Behandele die ZFA gut!

Für Sie, die Sie Praxisinhaberin oder -inhaber sind, ist das Problem inzwischen nichts Neues, sondern allgegenwärtig: der Fachkräftemangel. Laut des am Institut der deutschen Wirtschaft angesiedelten Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA) macht die Fachkräftelücke in Gesundheits- und Sozialberufen inzwischen ein Viertel der gesamten Fachkräftelücke in Deutschland aus. Ihr Ausmaß habe sich im zurückliegenden Jahrzehnt mehr als verdreifacht und liege aktuell bei 133.000 unbesetzten Stellen, so die Analyse, der zufolge es im Bereich ZFA besonders düster aussieht. Für den Zeitraum Januar bis Dezember 2023 spricht das KOFA bei den ZFA im Schnitt von 12.207 offenen Stellen und einer Fachkräftelücke von 8.202. Größer war die Lücke nur in der Altenpflege (15.230) und in der Gesundheits- und Krankenpflege (17.656).

Dazu kommt, dass der Fachkräftemangel in einem Berufsfeld unmittelbare Auswirkungen auf andere Berufsgruppen hat. Besonders gravierend: der Mangel an Erzieherinnen in den Kitas. Dies wirkt sich direkt auf die Arbeitssituation an anderer Stelle aus – insbesondere bei Berufen mit starkem Frauenschwerpunkt wie bei den ZFA. Funktioniert die Kinderbetreuung nicht richtig, schränken Frauen zwangsweise ihre berufliche Tätigkeit ein. Das gehört natürlich zu den Rahmenbedingungen, die der Berufsstand selbst nicht in der Hand hat. Hier ist ein gesamtgesellschaftliches Umsteuern erforderlich. Auch nicht wirklich etwas Neues, aber absolut erforderlich. Das große Problem ist, dass die Zahnärzteschaft mit anderen Gesundheitsprofessionen in Konkurrenz um Auszubildende und Fachkräfte steht. Das darf nie vergessen werden.

Aber was kann der Berufsstand selbst tun, um die Situation zu verbessern? Damit hat sich der Vorstand der Bundeszahnärztekammer kürzlich auf seiner Klausurtagung in Münster beschäftigt. Herausgekommen ist dabei die „Münsteraner Erklärung“. Zu den Dingen, die in den Händen des Berufsstands liegen, zählen aus Sicht des BZÄK-Vorstands unter anderem klassische tarifpolitische Maßnahmen wie angemessene Gehälter, flexiblere Arbeitszeiten oder die stärkere Einbindung des Teams in Strategie- und Entscheidungsprozesse der Zahnarztpraxis.

Beschäftigt hat man sich in Münster auch mit der Frage, ob das Hinzuziehen von ausländischen Kräften sinnvoll sein kann. Insbesondere in Südostasien gibt es viele junge Menschen, die deutsche Gesundheitsberufe sehr attraktiv finden. Einige Praxen haben bereits sehr gute Erfahrungen gemacht. Aber auch hier gilt, dass sich die vietnamesische Auszubildende nach dem Ende ihrer Ausbildung genau anschauen wird, ob sie in der Zahnmedizin bleiben wird. Stimmen die Konditionen und das Arbeitsumfeld nicht, ist sie auch ganz schnell in ein anderes Berufsfeld abgewandert. Mit Kusshand werden sie überall genommen.

Auch das war Thema in Münster: Im Fall des Recruitings von ZFA im Ausland soll unbedingt die Einhaltung der anerkannten ethischen Standards sichergestellt werden, so die Forderung. Die Anwerbung müsse für die Fachkräfte unentgeltlich und transparent sein. Ersteres ist allerdings aktuell heute oft noch nicht der Fall. „Angeworbene Fachkräfte müssen in allen Belangen gegenüber inländischen Arbeitskräften gleichgestellt sein“, heißt es in der Erklärung weiter. Aber auch hier ist klar, dass es sich bei der Anwerbung ausländischer Kräfte nur um einen Baustein handeln kann und diese nicht die Lösung aller Probleme darstellt.

Außerdem wurde beschlossen, einen „Code of Conduct“ im Rahmen einer „AG Münsteraner Erklärung“ zu erarbeiten. Dieser soll als Maßnahme zur Stärkung der Konzeption von Personalbindungsmaßnahmen dienen und aktiv in den zahnärztlichen Berufsstand und die Politik getragen werden. Eine Kernaussage sollte aus meiner Sicht sein: „Behandele Deine Auszubildenden und ZFA gut“. Die Auszubildende mit dem Hund des Chefs regelmäßig zum Gassi gehen zu schicken, wie es schon zu hören war, gehört sicher nicht dazu.

In diesem Sinne viel Spaß bei der Lektüre dieses Heftes

Sascha Rudat
Chefredakteur

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