Arbeitsgemeinschaft für Bildgebung in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde

Was kann das dentale MRT?

Am 13. und 14. September trafen sich die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft für Bildgebung in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (AGBiZ) zu ihrer Jahrestagung in Münster. Ein großes Thema waren die Potenziale der MRT-­Technologie in der Zahnmedizin. Und es gab Kritik am derzeitigen Trend, auf Patientenschutzmittel zu verzichten.

Im September 2023 hatte sich die bekannte Arbeitsgemeinschaft für Röntgenologie (ARö) in „Arbeitsgemeinschaft für Bildgebung in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (AGBiZ)“ umbenannt. Grund dafür waren die sich bereits abzeichnenden Veränderungen in der zahnärztlichen Bildgebung: Mit der Magnetresonanztomografie und der Sonografie kommen künftig zwei nichtröntgenologische Technologien in die Zahnmedizin, so dass der Name „Röntgenologie“ dem weiter gefassten Begriff der Bildgebung weichen musste.

Auf der an die Jahrestagungen der ARö anschließenden 58. Jahrestagung der AGBiZ stand vor allem das Thema „dentales MRT“ im Fokus. Im Juni dieses Jahres hatten die Firmen Dentsply Sirona und Siemens Healthineers den Start des weltweit ersten, speziell auf zahnmedizinische Diagnostik zugeschnittenen MRT-Systems bekanntgegeben (siehe zm 13/2024). Die Jahrestagung beschäftigte sich nun in mehreren Vorträgen mit den Potenzialen dieses Systems.

„Die Technik hat großes Potenzial“

Bereits im Vorfeld der Tagung hatte ein Modul eines ersten Pilotkurses zur Fachkunde in der dentalen MRT im Kreis der Entwickler des Kursformats stattgefunden, auf dem Prof. Dr. Rubens Spin-Neto (Aarhus, Dänemark) klinische Daten vorgestellt hatte, die mit dem ersten Prototyp-Gerät erhoben wurden. Die Neuroradiologin PD Dr. Monika Probst, die seit Jahren Forschung im Bereich des dentalen MRTs betreibt, stellte ebenfalls eine Zusammenfassung ihrer klinischen Bilder und des Potenzials der dentalen MRT vor. Dabei ging es auch um die Möglichkeiten, mit dem MRT Frühstadien des parodontalen Knochenabbaus bei parodontalen Erkrankungen zu detektieren.

Prof. Dr. Tim Hilgenfeld (Neuroradiologie, Universitätsklinikum Heidelberg) hob vor allem die Erweiterung des diagnostischen Spektrums durch das dentale MRT hervor. Die Technik habe „großes Potenzial“ für die im Moment bildgebungstechnisch für die Zahnmedizin nicht visualisierbaren Weichgewebspathologien und -anwendungen. Trotz noch bestehender Limitationen in der Ortsauflösung der MRT zeigten viele Studien die Möglichkeiten der Technologie, etwa in der Visualisierung von intraossären Entzündungen, bei der Differenzierung von zystisch imponierenden Läsionen sowie bei der Blutperfusion von Zähnen.

Das ALARA-Prinzip bleibt gültig!

Weitere Vorträge beschäftigten sich mit der Dosis zahnärztlicher Röntgenverfahren. Dr. Matthias Burwinkel (Mainz) diskutierte die Sinnhaftigkeit des derzeitigen Trends zur Abschaffung von Patientenschutzmitteln („Röntgenschürzen“) – diese Entwicklung stößt bei vielen Fachleuten auf Kritik. So hatte Burwinkel bei eigenen, bisher unveröffentlichten Messungen deutlich erhöhte Dosiswerte im Bereich des ungeschützten weiblichen Brustgewebes gefunden im Vergleich zur durch eine Bleischürze geschützten Brust.

Die aktuellen Vorgaben verfolgen jedoch eine gänzlich andere Richtung. So hatte die American Dental Association (ADA) im Februar 2024 neue Empfehlungen verabschiedet, wonach künftig auf Patientenschutzmittel wie Schilddrüsenschutz und Patientenschutzschürze beim Röntgen verzichtet werden kann. Auch die beim Bundesumweltministerium angesiedelte Strahlenschutzkommission (SSK) hält den Einsatz von Patientenschutzmitteln beim zahnärztlichen Röntgen nicht mehr für notwendig.

Die zahnärztlichen Experten der AGBiZ verweisen jedoch auf die Gültigkeit des ALARA-Prinzips („As Low As Reasonably Achievable“), in dessen Rahmen im Interesse der Patientensicherheit jede Maßnahme der Dosisreduktion ausgeschöpft werden muss. Zudem zwinge der im Vergleich zur Allgemeinradiologie substanziell höhere Anteil pädiatrischer Patienten im zahnärztlichen Röntgen [IAEA, 2022] zu einer mehr auf den Patientenschutz ausgerichtete Denkweise.

Dr. Andreas Künzel (Düsseldorf) zeigte anhand von Dosisflächenprodukten auf, welche zahnärztlichen Röntgentechniken und -einstellungen in der Anwendung Dosiseinsparungen beziehungsweise -erhöhungen auslösen können. Die Teilnehmer der Jahrestagung beschlossen, ein offizielles Statement der AGBiZ zu verfassen, das sich mit der Thematik befasst. Dazu soll jedoch noch die Veröffentlichung der Studienergebnisse der Arbeitsgruppe um Burwinkel abgewartet werden.

Der Nachwuchs wurde prämiert

Im Rahmen des von der Firma Dentsply Sirona gestifteten wissenschaftlichen Nachwuchswettbewerbs stellten acht Forscherinnen und Forscher von sechs Universitäten in Zehn-Minuten-Vorträgen Ergebnisse aus ihrer Arbeit vor. Eine zehnköpfige Jury bewertete diese Vorträge.

Den mit 1.200 Euro dotierten ersten Preis gewann Helena Albrecht (Klinik für Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie der Universitätsmedizin Mainz), die sich mit dem Thema „Das Abstandsquadratgesetz auf dem Prüfstand in der praktischen Anwendung – warum es bei Verwendung eines CMOS-Sensors mit CSL-Szintillatorschicht nicht anzuwenden ist“ beschäftigt hatte. Den mit 800 Euro dotierten zweiten Preis erhielt Dr. Kim Martin (Klinik für Oralchirurgie und Stomatologie, Universität Bern, Schweiz), die über das Thema „Einfluss der Patientenbewegung auf die Genauigkeit von kephalometrischen Referenzpunkten in digitalen gescannten FRS-Aufnahmen“ referiert hatte.

Literaturliste

  • [IAEA, 2022]: International Atomic Energy Agency IAEA. Safety Report Series No 108: Radiation Protection in Dental Radiology. International Atomic Energy Agency IAEA, Wien 2022.

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