealität, die offensichtlich Schwierigkeiten hat, das Beste für alle zu finanzieren. Ist das Thema inzwischen so drängend, dass man es auf die Agenda des Deutschen Zahnärztetages setzen muss?

Prof. Dr. Dr. Jörg Wiltfang: Ja, leider ist das der Fall. Es war natürlich auch bisher so, dass Patienten mit weitergehenden Ansprüchen – beispielsweise beim Zahnersatz – vieles privat finanzieren mussten. Aber die gesetzlichen Krankenversicherungen haben ein weitgehend intaktes Niveau an Leistungen angeboten, das eine gute Grundversorgung möglich machte. Doch die Zeit bleibt nicht stehen: Wir sehen zunehmend, dass die Kraft des GKV-Systems nicht ausreicht, um dem wissenschaftlichen Fortschritt zu folgen. Ein gutes Beispiel sind die Schwierigkeiten mit der PAR-Therapie: Über mehr als eine Dekade hinweg hat die Wissenschaft unzählige Evidenz für die mannigfaltigen Zusammenhänge von Parodontitis und schweren Allgemeinerkrankungen zusammengetragen. Die logische Konsequenz wäre jetzt gewesen, dem Fortschritt des Wissens zu folgen und geeignete Therapien für alle Versicherten zugänglich zu machen. Das scheitert aber jetzt an den Mitteln der GKV.

Scheitert dies vielleicht auch an aus zahnärztlicher Sicht unklugen Priorisierungen seitens der Politik? Immerhin waren die Ausgaben für die Zahnmedizin über Jahre hinweg zurückgegangen.

Das mag sicher sein, wenn man bedenkt, dass die Folgekosten unbehandelter Parodontalerkrankungen vermutlich weit über den Kosten für die Prävention liegen. Aber das sind primär politische Entscheidungen, auf die wir nur begrenzten Einfluss haben. Wir müssen sehen, wie wir die Patienten unter den gegebenen Umständen bestmöglich behandeln können.

Wie kann das gelingen?

Es ist ja in der Medizin so, dass die bestmögliche Versorgung immer individuell am einzelnen Patienten bestimmt werden muss - wir kennen das alle aus unserer Praxis. Es gibt in vielen Fällen nicht die eine „beste“ Therapie: Eine Implantatversorgung mit komplexem prothetischem Aufbau kann für Mundhygiene-affine Patienten ein großer Gewinn sein, für starke Raucher dagegen ein eher iatrogen gesetztes Risiko. Dieser Kontrast ist sicher etwas dick aufgetragen, aber das Prinzip ist klar: Für jeden Patienten gibt es ein individuell zu ermittelndes Optimum an Versorgung, das sich eben nicht holzschnittartig an „Goldstandard“-Versorgungen orientiert.

Sie fragen beim Tagungsmotto des diesjährigen Zahnärztetages im September: „Welche Qualität müssen wir uns leisten?“ und sprechen dabei von Therapiekorridoren. Was ist damit gemeint?

Wir wollen uns auf dem kommenden Zahnärztetag weitergehend damit beschäftigen, welche Therapien für welche klinischen Probleme zur Verfügung stehen und welche Abwägungsprozesse aus wissenschaftlicher Sicht bei der Versorgung für den einzelnen Patienten infrage kommen. Nehmen Sie nur einmal das Beispiel der Einzelzahnlücke – die kann man mit Implantation und Hightech-Prothetik schließen, aber vielleicht auch unter Umständen einfach nur belassen und monitoren – so weit spreizen sich mitunter die Therapiealternativen auf. Für alle Möglichkeiten gibt es Argumente – hier die Spezifika der Therapien und die möglichen Abwägungen in der Behandlung aus wissenschaftlicher Sicht deutlich zu machen, das wird eine der Aufgaben des kommenden Zahnärztetages sein.

Das Gespräch führten Kerstin Albrecht und Benn Roolf.

Deutscher Zahnärztetag 2024

Veranstaltungsort: Maritim Hotel Düsseldorf, Maritim-Platz 1, 40474 Düsseldorf

12.09.: Vorkongress, 9.00 bis 17.00 Uhr

12.09.: Kongresseröffnung, 17.30 Uhr

13./14.09.: Wissenschaftliches Hauptprogramm

13.09.2024: Abendveranstaltung im Hotel-Restaurant Schnellenburg, River-Lounge und Dachterrasse, Rotterdamer Str. 120, 40474 Düsseldorf-Stockum, ab 19.00 Uhr

14.09.2024: Studierenden- und Assistententag, 9.00 bis 13.30 Uhr

14.09.2024: Zukunftskongress der Bundeszahnärztekammer, 14.30 Uhr

Information und Anmeldung unter www.dgzmk-apw-kongress.de.

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Umfangreiches Kongressprogramm

Auch dieses Jahr bietet der Deutsche Zahnärztetag wieder ein umfangreiches Programm. Im Zentrum steht der zweitägige wissenschaftliche Hauptkongress, der mit seinen über 20 Vorträgen das ganze Spektrum zahnmedizinischer Disziplinen abdeckt. Bereits am Donnerstag, 12. September, startet der Vorkongress mit zahlreichen Workshops. Am Samstag, 14. September, findet parallel zum Hauptprogramm der „Studierenden- und Assistententag“ statt.

Weitere Informationen zum Deutschen Zahnärztetag finden Sie hier.

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