Studie zu „Beschäftigten in personenbezogenen Dienstleistungen“

Wie zufrieden sind Zahnärztinnen und Zahnärzte in ihrem Job?

Wie bewerten Zahnärztinnen und Zahnärzte als „Beschäftigte in personenbezogenen Dienstleistungen“ eigentlich ihre Gesundheit und ihre Arbeitszufriedenheit? Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat die wichtigsten Umfragen der vergangenen Jahre gesichtet und jetzt die Ergebnisse präsentiert.

Wer im Bildungs- und Gesundheitssystem oder für die öffentliche Sicherheit und Ordnung arbeitet – also auch Zahnärztinnen und Zahnärzte –, leidet besonders häufig unter Termin- und Leistungsdruck, erhält aber auch oft Hilfe und Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen oder von Vorgesetzten, bilanziert das BAuA. Viele Beschäftigte berichten demnach von einer guten Zusammenarbeit im Team. Auch das Betriebsklima stimmt für die meisten.

Arbeitsgegenstand ist der Mensch

Lehrende, Pflegende, Servicekräfte in der Gastronomie oder Beschäftigte im Personen- oder Brandschutz – und auch Zahnärztinnen und Zahnärzte – sind Beispiele für Beschäftigte, die im Bereich der personenbezogenen Dienstleistungen (pDL) tätig sind, das heißt sie arbeiten und interagieren an oder mit Menschen. Ihr Arbeits“gegenstand“ ist also der Mensch.

Mit bis zu 80 Prozent ist der Anteil an Frauen deutlich höher als in anderen Dienstleistungsberufen. Fast die Hälfte der Erwerbstätigen haben Abitur oder einen vergleichbaren Schulabschluss, knapp 40 Prozent einen Universitäts- oder Fachhochschulabschluss. Mehr als die Hälfte arbeitet im öffentlichen Dienst.

Sie erzählen zugleich von oft kurzfristig angesetzten Beanspruchungen, dem Arbeiten an der Grenze der Leistungsfähigkeit und über Schwierigkeiten, nach der Arbeit abzuschalten. Stress und auch Depressionen nehmen zu, dazu kommen vermehrt Anzeichen körperlicher Erschöpfung, Kopfschmerzen, Nacken-, Schulter- und Rückenschmerzen sowie Magen- und Verdauungsbeschwerden, heißt es in dem Bericht. Dennoch sind rund 90 Prozent der Erwerbstätigen mit Art und Inhalt ihres Jobs sehr zufrieden oder zufrieden, über 80 Prozent übrigens auch mit ihren direkten Chefinnen und Chefs. Einkommen und Weiterbildungsmöglichkeiten halten viele dagegen für unzureichend.

Der Job diktiert die Arbeits- und Pausenzeiten

Was die Menschen aber wirklich an die Grenze bringt, ist das fremdbestimmte Arbeiten: Weder können sie selbst entscheiden, wann sie Pause machen, noch können sie Gleitzeit arbeiten, und Feierabend ist, wenn der letzte Patient die Praxis verlässt. Auch die Menge der Aufgaben, Ablenkungen, emotionale Anforderungen, die Geräuschbelastung, das Arbeiten in Zwangshaltung und der Umgang mit mikrobiologischen Stoffen sind laut BAuA eine Belastung.

Typisch und anstrengend sind zudem die Teilzeit- und Wochenendarbeit, Bereitschaftsdienste sowie die Erreichbarkeit für dienstliche Belange in der Freizeit. In Bezug auf die körperlichen Anforderungen sind die pDL nicht Spitzenreiter. „Arbeiten im Stehen oder im Sitzen beziehungsweise mit den Händen sind jedoch durchaus Anforderungen, mit denen sie häufig konfrontiert werden“, stellt das BAuA fest. Es sei daher wichtig, „auch diese bei betrieblichen Interventionen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu beachten“. 

Erhalten und fördern sollte man unterm Strich jene Arbeitsmerkmale, die der Belastung entgegenwirken können. Dazu zählen neben der sozialen Unterstützung gerade auch der inhaltlich-organisatorische Tätigkeitsspielraum, die Anforderungs- und Aufgabenvielfalt, die Relevanz der eigenen Arbeit und die Passung von fachlichen Kompetenzen und Arbeitsanforderungen. Selbst das Problemlösen – Kompromisse aushandeln oder schwierige Entscheidungen treffen – kann als Ressource wirken, wenn es als kognitive Anregung und als Training mentaler Fähigkeiten fungiert – kritisch wird es, wenn die Aufgabe zu einer Überforderung führt. 

Neue Erkenntnisse gab es durch die Pandemie

Im Zuge der Pandemie traten die mit der Arbeitstätigkeit verbundenen Ressourcen (soziale Unterstützung) und Risiken (hohe Arbeitsintensität) noch deutlicher zutage. So nahm etwa die Arbeitsintensität in der stationären Pflege und im Krankenhaus zu, während ambulant behandelnde Zahnärztinnen und Zahnärzte oder auch Lehrer in Schulen von einer im Vergleich zu vor der Pandemie geringeren Arbeitsdichte berichten. Wolf et al. [2021] kamen in ihrer Befragung von 2.635 Zahnärztinnen und Zahnärzten in Deutschland zu dem Ergebnis, dass sich deren Arbeitsintensität während der Pandemie deutlich reduziert hatte. Dabei gehen die Forschenden davon aus, dass die Berufsgruppen unterschiedlich gut auf die Arbeit mit infizierten Personen vorbereitet waren. So fanden de Sire et al. [2021] in ihrer Studie zu Physiotherapeutinnen und -therapeuten heraus, dass jeder Vierte sich nicht ausreichend für die Arbeit mit infizierten Patientinnen und Patienten befähigt fühlte und in einer Befragung unter ZFA gaben lediglich 42 Prozent an, ausreichend instruiert (worden) zu sein [Dreher et al., 2021].

Tätigkeitsübergreifend weisen die Studienergebnisse auf die Bedeutung kollegialer Unterstützung, einer gut organisierten Kommunikation und Zusammenarbeit sowie der Verfügbarkeit notwendiger Schutzausrüstung hin. In Europa zeigte sich demzufolge länderübergreifend immer wieder, dass es gerade zu Beginn der Pandemie dramatisch an persönlicher Schutzausrüstung gefehlt hat. Dies traf für Zahnärztinnen und Ärzte und Pflegende ebenso zu wie für Laboranten und für ZFA [Akerstrom et al., 2022, Costa et al., 2022; Dreher et al. 2021, Duracinsky et al., 2022; Garcia-Hedrera et al., 2021; Malecka et al., 2020].

Nicht zuletzt wurde die mit dem Job verbundene Übernahme von Verantwortung für andere während der Pandemie zu einem signifikanten Belastungsfaktor. Zahlreiche Studien bestätigen danach, dass das Risiko und die damit verbundene Sorge, Heimbewohner, Kundinnen und Patienten im Therapiebereich oder aber An- und Zugehörige der eigenen Familie im Zuge der Tätigkeitsausführung unwissentlich zu infizieren, ein kritischer Belastungsfaktor war.

Die Studie:
J. Moser, P. Ingenfeld, R. Zeibig, M. Zink, L. Hünefeld, H. Möller, U. Rösler: Arbeit und Gesundheit bei Erwerbstätigen im Bereich der personenbezogenen Dienstleistungen. 1. Auflage. Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2024.

Literaturliste

  • Akerstrom, M., Carlsson, Y., Sengpiel, V., Veje, M., Elfvin, A., Jonsdottir, I. H., Degl‘Innocenti, A., Ahlstrom, L., Wijk, H., & Linden, K. (2022, Sep). Working conditions for hospital-based maternity and neonatal health care workers during extraordinary situations - A pre-/post COVID-19 pandemic analysis and lessons learned. Sex Reprod Healthc, 33, 100755. doi.org/10.1016/j.srhc.2022.100755

  • Costa, C., Teodoro, M., De Vita, A., Giambò, F., Mento, C., Muscatello, M. R. A., Alibrandi, A., Italia, S., & Fenga, C. (2022, Sep 5). Factors Affecting Perceived Work Environment, Wellbeing, and Coping Styles: A Comparison between Physicians and Nurses during the COVID-19 Pandemic. Int J Environ Res Public Health, 19(17). doi.org/10.3390/ijerph191711104

  • de Sire, A., Marotta, N., Raimo, S., Lippi, L., Inzitari, M. T., Tasselli, A., Gimigliano, A., Palermo, L., Invernizzi, M., & Ammendolia, A. (2021, Sep 14). Psychological Distress and Work Environment Perception by Physical Therapists from Southern Italy during COVID-19 Pandemic: The C.A.L.A.B.R.I.A Study. Int J Environ Res Public Health, 18(18). doi.org/10.3390/ijerph18189676

  • Dreher, A., Pietrowsky, R. & Loerbroks, A. (2021). Attitudes, stressors and work outcomes related to the COVID-19 pandemic among dental assistants in Germany: a cross-sectional study. BMJ Open; https://doi:10.1136/bmjopen-2020-045881

  • Duracinsky, M., Marcellin, F., Cousin, L., Di Beo, V., Mahé, V., Rousset-Torrente, O., Carrieri, P., & Chassany, O. (2022). Social and professional recognition are key determinants of quality of life at work among night-shift healthcare workers in Paris public hospitals (AP-HP ALADDIN COVID-19 survey). PLoS One, 17(4), e0265724. doi.org/10.1371/journal.pone.0265724

  • García-Hedrera, F. J., Gil-Almagro, F., Carmona-Monge, F. J., Peñacoba-Puente, C., CataláMesón, P., & Velasco-Furlong, L. (2021, Aug). Intensive care unit professionals during the COVID-19 pandemic in Spain: social and work-related variables, COVID-19 symptoms, worries, and generalized anxiety levels. Acute Crit Care, 36(3), 232-241. doi.org/10.4266/acc.2021.00213

  • Małecka, M., Ogrodzińska, K., Salczyńska, G., & Ciepiela, O. (2020, Sep 25). Laboratory work safety rules and guidelines during COVID-19 pandemic in Polish clinical laboratories - do our laboratories work according to a recent IFCC Taskforce Recommendations? Clin Chem Lab Med, 58(10), e205-e208. doi.org/10.1515/cclm-2020-0764

  • Wolf, T. G., Deschner, J., Schrader, H., Bührens, P., Kaps-Richter, G., Cagetti, M. G., & Campus, G. (2021, Mar 19). Dental Workload Reduction during First SARS-CoV-2/COVID-19 Lockdown in Germany: A Cross-Sectional Survey. Int J Environ Res Public Health, 18(6). doi.org/10.3390/ijerph18063164

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