aPDT: Die Unsicherheit über den Nutzen bleibt
Die adjuvante antimikrobielle Photodynamische Therapie (aPDT) soll helfen, im Rahmen der subgingivalen Instrumentierung (Therapiestufe 2) und der Unterstützenden Parodontaltherapie (Therapiestufe 4) die antimikrobiellen Effekte der mechanischen Plaqueentfernung zu verstärken. Dazu werden photosensibilisierende Substanzen in Kombination mit Laserlicht eingesetzt, um Bakterien lokal in der Tasche zu zerstören. Ob dieser Mechanismus jedoch zu klinisch relevanten Effekten führt, ist unklar.
Bereits die aktuelle Leitlinie „Die Behandlung von Parodontitis Stadium I bis III“ (Stand Dezember 2020) stellte die Frage „Sind die Therapieergebnisse bei adjuvanter antimikrobieller photodynamischer Therapie (aPDT) der alleinigen nichtchirurgischen subgingivalen Instrumentierung überlegen?“. Die Antwort war in der Empfehlung 2.5 klar formuliert: „Die adjuvante antimikrobielle photodynamische Therapie sollte bei Patienten mit Parodontitis nicht angewendet werden.“ Eine gleichlautende Empfehlung wurde für die UPT ausgesprochen. Grund war die nicht ausreichende Evidenz. Die Leitliniengruppe sah jedoch „weiteren Forschungsbedarf, um das Potenzial einer adjuvanten aPDT in der Parodontaltherapie durch gut konzipierte, randomisierte klinische Studien systematisch zu evaluieren“.
Die Arbeitsgruppe um Jervøe-Storm hat nun die aktuelle Literatur bis zum 14. Februar 2024 gesichtet. In die Auswertung einbezogen wurden randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) (sowohl paralleles Gruppen- als auch Split-Mund-Design) mit Teilnehmern mit einer klinischen Diagnose von Parodontitis und Periimplantitis. Verglichen wurde die gleichzeitige Anwendung der aPDT nach subgingivaler oder submukosaler Instrumentierung (SI) im Vergleich zu SI allein oder einer Kombination von SI und einem Placebo-aPDT.
50 RCTs mit 1.407 Teilnehmern wurden eingeschlossen. Die meisten Studien verwendeten ein Split-Mouth-Studiendesign; nur 18 Studien verwendeten ein Parallelgruppendesign. Die Studien waren klein – die Probandenzahl lag bei zehn bis 88 Teilnehmern.
„Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz ist sehr gering“
Bei allen Studien stellten die Autoren hohe oder unklare Risiken für Verzerrungen fest, sowohl was die Auswahl der Probanden betraf als auch aufseiten der Behandler, die teils nicht verblindet waren.
In 44 Studien wurde die ergänzende aPDT versus SI allein während der aktiven Behandlung einer Parodontitis untersucht. Ob sich die klinischen Ergebnisse mit einer adjuvanten photodynamischen Therapie tatsächlich verbesserten, darüber waren sich die Studienautoren nach Auswertung der Daten „sehr unsicher“. Gleiches trifft auf die ergänzende aPDT im Rahmen der UPT zu.
Generell wurden das hohe Verzerrungspotenzial und die niedrige Vertrauenswürdigkeit der Daten bemängelt. Die „Ergebnisse waren alle ungenau und beinhalteten keine klinisch wichtigen Vorteile der aPDT“, schreiben die Studienautoren und schlussfolgern: „Da die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz sehr gering ist, können wir nicht sicher sein, ob eine begleitende aPDT zu verbesserten klinischen Ergebnissen während der aktiven oder unterstützenden Behandlung von Parodontitis führt. Darüber hinaus deuten die Ergebnisse darauf hin, dass etwaige Verbesserungen zu gering sein könnten, um klinisch bedeutsam zu sein. Die Vertrauenswürdigkeit dieser Evidenz kann nur durch die Einbeziehung großer, gut durchgeführter RCTs erhöht werden, die angemessen analysiert werden, um Ergebnisänderungen über die Zeit oder Split-Mouth-Studiendesigns innerhalb der Teilnehmer (oder beides) zu berücksichtigen.“
Die Studie:
Jervøe-Storm P-M, Bunke J, Worthington HV, Needleman I, Cosgarea R, MacDonald L, Walsh T, Lewis SR, Jepsen S: Adjunctive antimicrobial photodynamic therapy for treating periodontal and peri-implant diseases. Cochrane Database of Systematic Reviews 2024, Issue 7. Art. No.: CD011778. DOI: 10.1002/14651858.CD011778.pub2. Accessed 17 July 2024.