Beratung zu Gründung, Übernahme und Abgabe

Besuch bei den Praxislotsen in Brandenburg

Wer eine Zahnarztpraxis in Brandenburg abgeben oder gründen will, ist bei den „Praxislotsen“ der KZV Land Brandenburg (KZVLB) an der richtigen Adresse. Sie beraten zu einer Vielzahl finanzieller, zulassungsrechtlicher und steuerlicher Themen – und geben manchmal auch den einen oder anderen zwischenmenschlichen Tipp.

Seit 2017 sind die Praxislotsen Anlaufstelle für Zahnärztinnen und Zahnärzte, die Informationen rund um die Niederlassung in Brandenburg benötigen. Aktuell besteht das Team aus einem Steuerberater, einer Finanzberaterin, einem berufserfahrenen zahnärztlichen Fachmann und einer Expertin für Zulassungsrecht.

Das Angebot hat sich etabliert, sagt Christiane Ariza, die bei der KZVLB die Abteilung Zulassung und Register leitet: „Wir bieten einmal pro Monat vier Beratungstermine à eine Stunde an. Seit anderthalb Jahren sind wir kontinuierlich ausgebucht und es steht immer jemand auf der Warteliste.“ Den Kontakt suchten neben Zahnärztinnen und Zahnärzten aus Brandenburg auch Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bundesländern, die einen Umzug nach Brandenburg in Erwägung ziehen.

Ein Termin bei den Praxislotsen ist als Einstiegsangebot gedacht und soll erste Anhaltspunkte bieten, wie Zahnärztinnen und Zahnärzte ihr jeweiliges Projekt am besten angehen. Um über das Gespräch hinaus Hilfestellung zu leisten, hat die KZVLB zusammen mit der Landeszahnärztekammer Brandenburg einen schriftlichen Leitfaden entwickelt, der bei den Beratungsterminen ausgegeben wird.

Potenzielle Interessenten bringt man einfach mit

Der größte Teil der Anfragen entfalle auf Niedergelassene, die sich zur Ruhe setzen wollen, berichtet Ariza. Der Prozess der Abgabe sei sehr komplex und für jede Praxis etwas anders gelagert, es gebe kein Patentrezept. „In den Gesprächen geht es sehr oft um Steuerfragen wie etwa die steuerrechtliche Optimierung des Verkaufs. Oder um den richtigen Zeitpunkt für die Abgabe“, so die KZVLB-Abteilungsleiterin. Auch ganz praktische Dinge kämen zur Sprache, zum Beispiel was man bei einer Praxisschließung mit den Akten macht.

Oder es geht darum, wie man den Praxiswert und den Verkaufspreis ermittelt – und in dem Zusammenhang auch um Anhaltspunkte für den Einstieg in den Verkauf, angefangen bei der Suche nach geeigneten Übernehmern oder Abgebern über die Verhandlungsführung bis hin zur Gestaltung des Vertrags.

Wer bereits potenzielle Nachfolgerinnen oder Nachfolger an der Hand hat, kann sie zum Gespräch mitbringen. Auch Angehörige sind willkommen. Während des einstündigen Termins können Optionen für den Übergang gemeinsam und moderiert von den Praxislotsen erörtert werden. „Es kommt vor, dass wir in diesen Gesprächen den noch benötigten Impuls geben können, eine Praxis tatsächlich zu übernehmen“, berichtet Ariza. „Oft sind die Interessentinnen und Interessenten skeptisch wegen der Finanzierung und dann ist es hilfreich, ihnen noch einmal alle Fördermöglichkeiten, zum Beispiel unseren Strukturfonds zur Förderung einer Übernahme oder Neugründung einer Praxis in versorgungskritischen Gebieten, vorzustellen.“

In der Regel gingen die Zahnärztinnen und Zahnärzte mit einer ersten Vorstellung über das weitere Vorgehen aus der Beratung und seien froh, dass sie sich die einzelnen Infos nicht mühsam zusammensuchen müssten, sagt Ariza. Aber: „Manchmal gibt es auch schwierige Situationen, besonders wenn sich abzeichnet, dass eine Praxis nur schwer oder auch gar nicht verkäuflich ist. Diese Einschätzung wird von den Inhaberinnen und Inhabern nicht immer gut aufgenommen. Wir versuchen dann aber trotzdem zu unterstützen und besprechen zum Beispiel, ob man den nicht erzielbaren Verkaufspreis stattdessen durch eine verlängerte Berufsausübung erwirtschaften kann.“

Wenn Zahnarzt-Eltern und -Kinder unterschiedlich ticken

Behutsames Vorgehen ist aus ihrer Erfahrung ebenfalls gefragt, wenn Eltern ihre Praxis nur schrittweise an ihre Kinder abgeben möchten: „In solchen Gesprächen erkennen wir als Praxislotsen oft eher als die Eltern, wenn die Kinder lieber ohne eine gemeinsame Übergangszeit starten möchten. Oder dass sie in Wahrheit kein oder noch kein Interesse an einer Übernahme haben und eine Anstellung vorziehen. In solchen Fällen versuchen wir, unsere Beobachtung zur Sprache zu bringen und eine Diskussion anzustoßen.“

Auch die Kammer berät

Neben der KZVLB können Zahnärztinnen und Zahnärzte die Landeszahnärztekammer Brandenburg (LZÄKB) ansprechen, wenn sie ihre Praxis abgeben möchten beziehungsweise eine Niederlassung in Erwägung ziehen. Das Angebot der Kammer heißt „Treffpunkt ZA-Praxis – für Neustarter und Abgeber“. Die Beratungen finden immer mittwochs in den Räumen der LZÄKB in Cottbus statt.

Zahnärztinnen und Zahnärzte können mit den Praxislotsen auch eine Veränderung ihrer Berufsausübungsform besprechen. Etwa wenn aus einer Gemeinschaftspraxis eine Berufsausübungsgemeinschaft (BAG) werden soll oder umgekehrt.

Auch besondere Konstellationen beim Übergang der Inhaberschaft können ein Thema sein. „Wir hatten einen Fall, bei dem ein übernahmewilliger Zahnarzt als Angestellter in die betreffende Praxis gekommen ist“, erzählt Ariza. „Der Inhaber und er legten einen Zeitpunkt fest, zu dem sie die Rollen tauschen. Ab diesem Datum arbeitete der alte Chef als Angestellter weiter. So ein Modell funktioniert nur, wenn jemand die Führung tatsächlich abgeben kann. Das hatten wir in unserem Beratungsgespräch zum Thema gemacht und es lief dann tatsächlich gut.“

Auch die KZV selbst profitiert von der Beratung

Die KZV selbst kann durch die Lotsen für die Niederlassung werben und den Prozess erleichtern, indem sie die Angst vor einer Niederlassung abbaut. Außerdem ermöglichen die Kontakte den Aufbau eines Netzwerks, das auf kurzem Weg Zahnärztinnen und Zahnärzte zusammenbringen kann, die ihre Praxis abgeben wollen oder auf der Suche nach einem Objekt sind. Hier vermitteln die Praxislotsen immer wieder Kontakte. „Es ist ja so, dass nicht alle ihren Abgabewunsch frühzeitig durch den Eintrag in eine entsprechende Börse öffentlich machen“, gibt Ariza zu bedenken. „Das kann nämlich dazu führen, dass man Mitarbeitende verliert, denen diese Perspektive zu unsicher erscheint. Über die Praxislotsen finden sie trotzdem zueinander – und Praxisstandorte bleiben erhalten.“

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